Frauenmantel - Alchemilla vulgaris
Die anerkannten medizinische Anwendung für das Kraut des Frauenmantels ist die unterstützende Behandlung bei unspezifischen Durchfällen, bei gastrointestinalen Beschwerden und bei Menstruationsschmerzen.
Alchemilla vulgaris (syn. , A. pratensis, A. xanthochlora);
Gemeiner Frauenmantel (syn. Spitzlappiger Frauenmantel, Echter Sinau, Taublatt, Tauschüsselchen, Alchemistenkraut).
Alchemilla alpina - Silbermantel
VORKOMMEN
Frauenmantel kommt auf der gesamten Nordhalbkugel vor. Die Pflanze liebt feuchte Standorte. Er wächst gerne an Bachufern und Gräben und auf feuchten Wiesen und liebt frische bis rieselnasse, lehmige bis sandige, humose und nährstoffreiche Böden.
MERKMALE
Alchemilla vulgaris ist eine recht formenreiche Sammelart mit schwer voneinander zu unterscheidenden Arten.
Das Kraut wird etwa 20–50 cm hoch und ist sehr
unterschiedlich behaart, aber nie seidig schimmernd. Die grundständigen
Blätter sind meist nur im äussersten Drittel oder Viertel
5–9(–11)lappig, die Lappen sind halbkreisförmig bis dreieckig, die Zähne
sind am Rande behaart. Die Behaarung an Stängel und Blattstielen ist
zum grossen Teil senkrecht abstehend, die Blütenstiele sind stets kahl.
Der Kelchbecher ist zur Fruchtzeit 1-2mal so lang wie die inneren
Kelchblätter, diese sind meist deutlich länger als die äusseren. Die
Blütezeit reicht von Mai bis Juli.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Alchemillae herba (syn. Herba Alchemillae); Frauenmantelkraut (syn. Marienmantel).
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Gerbstoffe (6-8 %), darunter überwiegend Ellagitannine wie Agrimoniin als Hauptkomponente (3.5 %), Pedunculagin (1.2 %) und Laevigatin, daneben auch Gallotannine und Flavonoide (etwa 2%) mit v.a. Quercetinglykoside und Leukocyanidin.
PHARMAKOLOGIE
Unbestritten ist die adstringierende (zusammenziehende) Wirkung des Krautes durch die vorhandenen Gerbstoffe. Ebenso bei leichten unspezifische Durchfallerkrankungen und Magen-Darm-Störungen. Durch den hohen Gerbstoffgehalt ist die Anwendung als Gurgelwasser und als Wundheilmittel. begründbar.
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendungen (Kommission E):
- Wirkungen: Adstringierend.
- Anwendungsgebiete: Leichte unspezifische Durchfallerkrankungen.
- Gegenanzeigen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.
- Dosierung: Soweit nicht anders verordnet: mittlere Tagesdosis 5-10 g Droge; Zubereitungen entsprechend.
- Art der Anwendung: Zerkleinerte Droge für Aufgüsse und Abkochungen sowie andere galenische Zubereitungen zum Einnehmen.
Die ESCOP ergänzt das Anwendungsgebiet mit "gastrointestinalen Beschwerden und bei Menstruationsschmerzen".
Über das Alpenfrauenmantelkraut liegt eine (Negativ)-Monographie der Kommission E aus dem Jahr 1992 vor, darin wird die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten bezweifelt.
Volksmedizinische Verwendung:
Frauenmantel ist in der Volksmedizin als Mittel bei „Frauenleiden“
bekannt. So wird er in der Gynäkologie zur Behandlung von Beschwerden im Klimakterium und bei Regelschmerzen verwendet. Eine Wirksamkeit bei dieser Anwendung ist in keiner Weise erwiesen.
Innerlich wird die Droge bei Magen- und Darmbeschwerden angewendet. Äusserlich als Gurgelwasser bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich sowie auf der Haut bei Geschwüren, Ekzemen und anderen Hautausschlägen.
Creme aus Malve, Pfefferminze, Schlüsselblume, Frauenmantelkraut, Ehrenpreis, Melisse, und Schafgarbe soll Pigmentflecken verbessern.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Frauenmanteltee ist in Apotheken und Drogerien als Offenware und auch in Beuteln erhältlich.
Teebereitung: 3 bis 4 Teelöffel des Krautes werden mit ca. 150 mL heissem Wasser übergossen und nach 10 min durch ein Teesieb gegeben. Bis zu 3 Tassen täglich frisch bereiteter Teeaufguss warm zwischen den Mahlzeiten trinken.
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Alchemilla vulgaris (syn. Alchemilla), die frischen, oberirdischen Teile.
Anwendungsgebiet: chronischer Durchfall bei Lebererkrankungen; Weissfluss.
FRAUENMANTEL IM GARTEN
Die alte Heilpflanze gedeiht gut in voller Sonne, begnügt sich aber auch mit eher schattigen Gartenbereichen. Der Boden sollte humusreich und eher feucht sein, der pH sollte am besten neutral sein (pH=7). Frauenmantel liebt Kompost und Mulch.
Jungpflanzen kriegen sie in jeder guten Gärtnerei. Wenn man die Pflanze nach der Blüte nicht zurückschneidet, sät sich die Pflanze von selbst aus. Eine andere Möglichkeit zur Vermehrung ist die Teilung älterer Wurzelstöcke im Frühjahr mit einem scharfen Messer.
Als Rosenbegleiter sorgt der Frauenmantel (wie z.B. die Katzenminze) für Abwechslung und bereichert den Garten. Der Frauenmantel ist winterhart, mehrjährig und eigentlich anspruchslos - er gehört in jeden Heilpflanzengarten.
SONSTIGES
Der wissenschaftliche Gattungsname Alchemilla weist wohl auf die' Alchemisten hin, denn sie sammelten einst in der Morgendämmerung die Tautropfen von den Blättern der Pflanze und verwendeten sie bei ihren Versuchen Gold herzustellen. Sie schrieben diesen Tautropfen deshalb Wunderkräfte zu, weil die Pflanzen auch an Tagen, an denen auf anderen Pflanzen kein Tau lag, von Wassertropfen bedeckt waren.
Der Grund dafür ist ein Vorgang, der Guttation genannt wird: Bei hoher Luftfeuchtigkeit, wenn das Wasser nicht von den Blättern verdunsten kann, scheidet der Frauenmantel Wasser in Tropfenform ab, das aus winzigen Wasserspalten an den Zähnchen der Blattränder austritt.
Den Frauenmantel erkennt man leicht an den grossen, handförmig gelappten Blättern und an den gelbgrünen Blüten. An den Blüten fehlen buntgefärbte Kronblätter. Hält man ein Blatt mit dem Stiel nach unten, dann hat es grosse Ähnlichkeit mit einem Mantel.
Letzte Änderung: 25.10.2020 / © W. Arnold