Ringelblume - Calendula officinalis
Die anerkannte medizinische Anwendung von Ringelblumenblüten ist die äusseliche Behandlung bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut und bei Wunden mit schlechter Heilungstendenz. Ringelblumenöl wird traditionell als mild wirkendes Arzneimittel zur Unterstutzung der Hautfunktion angewendet. Selten werden allergische Reaktionen beobachtet, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln sind keine bekannt.
Calendula officinalis (syn. Caltha officinalis);
Ringelblume (syn. Feminell, Goldblume, Goldrose, Marienrose, Studentenblume, Totenblume, Weckbröselchen)
VORKOMMEN
Die genaue Herkunft der Ringelblume ist unbekannt, wird jedoch im Mittelmeerraum vermutet. Vermutet wird zudem , dass sie durch züchterische Eingriffe aus der im Mittelmeergebiet heimischen Calendula arvensis hervorgegangen ist. Die schöne Pflanze wird weit verbreitet kultiviert und kommt verwildert in ganz Europa vor. In Mitteleuropa ist sie eine Adventivpflanze, jedoch nicht eingebürgert. Die Ringelblume verwildert leicht, jedoch nur unbeständig. Verwildert wächst die Pflanze in Mitteleuropa auf Schutt und nährstoffreichen Lockerböden in der collinen bis montanen Höhenstufe. Man findet in Gärten häufig „gefüllte“ Ringelblumen mit mehreren Kreisen von Zungenblüten. Calendula officinalis darf in keinem Naturgarten fehlen.
MERKMALE
Die Ringelblume ist meistens eine einjährige krautige Pflanze. Manchmal
wächst sie einjährig überwinternd oder zweijährig. Die Ringelblume
erreicht meist Wuchshöhen von 20 bis 60 Zentimeter.
Die Pflanze hat eine ca. 20 cm lange Pfahlwurzel und
zahlreiche dünne Nebenwurzeln. Der Stängel ist aufrecht, wenig oder
lediglich im oberen Bereich verzweigt, kantig und kurz flaumig behaart.
Die wechselständig angeordneten, 10 bis 15 cm langen und 3 bis 4 cm
breiten, filzig behaarten Blätter sind im unteren Teil praktisch
spatelförmig und weiter oben eher lanzettlich.
Die Blütezeit der Ringelblume dauert von Juni bis September. Ein einzelner
Blütenkorb blüht meistens etwa fünf Tage lang. Die Blütenkörbe stehen
einzeln an langen Blütenstandsstielen und haben einen Durchmesser von
bis zu 5 Zentimeter. Die 12 bis bis mehr als 40 Hüllblätter sind 10 bis 12
Millimeter lang.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Calendulae flos (syn. Flores Calendulae) - Ringelblumenblüten.
Calendulae flos cum calyce (syn. Flores Calendulae cum calycibus); Ringelblumenblüten, die zerkleinerten Blütenkörbchen.
Calendulae herba (syn. Herba Calendulae); Ringelblumenkraut.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Calendulae flos:
Flavonoide: Die Blüten enthalten Flavonolglykoside mit Isorhamnetin und Quercetin als Aglykon sowie nicht glykosidisch gebundenes Isorhamnetin. Die Ringelblumenblüten können bis zu 2 % Flavonoide enthalten.
Cumarine: Vorhanden sind Scopoletin neben Umbelliferon und Aesculetin.
Carotinoide: Die Farbe der Ringelblumenblüten ist auf den Gehalt an Carotinoiden zurückzuführen. Je nach Blütenfarbe lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: Die orangefarbenen Varietäten zeichnen sich durch ihren Gehalt an Carotinen aus. Die gelb blühenden Varietäten enthalten vorwiegend Xanthophylle .
Sterole: Diese kommen als freie Alkohole, Ester und Glykoside vor. Der Sterolgehalt der Ringelblumenblüten beträgt etwa 0,08 %, davon sind 15 bis 20 % verestert.
Triterpenalkohole: Die getrockneten Blüten enthalten ein Gemisch von überwiegend acylierten pentacyclischen Mono-, Di- und Trihydroxytriterpenen, diese kommen frei oder verestert vor, z.B. Taraxasterol,
Arnidiol oder Heliantriol.
Triterpenglykoside: Die Saponoside der Blüten sind am Gerüst der Oleanolsäure immer mit Glucuronsäure verbunden, die ihrerseits an Glucose bzw. an Galactose gebunden ist.
Die Glykoside der Blüten werden als Saponoside A bis F bezeichnet.
Ätherisches Öl: Sehr wenig vorhanden (max. 0,3 %) , sie
bestehen vor allem aus Sesquiterpenen wie Cadinol und Jonon.
Calendulae flos cum calyce - siehe Calendulae flos.
Calendulae herba - äther. Öl, Carotinoide, Saponine, Phytosterol, Loliolid (ein Bitterstoff).
PHARMAKOLOGIE
Zubereitungen aus Ringelblumenblüten wirken in vitro antimikrobiell, antiviral, antimykotisch und antiphlogistisch. Wundheilende Effekte wurden in vivo nachgewiesen.
Durch das Fehlen von Sesquiterpenlactonen sind irritative oder
allergische Reaktionen im Vergleich zu anderen Vertretern der
Korbblütler selten.
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendung (Kommission E):
Calendulae flos:
- Wirkungen: Förderung der Wundheilung; entzündungshemmende und granulationsfördernde Effekte bei lokaler Anwendung werden beschrieben.
- Anwendungsgebiete:
Innere, lokale Anwendung: entzündliche Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut.
Äussere Anwendung: Wunden, auch mit schlechter Heilungstendenz. Ulcus cruris (Unterschenkelgeschwür). - Gegenanzeigen, Nebenwirkungen: Keine bekannt.
- Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.
- Dosierung: Soweit nichts anders verordnet:
1-2 g Droge auf 1Tasse Wasser (150 ml) oder 1-2Teelöffel (2-4 ml) Tinktur auf 1/4-1/2 Liter Wasser oder als Zubereitung in Salben entsprechend 2-5 g Droge in 100 g Salbe. - Art der Anwendung: Zerkleinerte Droge zur Bereitung von Aufgüssen sowie andere galenische Zubereitungen zur lokalen Anwendung.
Die ESCOP äussert sich in gleicher Weise zu den Anwendungsgebieten.
Ringelblumenblüten wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Aufgrund von langjährigen Erfahrungen können Ringelblumenblüten äusserlich zur Heilung von leichten Entzündungen der Haut sowie bei kleinen Wunden und zur Behandlung von leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut eingesetzt werden.
Calendulae flos cum calyce - Siehe Calendulae flos.
Calendulae herba - Ringelblumenkraut wird von der Kommission E negativ beurteilt, d.h. eine therapeutische Anwendung wird nicht empfohlen.
Die Ringelblume (besonders die Blüte) kommt vor allem als Gel oder Salbe, oft in Kobination mit Arnika, Beinwell oder der Kamille, zur Anwendung. Auch in Augensalbe (neben Echinacea und Augentrost) ist die Ringelblume zu finden.
Laut einer Umfrage unter Apotheken zählen Ringelblumenblüten zu den 12 wichtigsten Drogen.
Ausserlich:
Ringelblumensalbe bei Krampfadern, Venenentzündung und Ulcus cruris (Unterschenkelgeschwür) sowie bei venösen Durchblutungsstörungen. Bei Risswunden, Schnittwunden, Schlagwunden und Quetschwunden, eitrigen Wunden, Furunkulose, Hämorrhoiden, Analekzemen, Proktitis (Enddarmentzündung), Hautentzündungen und Conjunctivitis (als Augenlotion). Auch bei Brandwunden und Sonnenbrand. Zur Behandlung trockener Dermatosen, trockener, zu Rhagaden neigender Ekzeme, bei Flechte, z. B. Bartflechte und bei Akne. Zur allgemeinen Hautpflege und als Hautschutzmittel, besonders bei rauher und rissiger Haut, bei Frostschäden und Frostbeulen sowie Bienenstichen.
Die Tinktur bei Gingivitiden ,Parodontose, Candida von Säuglingen, Lippenerosionen, entzündlichen Erkrankungen der oberen Luftwege und Angina sowie bei Blepharitis (Lidrandentzündung).
Innerlich:
Bei entzündlichen Erkrankungen der inneren Organe, z. B. Gallenblasenentzündung oder Harnblasenentzündung . Zur Behandlung von Magen- und Darmgeschwür, Gastritiden, Spasmen des Verdauungstraktes, Colitis, Enterocolitis und als Cholagogum (galletreibendes Mittel).
Die Volksheilkunde betrachtet die Ringelblume ferner als harntreibendes und schweisstreibendes Mittel, das ausserdem bei Krämpfen, Fieber und Obstipation wirkt und bei Leberleiden, Zahnweh, lahmen Gliedern und Augenentzündungen, als herzstärkendes Mittel, zur Vertreibung von Würmern, zur Bereitung von Liebesgetränken und als Mittel gegen Warzen und Syphilis empfohlen wird.
Bei den angegebenen Anwendungsgebieten ist die Wirksamkeit vielfach nicht belegt.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Ringelblumenblüten werden in der Form von Teeaufgüssen, wässrigen Auszügen, Tinkturen, Extrakten und Salben verabreicht. Am bekanntesten ist die Ringelblumensalbe die bei verschiedenen Hauterkrankungen angewendet wird.
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung (Blüten)
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Calendulae flos, Calendulae herba)
HOMÖOPATHIE
Calendula officinalis HAB1, die frischen, zur Blütezeit gesammelten oberirdischen Teile.
Anwendungsgebiet: Hauteiterungen, schlecht heilende Wunden, Quetsch-, Riss- und Defektwunden, Erfrierungen und Verbrennungen der Haut.
RINGELBLUME IM GARTEN
Die Ringelblume bevorzugt einen sonnigen Standort. Ideal ist ein durchlässiger, leicht sandiger Boden. Ringelblumen kann man aus Samen im zeitigen Frühjahr in der Wohnung vorziehen, besser ist die Aussaat ab März direkt ins Freiland. Die nicht gefüllten Wildformen sind dabei besonders zu empfehlen. Um die Mehltauanfälligkeit gering zu halten, sollten Ringelblumen nicht zu dicht stehen. Einmal angesiedelt sät sich die einjährige, nicht frostharte Ringelblume immer wieder selbst aus. Die Ringelblume ist eine anspruchslose und schöne Heilpflanze, die in jeden Bauern- oder Wildgarten gehört.
SONSTIGES
Die Droge zählt zu den alten und wichtigen Heilpflanzen. Die Heilige
Hildegard von Bingen beschreibt die Ringelblume als Ringula oder
Ringella in ihren Schriften.
Der Gattungsname Calendula ist vom lateinischen calendae hergeleitet (dem ersten Tage des Monats), da die Pflanzen in mehreren calendis blühen.
Es ist die Blume, die man klassischerweise für die Frage Er
liebt mich, er liebt mich nicht verwendet. Das Abpflücken der Blumen
soll allerdings Gewitter heraufbeschwören.
Letzte Änderung: 10.01.2024 / © W. Arnold