Dauermarken Heilpflanzen:
Die neuen Briefmarken (2003) der schweizer Post
Auszug aus der Zeitschrift "DIE LUPE" (Briefmarkenmagazin der schweizer Post); Ausgabe 1/2003.
Die neuen Briefmarken mit den Fotos über Heilpflanzen gelangen
im März 2003 in den Verkauf. Auf allen 7 Briefmarken sind Bilder von
Heilpflanzen aus meiner Fotosammlung abgebildet. Natürlich bin ich
darauf ein wenig stolz und erlaube mir deshalb auch die folgende
Abschrift aus dem oben genannten Magazin.
Leissigen, 31.01.2003 / W. Arnold
Die neuste Dauermarken-Serie der Schweizerischen Post ist den westlichen Heilpflanzen gewidmet. Spielen Heilkräuter im heutigen Zeitalter der Gentechnologie überhaupt noch eine Rolle, mag sich der eine oder andere geneigte Leser der "Lupe" vielleicht fragen. Allerdings! Eine erst kürzlich durchgeführte Umfrage hat gezeigt, dass das Vertrauen in Heilpflanzen und andere natürliche Heilmittel sehr gross ist. Die Mehrheit der schweizerischen Bevölkerung möchte sich zum Beispiel bei irgendwelchen Beschwerden zuerst mit Baldrian, Arnika und Co. behandeln, statt gleich zu einer Tablette zu greifen oder zum Arzt zu gehen. Und in den armen Ländern haben viele Leute schlicht kein Geld, um sich die neuen Errungenschaften der modernen Medizin leisten zu können. Die Heilkräuter stehen ihnen in der Natur hingegen gratis zur Verfügung.
CHF 0.70 - Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum)
oben: Orginalbild W. Arnold
unten: Resultierende Briefmarke
Immer rechtzeitig zum Johannistag, dem 24. Juni, steht das Johanniskraut in voller Blüte und verziert Wiesen und Wegränder mit seiner gelben Pracht. Es ist eine sehr alte Heilpflanze. Schon im 1. Jahrhundert nach Christus empfiehlt es der griechische Arzt Dioskurides in seinem Heilkräuterbuch "Materia medica" als hervorragendes Mittel bei schlecht heilenden Wunden und bei Magengeschwüren. Auf Grund seiner milden antidepressiven Wirkung gehört das Johanniskraut heute zu einer der besterforschten Arzneipflanzen. Das Johanniskraut wird in die eigene Pflanzenfamilie der Hypericaceae eingeteilt und stammt ursprünglich aus dem eurosibirischen Raum. Es enthält sehr viele verschiedene Inhaltsstoffe, u. a. Hypericin (ist für die Rotfärbung beim Johannisöl verantwortlich) und das Flavonoidglykosid Hyperforin. Unter den Forschern wurde heftig debattiert, welche Substanz für die antidepressive Wirkung verantwortlich ist. Tatsächlich sind jedoch nur Extrakte mit einem sehr breiten Inhaltsstoffspektrum wirksam.
Auf unserem Planeten gedeihen insgesamt mehr als 300000 verschiedene Pflanzenarten. Über 10000 von ihnen sind bereits als Heilpflanzen bekannt, wobei die Unterschiede im Arzneipflanzenschatz zwischen den einzelnen Völkern und den unterschiedlichen Klimazonen sehr gross sind. Zur Behandlung von Durchfall, Wunden, Schwächezustände usw. werden in unserer westlichen Kultur zum Teil ganz andere Heilpflanzen eingesetzt als in China, Indien, Afrika oder bei den Indianern Wirkung haben. In den frühen 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts haben sich die Forscher vor allem auf stark wirksame Heil- und Giftpflanzen wie den Fingerhut (Digitalis) oder die Tollkirsche (Atropa belladonna) konzentriert und dank gezielter Identifizierung und Isolierung von einzelnen Wirkstoffen verschiedene Medikamente wie z.B. das Digoxin® gegen Herzrhythmusstörungen entwickelt. Heute gilt das Interesse wieder vermehrt sanfter wirksamen Pflanzen wie dem Weissdorn (Crataegus) oder dem Johanniskraut (Hypericum perforatum). Bei diesen Pflanzen ist nicht eine einzelne Substanz oder eine eng umgrenzte Gruppe von Inhaltsstoffen für die Behandlung einer Krankheit verantwortlich. Sie zeigen vielmehr die beste Wirkung, wenn sie als Ganzes oder als Extrakt mit einem möglichst breiten Spektrum an verschiedenen Inhaltsstoffen verwendet werden.
Gegenüber den Nutz- oder Kulturpflanzen, die Mensch und Tier für die tägliche Ernährung brauchen, zeichnen sich die Heilpflanzen dadurch aus, dass sie nicht einfach reich an Speicherstoffen wie Zucker oder Stärke sind, sondern zusätzlich spezielle Inhaltsstoffe wie z.B. Bitterstoffe, Gerbstoffe, ätherische Öle, Harze oder (giftige) Alkaloide enthalten. Diese so genannten sekundären Pflanzenstoffe haben einzelne Pflanzengruppen im Verlaufe der Evolution speziell entwickelt. Anstelle von Dornen oder dicken Rinden bilden sie für die Pflanze einen natürlichen Schutz, um nicht von Tieren gefressen oder durch Insekten befallen zu werden. Mit ätherischen Ölen oder anderen Duftstoffen können umgekehrt gezielt Insekten angelockt werden, welche die Blüten mit Pollen bestäuben, so dass die Fortpflanzung gewährleistet ist. Harze und Gerbstoffe ihrerseits helfen mit, Wunden abzudichten, unnötigen Wasserverlust zu verhindern und Infektionen vorzubeugen. Viele Heilpflanzen werden nicht nur zum Lindern und Heilen von Krankheiten, sondern auch als Gewürz- und Räucherstoffe verwendet. So spielen Wacholder, Basilikum, Fenchel oder Salbei ihres ätherischen Öls wegen, Ingwer und Pfeffer wegen der Scharfstoffe und Wermut auf Grund seines bitteren Geschmacks in der Küche eine wichtige Rolle. Ohne diese Gewürze wäre unser Essen fade und immer gleich im Geschmack. Schon in kleinsten Mengen eingesetzt, helfen sie mit, die Speisen vor dem Verderben zu schützen und Verdauungsbeschwerden wie Blähungen oder Durchfall vorzubeugen.
Letzte Änderung: 15.06.2018 / © W. Arnold