Kleiner Odermennig - Agrimonia eupatoria
Agrimonia eupatoria (syn. Agrimonia adherens, A. officinalis, A. officinarum, A. vulgaris);
Kleiner Odermennig (syn. Ackermennig, Heil aller Welt)
Die anerkannte medizinische Anwendung von Odermennigkraut ist innerlich bei leichten Durchfällen, sowie äusserlich zum Gurgeln bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut, ausserdem als Kompresse oder Spülung zur Unterstützung der Wundheilung.
VORKOMMEN
Der Kleine Odermennig ist in Europa und im nördlichen Asien mit Ausnahme der arktischen Zone weitverbreitet. Die Heilpflanze ist in Mitteleuropa winterhart und wächst mit Vorliebe an Gebüschrändern, Wegböschungen, auf grasigen Hängen, besonnten Magerwiesen und Waldrändern. Er ist von den Ebenen bis in die mittleren Gebirgslagen von etwa 1500 Metern zu finden. Agrimonia eupatoria verträgt keine sauren Böden und hat nicht gerne Schatten.
MERKMALE
Der Kleine Odermennig ist eine ausdauernde Pflanze und wird etwa 30-100 cm hoch. Die Pflanze hat keine grundständigen Blätter. Die Stengel sind aufrecht und behaart, die Stängelblätter sind unterbrochen gefiedert, mit 5-9 Paaren von grossen Teilblättern, diese sind unterseits dicht grau behaart. Die kleinen, gelben Blüten blühen in langen Ähren. Der Blütenboden ist in der Mitte eingerieft und bildet einen Kelchbecher. In diesen bleiben die beiden Fruchtblätter, von denen meist nur eines befruchtet wird, eingeschlossen. Die fünf Kelchblätter neigen sich nach der Blütezeit kegelförmig über dem Kelchbecher zusammen, während die Kronblätter abfallen. Der Kelchbecher ist aussen gefurcht und am oberen Teil mit mehreren Reihen zuerst weicher, später hart werdender, hakenförmiger Borsten besetzt.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Agrimoniae herba - (syn. Herba Agrimoniae, Herba Eupatoriae); Odermennigkraut.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Gerbstoffe: Bis zu 10 % Catechingerbstoffe (nur wenig Ellagitannine), sowie Spuren von Gallotanninen.
Flavonole und Flavone: Etwa 1.2 % Gesamtflavonoide in der Droge, vor allem Luteolin und Apigenin und deren Glycoside, sowie Quercetin und Kämpferol, frei sowie als Glykoside.
Phenolcarbonsäuren: Unter anderem. Ferula-, Salicyl- und Vanillinsäure.
Triterpene: Im frischen Odermennigkraut etwa 1,5 % Triterpene, davon ca. 0,6 % Ursolsäure.
Weitere Inhaltsstoffe: Kein, oder sehr wenig ätherisches Öl und Kieselsäure.
PHARMAKOLOGIE
Die adstringierende (zusammenziehende) Wirkung des Odermennigs ist durch die Gerbstoffe plausibel. Durch die Gerbstoffe kommt es zu einer Austrocknung der Oberfläche und zu einer Verringerung der Reizbarkeit der nervösen Rezeptoren. Grosses Interesse findet die Wirkung der Ursolsäure als Cyclooxygenasehemmer und ihre Zytotoxizität. Damit wäre eine Anwendung als Entzündungshemmer und Krebsmittel möglich.
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendungen:
- Kommission E: Innerlich bei leichten, unspezifischen Durchfallerkrankungen; äusserlich gegen Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut sowie bei leichten, oberflächlichen Entzündungen der Haut.
- ESCOP: Innerlich gegen leichte Durchfälle; äusserlich zum Gurgeln bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut, ausserdem als Kompresse zur Unterstützung der Wundheilung.
- HMPC: Innerlich zur symtomatischen Behandlung leichter Durchfälle, sowie als Mundspülung oder Gurgellösung bei Entzündungen. Aüsserlich bei leichten Hautentzündungen und oberflächlichen Wunden.
Volkstümlich wird die Pflanze ausserdem zur Therapie von Bettnässen, Nieren- und Blasenentzündungen sowie bei Diabetes eingesetzt, ohne dass die Wirksamkeit für diese Anwendungen bisher wissenschaftlich bewiesen werden konnte.
In Leber- und Gallentabletten wird Odermennig gerne in Kombination mit z.B. Kamille, Artischocke, Fenchel, Benediktenkraut, Tausendgüldenkraut, Schafgarbe, Löwenzahn und Süssholz verwendet.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Teebereitung: Etwa 1 bis 2 g Odermennigkraut werden mit kochendem Wasser übergossen und nach 5 min durch ein Teesieb gegeben. Innerlich bei Darmstörungen 2- bis 3 Tassen pro Tag trinken. Der gleiche Teeaufguss kann auch äusserlich verwendet werden.
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Agrimoniae herba)
HOMÖOPATHIE
Agrimonia eupatoria HAB; das frische, blühende Kraut.
Anwendungsgebiet: zur Behandlung der Bronchitis.
ODERMENNIG IM GARTEN
Die alte Heilpflanze liebt halbschattige bis sonnige Standorte. Als Substrat
hat er gerne nährstoffarme, lockere und kalkhaltige Böden -
handelsübliche Gartenerde muss also mit Gartenkalk alkalischer gemacht
werden.
Odermennig ist ein Dunkelkeimer und muss bei der Aussaat
etwa 3 cm tief mit Erde bedeckt werden. Die Samen werden am besten am
März direkt ins Freiland oder auf dem Balkon ausgesät. Wegen
mangelhafter Keimfähigkeit des Saatguts, ist der Anbau dieser Pflanze
jedoch nicht ganz einfach.
Odermenning benötigt relativ wenig Nährstoffe. Als Dünger
reicht ein wenig Langzeitdünger (Hornspäne). Die Pflanze ist relativ
anspruchslos und auch für trockene Standorte geeignet. Bei mir im Garten wächst der Kleine Odermennig neben Johanniskraut, Kornrade, Ringelblume und Schafgarbe.
SONSTIGES
Odermennig ist eine altberühmte Heilpflanze. Im Mittelalter wurde sie zur Behandlung von Leber- und Milzerkrankungen, Ruhr und Hauterkrankungen eingesetzt. Die deutsche Bezeichnung der Pflanze (= Odermennig) ist eine Umbildung aus dem lateinischen Agrimonia.
Letzte Änderung: 02.05.2024 / © W. Arnold