Spitzwegerich - Plantago lanceolata


Die anerkannten medizinischen Anwendungen von Spitzwegerichblättern sind die innerlich Verwendung bei Katarrhen der Luftwege und äusserlich zur Behandlung zeitweilig auftretender entzündlicher Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Spitzwegerichblättern werden auch bei Insektenstichen und zur Wundheilung angewendet.

Plantago lanceolata L. (syn. Arnoglossum lanceolatum, Plantago flexuosa, P. sylvatica);
Spitzwegerich (syn. Heilwegerich, Wundwegerich).

Spitzwegerich - Blüten und Blätter

weitere Bilder:

Heilwegerich mit Blüten Plantago lanceolata Spitzwegerich - Ganze Pflanze  

VORKOMMEN

Der Spitzwegerich war ursprünglich nur in Europa beheimatet. Heute ist die Pflanze in allen gemässigten Klimazonen der Welt verbreitet. Erst als der Mensch die Wälder in grossem Umfang rodete und sie in Weideland und Felder verwandelte, begann die Pflanze sich auszubreiten. Er ist besonders anpassungsfähig, trittfest und erträgt Beweidung und Abmähen sehr gut. Die alte Heilpflanze wächst überall in Wiesen und Weiden, in Parkrasen, an Wegen und in Äckern auf einigermassen nährstoffreichen Böden.

MERKMALE

Plantago lanceolata ist eine ausdauernde, krautige Pflanze. Er erreicht Wuchshöhen von 5 bis zu 50 Zentimetern. Die verzweigte Wurzel reicht bis zu 60 cm in die Tiefe. Die schmalen, lanzettlichen Blätter sind alle in einer grundständigen Rosette zusammengefasst und gehen allmählich in einen rinnenförmigen Stiel über. Die gelben Staubbeutel, die an langen Staubfäden weit über die Blüte hinausragen, sind vor allem für die Übertragung des Blütenstaubs durch den Wind eingerichtet. Die Blüten haben keinen Nektar, und doch werden sie manchmal durch blütenstaubsammelnde Insekten bestäubt. Nach der Befruchtung reisst die wachsende Fruchtkapsel häufig die verwelkte Blütenkrone ab und trägt sie noch eine Zeitlang als Mützchen auf ihrer Spitze. Der Spitzwegerich blüht von Mai bis Oktober.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

Plantaginis lanceolatae folium (syn. Folium Plantaginis); Spitzwegerichblätter.

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Der Spitzwegerich enthält Iridoidglycoside (bis 2.4 %) wie Aucubin, Catalpol, und Asperulosid. Schleimstoffe (etwa 2 %), Gerbstoffe (etwa 7 %), Kieselsäure und eventuell Saponine (unklar). Im weiteren sind Flavonoide (hauptsächlich Glykoside des Apigenins), Kaffeesäureglykoside, Hydroxyzimtsäuren mit Chlorogensäure und Neochlorogensäure vorhanden. Gefunden wurden ausserdem Phenylethanoide, darunter besonders das zu ca. 3,5 % vorkommende Acteosid (= Verbascosid).

Aucubin, Catalpol, Acteosid - Inhaltsstoffe des Spitzwegerichs

PHARMAKOLOGIE

Die Wirksamkeit bestimmende Inhaltsstoffe sind insbesondere die Iridoidglykoside und die Schleimstoffe. Die Droge wirkt reizmildernd, adstringierend und antibakteriell. Die antibakterielle Wirkung wurde sowohl für den Pflanzenpresssaft als auch für wässrige Extrakte nachgewiesen. Eine entzündungshemmende und immunstimmulierende Wirkung ist erwiesen. Die Wirksamkeit des Spitzwegerichs ist in klinischen Studien bei Atemwegserkrankungen, Husten und Bronchitis geprüft.

ANWENDUNG

Anerkannte medizinische Anwendung:

Kommission E

  • Wirkungen: reizmildernd, adstringierend, antibakteriell
  • Anwendungsgebiete:
    Innere Anwendung: Katarrhe der Luftwege; entzündliche Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut.
    Äussere Anwendung: entzündliche Veränderungen der Haut.
  • Art der Anwendung: Zerkleinerte Droge sowie andere galenische Zubereitungen zur inneren und äusseren Anwendung.
  • Dosierung: Soweit nicht anders verordnet,
    Mittlere Tagesdosis: 3-5 g Droge; Zubereitungen entsprechend.
  • Gegenanzeigen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Auch die ESCOP aüssert sich in ähnlicher Weise zu den Anwendungsgebieten und beurteilt die Droge positiv (die äusserliche Anwendung bei Insektenstichen und zur Wundheilung wird zusätzlich aufgeführt).

Spitzwegerichblätter wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Spitzwegerichblätter können zur Linderung von Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und dem damit verbundenen trockenen Reizhusten angewendet werden.

Spitzwegerich in der Volksmedizin
In der Volksmedizin werden dem Spitzwegerich auch Heilkräfte gegen andere Erkrankungen zugeschrieben, wie z.B. gegen Asthma, Hämorrhoiden, Furunkel und Durchfall. Die Anwendung in diesen Bereichen ist bislang nicht belegt bzw. nicht medizinisch anerkannt.

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Tee: Etwa 4 Teelöffel der geschnittenen Spitzwegerichblätter werden mit siedendem Wasser übergossen, 10 Minuten stehen gelassen und abschliessend abgesiebt.

Spitzwegerich ist in vielen Produkten aus der Gruppe der Erkältungsmittel und Expectoranzien enthalten, vielfach kombiniert z.B. mit Lindenblüten, Thymian, Efeu, Sonnentau, Meerrettich, Kalmus, Fenchel, Bibernelle, Süssholz, Eibisch, Holunder, Hagebutte, Gänseblümchen und Lungenkraut.

Fertigprodukte Schweiz (Auswahl):

  • Floramed Hustentee, geschnittene Drogen (Morga AG)
  • Künzle Hustentee, geschnittene Drogen (Kräuterpfarrer Künzle AG)
  • Sidroga Kinder Bronchialtee, geschnittene Drogen (Sidroga AG)

STATUS

HOMÖOPATHIE

Plantago lanceolata HAB 34, die frische Pflanze.

SPITZWEGERICH IM GARTEN

Er gehört zu den unauffälligsten Pflanzen in der Natur, da er keine leuchtenden Blüten besitzt. Spitzwegerich hat keine speziellen Ansprüche an den Standort. Plantago lanceolata wird in einigen Staudengärtnereien angeboten, einfacher ist es jedoch, wenn man ihn aussticht. Er wurzelt aber sehr tief.
Er bevorzugt Fettwiesen, kommt aber auch mit mageren Böden ganz gut klar. Ist der Spitzwegerich unabsichtlich im Garten vorhanden und man möchte ihn nicht als Heilpflanze beheimaten sondern bekämpfen, sollte man unbedingt darauf achten, dass man ihn mit seiner ganzen Wurzel aussticht.

SONSTIGES

Schon die alten Germanen haben die Heilkraft des Wegerichs hoch geschätzt. Paracelsus hat die Pflanze bereits erstmals als heilend erwähnt. Der Gattungsname Plantago ist abgeleitet von lat. ‚planta’ (= Fusssohle, Fussfläche), wohl auf die Trittfestigkeit der Pflanze anspielend.

Letzte Änderung: 31.03.2024 / © W. Arnold