Wilde Malve - Malva sylvestris
Die anerkannte medizinische Anwendung von Malvenblätter und -blüten ist die Therapie bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundenem trockenem Reizhusten. Nebenwirkungen bzw. Wechselwirkungen sind keine bekannt.
Malva sylvestris L. (syn. Malva ambigua, M. erecta, M. glabra, M. vulgaris);
Grosse Käsepappel (syn. Wilde Malve, Chäslichrut)
VORKOMMEN
Ursprünglich kommt die Wilde Malve aus Asien und Südeuropa. Heute ist
sie in ganz Süd- und Mitteleuropa weit verbreitet. Ihr Vorkommen
erstreckt sich nach Norden bis Mittelschweden und Südnorwegen.
Malva sylvestris gedeiht auf trockenen, stick- und
nährstoffreichen Böden bis in Höhenlagen von 1800 Meter. Man findet sie
vor allem an Wegrändern und Zäunen, auf Ödland und in lichten Wäldern. Die Wilde Malve ist zudem eine schöne Gartenpflanze und darf in keinem Naturgarten fehlen.
MERKMALE
Die Wilde Malve wächst als überwinternd grüne, (selten ein-) zweijährige
bis ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 125 cm
erreicht. Mit ihrer spindelförmigen, fleischigen und tiefreichenden
Pfahlwurzel ist sie fest im Erdreich verankert.
Die Blütezeit liegt zwischen Mai und September. Die Blüten
stehen meist zu zweit bis viert (selten bis zu zehnt) in Büscheln in den
Laubblattachseln, sie können jedoch auch einzeln stehen. Die behaarten
Blütenstiele sind mit einer Länge von 2 cm kürzer als die Blattstiele
und zur Blüte- und Fruchtzeit aufrecht orientiert.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
1. Malvae flos (syn. Flores Malvae, Flos Malvae, Malvae flores); Malvenblüten (syn. Blaue Pappelblumen, Wilde Malvenblüten), die getrockneten Blüten.
2. Malvae folium (syn. Folia Malvae, Folium Malvae, Malvae folia); Malvenblätter (syn. Käsekraut), die getrockneten Laubblätter.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
1. Malvae flos:
Schleimstoffe (Polysaccharide):
Gehalt im Durchschnitt zwischen 6 und 7 %. Es handelt es sich um ein Gemisch verschiedener neutraler und saurer Polysaccharide mit einem mittleren Molekulargewicht von etwa 80'000 Dalton. Zuckerkomponenten nach Hydrolyse sind Galactose, Glucose, Arabinose, Xylose, Rhamnose und Galacturonsäure als Monosaccharidbausteine.
Anthocyane:
Gehalt bis zu 7 %. Hauptkomponenten sind Malvin (= Malvidin-3,5-diglucosid) 6''-Malonylmalvin (= Malvidin-3-(6'-malonylglucosid)-5-glucosid), Malvidin, Delphinidin, Genistein, Myricetin und andere.
Weitere Bestandteile:
Spuren an Cumarinen und Gerbstoffen, sowie Fettsäuren und Vitamin C und E.
2. Malvae folium:
Schleimstoffe (Polysaccharide):
Gehalt im Durchschnitt zwischen 5 und 12 %. Es handelt es sich um ein Gemisch verschiedener neutraler und saurer Polysaccharide mit einem mittleren Molekulargewicht von etwa 60'000 Dalton. Zuckerkomponenten nach Hydrolyse sind Galactose, Glucose, Arabinose, Xylose, Rhamnose und Galacturonsäure als Monosaccharidbausteine. Der Galacturonsäuregehalt liegt bei ca. 19%.
Flavonoide:
Vor allem 8-O-Glucuronide des Hypoaletins, Isoscutellareins und Gossypetin-3-O-glucosid. Ungewöhlich ist das Vorkommen von Flavonoidsulfaten, wie Gossypetin-8-O-β-D-glucuronid-3-sulfat.
Weitere Bestandteile:
Spuren an nicht näher identifizierten Gerbstoffen, sowie Spuren von Sesquiterpenen und Diterpenen. Im Weiteren kleine Mengen Fettsäuren, Sterole und die Vitamine C und E.
PHARMAKOLOGIE
Die gelösten Schleimstoffe der Droge legen sich bei peroraler Anwendung als schützender Film über die entzündeten Schleimhäute des Mund- und Rachenbereichs. Sie entfalten so eine beruhigende Wirkung auf die verantwortlichen Rezeptoren. Daher sind sie bei trockenem Reizhusten besonders geeignet. Als Expektorantien (= Arzneimittel, die bei Erkrankungen mit zäher Schleimbildung den Abtransport des Schleimes fördern bzw. den Auswurf erleichtern) sind sie nicht wirksam.
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendungen:
- Kommission E (Blüten und Blätter):
Bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundenem trockenem Reizhusten. - ESCOP (nur Blüten):
Trockener Husten, Reizungen der Mund-, Rachen- und Magenschleimhaut - HMPC (Blüten und Blätter)
Vom HMPC wurden Malvenblätter und Malvenblüten als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Malvenblätter und Malvenblüten als reizlinderndes Mittel bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und bei damit verbundenem trockenem Reizhusten eingesetzt werden.
Volkstümliche Anwendung:
Die Blüten werden in der Volksheilkunde meistens zur Behandlung von Bronchialkatarrhen verwendet, seltener auch bei Gastroenteritis.
Äusserlich auch zur Wundbehandlung. Ein wissenschaftlicher Nachweis der Wirksamkeit ist nicht erbracht..
Die Blätter werden zur Wundbehandlung (Umschläge) eingesetzt. Auch als Badezusatz bei Entzündungen der Haut finden die Blätter Verwendung. Eine Wirksamkeit der Anwendung ist bislang kaum belegt.
In Teemischungen gegen Erkältungskrankheiten wirtd die Wilde Malve gerne gemischt mit Königskerze, Spitzwegerich, Anis, Fenchel, Eibisch, Süssholz und Isländisch Moos.
Creme aus Malve, Pfefferminze, Schlüsselblume, Frauenmantelkraut, Ehrenpreis, Melisse und Schafgarbe soll Pigmentflecken verbessern.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Neben Fertigarzneimitteln sind im Handel vor allem Teemischungen zu kaufen. Man kann sich aus den getrockneten Blüten oder Blättern auch selber einen Aufguss bereiten.
Bereitung eines Teeaufgusses:
3 bis 5 g fein geschnittene Malvenblätter bzw. 1,5 bis 2 g fein geschnittene Malvenblüten mit 150 mL kochendem Wasser übergiessen und nach 10 Minuten durch ein Teesieb filtrieren.
Produkte Schweiz:
- Künzle Malvenblätter, geschnittene Droge (Kräuterpfarrer Künzle AG)
- Sidroga Reizhustentee, geschnittene Droge (Sidroga AG)
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung (Blüten und Blätter)
- ESCOP: - positive Bewertung (nur Blüten)
- HMPC: - Positive Monographien für Blüten und Blätter (Malvenblüten, Malvenblätter)
HOMÖOPATHIE
Malva äthanol. Infusum HAB 1; Die getrockneten Blüten.
Anwendungsgebiete: anthroposophische Therapierichtung.
WILDE MALVE IM GARTEN
Am liebsten wächst sie im Garten am Rande eines Beetes um möglichst viel
Sonne zu ergattern. Die Wilde Malve kommt mit jedem Gartenboden
zurecht. Die Pflanze kann aus Samen gezogen werden, oder man kauft sich
junge Pflanzen in der Gärtnerei. Wenn das Wetter zu feucht ist neigt sie
(wie alle Malven) dazu Malvenrost zu bekommen. Die Blüten in hell- und
dunkleren Violetttönen sind sehr schön. Die Blüten werden von diversen
Insekten wie Wildbienen, Ohrwürmern als Schlafplatz genutzt.
Feuerwanzen mögen die Samen und saugen an ihnen. Deshalb ist die wilde
Malve auch eine Pflanze wo man häufig die sehr hübschen Feuerwanzen
trifft.
Malva sylvestris ist eine schöne und dekorative Gartenpflanze und darf in keinem Naturgarten fehlen. Bei mir im Garten wachsen sie vor allem neben Beifuss, Mutterkraut, Malven und Damaszener Rose.
SONSTIGES
Wollte man die Fruchtbarkeit einer Frau testen, so wurde empfohlen, mit
deren Urin die Pflanze zu begiessen. Wenn nach drei Tagen keine
Anzeichen für Verdorrung erkennbar waren, konnte mit Kindersegen
gerechnet werden.
Verbreitet war auch der Aberglaube, dass man nach überreichlichem Genuss der Früchte Läuse bekommen würde.
In manchen Gegenden werden zum Fest Mariä Himmelfahrt am
15. August heilende, schön anzusehende und gut duftende Kräuter für
Kräuterbuschen gesammelt. Neben der wilden Malve besteht ein
Kräuterbuschen z. B. aus Dost, Teufelsabbiss, Feldstiefmütterchen, Gänsefingerkraut, Ringelblume, Silberdistel, Odermennig, Kamille, Pfefferminze, Schafgarbe oder auch Königskerze.
Letzte Änderung: 10.04.2024 / © W. Arnold