Isländisches Moos - Cetraria islandica
Die anerkannte medizinische Anwendung des Isländischen Mooses ist die Therapie bei trockenem Husten sowie bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut.
Cetraria islandica (syn. Lichen islandicus, Lobaria islandica);
Isländisches Moos (syn. Blätterflechte, Isländische Flechte, Lungenflechte, Lungenmoos).
VORKOMMEN
Isländisches Moos ist in den Mittel- und Hochgebirgen Nord-, Mittel- und Osteuropas beheimatet. Die Droge wird von dort aus Wildsammlungen importiert, vor allem aus Bulgarien, dem ehemaligen Jugoslawien, Russland, Polen und Rumänien.
MERKMALE
Cetraria islandica ist eine stets auf der Erde wachsende Flechte (kein Moos!) mit einer maximalen Höhe von 12 cm. Die Triebe verzweigen sich geweihartig und sehen blattähnlich aus, sie sind gekrümmt oder röhrenartig eingerollt. Die 3 bis 6 Millimeter flachen Bänder sind am Rand regelmässig gezähnt. Je nach Lichtmenge lagern die Flechten unterschiedliche Mengen eines dunklen Pigments ein, das als Sonnenschutz dient. Flechten aus dem Hochgebirge sind daher dunkelbraun bis schwarzbraun gefärbt
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Lichen islandicus; Isländisches Moos (syn. Kramperltee), die getrockneten Thalli.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Die Droge enthält mehr als 50 % Polysaccharide. Ein erheblicher Anteil
davon entfällt auf das Lichenan (= Lichenin), ein lineares Copolymer der
β-D-Glucopyranose. Lichenan löst sich nur in heissem Wasser. Eine zweite Komponente ist das Isolichenan (=
Isolichenin), ein lineares Copolymer der α-D-Glucopy-ranose. Im weiteren
sind aromatische Flechtensäuren wie Fumarprotocetrarsäure,
Protocetrarsäure und Cetrarsäure enthalten.
An
aliphatische Flechtensäuren mit einem y-Lactonring ist
Protolichesterinsäure (bis 1,5 %), enthalten. In einigen Herkünften
zusätzlich die bei der Aufarbeitung aus Protolichesterinsäure leicht
entstehende Lichesterinsäure.
Im weiteren wurden Sterole, Fette, Carotinoide, Vitamine und etwa 0,05 % ätherisches Öl gefunden.
PHARMAKOLOGIE
Die reizlindernde Wirkung entzündeter Schleimhäute (Mund, Rachen, Magen) durch den Schutz (einhüllende Wirkung der Polysaccharide) ist unbestritten. Isländisches Moos kann dadurch Halsschmerzen, Heiserkeit und trockenen Reizhusten erheblich lindern. Auch bei entzündeter Magenschleimhaut können Zubereitungen aus der Flechte helfen. Studien haben ergeben, dass Isländisches Moos das Wachstum von Bakterien hemmen kann und sich möglicherweise auch günstig auf das Immunsystem auswirken kann.
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendungen:
Angaben der Kommission E:
- Wirkungen: Reizlindernd, schwach antimikrobiell.
- Anwendungsgebiete:
a) Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundener trockener Reizhusten.
b) Appetitlosigkeit. - Art der Anwendung:
Anwendungsgebiet a: Zerkleinerte Droge für Aufgüsse sowie andere galenische Zubereitungen zum Einnehmen.
Anwendungsgebiet b: Zerkleinerte Droge vorzugsweise für Kaltmazerate sowie andere btterschmeckende Zubereitungen zum Einnehmen. - Dosierung: Soweit nicht anders verordnet: Tagesdosis: 4-6 g Droge; Zubereitungen entsprechend.
- Gegenanzeigen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.
ESCOP: Bei trockenem Husten sowie Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut.
Vom HMPC wurde Isländisches Moos als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft.
Isländisches Moos ist in vielen Fertigpräparaten, so auch in Coop Hustentee neben Thymian, Spitzwegerich, Fenchel, Eibisch und Süssholz, enthalten. Vielfach werden mit Isländischem Moos Lutschpastillen hergestellt.
Volkstümliche Anwendungen:
Innerlich bei Bronchitis, Keuchhusten; Übelkeit und
Brechreiz, Magenerkrankungen, Gallenleiden, Meteorismus sowie bei Nieren- und
Blasenbeschwerden;
Äusserlich: Zum Auflegen auf schlecht heilende Wunden.
Die Wirksamkeit bei den genannten Anwendungsgebieten ist gegenwärtig nicht belegt.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich eine Tasse Isländisch-Moos-Tee trinken. Tagesdosis 4 bis 6 g
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Lichen islandicus)
HOMÖOPATHIE
Cetraria islandica HAB1, der getrocknete Thallus.
Anwendungsgebiete: Bronchitis.
ISLÄNDISCHES MOOS IM GARTEN
Cetraria islandica wächst am Boden in den feucht-kühlen Lagen im arktischen und alpinen Klima und ist daher im Garten kaum zu halten.
SONSTIGES
Die erste bekannte Beschreibung des isländischen Mooses findet sich in einem
Arzneimittelverzeichnis von 1672. Isländisch Moos galt als Mittel gegen
Abmagerung, Durchfall und Erkrankungen der Atemwege wie Keuchhusten,
Asthma und Lungentuberkulose.
Die Bezeichnung "Isländisches" bezieht sich nicht auf das
Vorkommen, sondern darauf, dass die Isländer die Droge zuerst anwandten.
Letzte Änderung: 03.02.2024 / © W. Arnold