Echte Pfingstrose - Paeonia officinalis
Paeonia officinalis (syn. Paeonia feminea, P. foemina);
Echte Pfingstrose (syn. Garten-Pfingstrose, Gichtrose, Grossblumige Pfingstrose)
Die Pfingstrose hat keine anerkannte medizinische Anwendung. In der Volksmedizin wurden Pfingstrosenblüten früher gegen Eilepsie, sowie bei Gicht und Darmstörungen verwendet. Die Wurzel wird in der Homöopathie noch häufig verwendet.
VORKOMMEN
Die Echte Pfingstrose ist ein südeuropäisches Florenelement. Sie kommt
im gesamten Mittelmeerraum von Portugal bis Albanien, in Kleinasien und
Armenien vor. Nordwärts reicht das Areal bis in die Westalpen (in
Frankreich), zum Südalpenrand (in der Schweiz und Italien), in die
südlichen Ostalpen (in Slowenien) und in das Donaubecken Ungarns. In den
nördlichen Alpen wurde sie eingebürgert oder ist in Zuchtformen
verwildert (beispielsweise im Schweizer Mittelland und in Bayern).
Die Naturformen der Echten Pfingstrose gedeihen auf
kalkreichen, meist flachgründigen, steinigen, sommertrockenen Berghängen
und lichten Flaumeichen- und Hopfenbuchen-Gebüschen. Späte Beweidung
scheint diese gut zu vertragen.
MERKMALE
Die Echte Pfingstrose wächst als ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 60 bis 100 Zentimetern erreicht. Die einzelnen Stängel sind unverzweigt. Zur Blütezeit sind keine grundständigen Laubblätter vorhanden. Die Stengelblätter sind gestielt. Die Blattspreite hat einen Durchmesser von bis zu 30 Zentimeter und ist bis zum Blattstiel dreiteilig, oberseits dunkelgrün und kahl, unterseits grau und anliegend behaart. Die Blütezeit liegt zwischen Mai und Juni. Die sehr grossen Blüten stehen endständig einzeln. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig. Die Naturform besitzt fünf Kelchblätter.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
1. Paeoniae flos - (syn. Flores Paeoniae, Paeonia petalum); Pfingstrosenblüten (syn. Bauernrosenblüten, Paeonienblüten), die getrockneten Kronblätter.
2. Paeoniae radix - (syn. Radix Paeoniae, Radix Rosae benedictae);
Pfingstrosenwurzel (syn. Bauernrosenwurzel, Päonienwurzel), die
getrockneten knolligen Nebenwurzeln, die an der Basis des Wurzelstocks
entspringen.
3. Paeoniae semen - (syn. Semen paeoniae);
Pfingstrosensamen (syn. Bauernrosensamen, Päoniensamen, Zahnperlen),
die getrockneten, reifen Samen der kultivierten Gartenform.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
1. Paeoniae flos - Das Anthocyanidin Paeonidin-3,5-diglucosid sowie Gerbstoff.
2. Paeoniae radix - Die Droge enthält 1,5 bis 3,5 % Paeoniflorin, Saccharose, Glucose und geringe Mengen Gerbstoff.
3. Paeoniae semen - Harzsäure, fettes Öl, Eiweiss und Zucker.
PHARMAKOLOGIE
Bewertung der Kommission E (Pfingstrosenblüten):
Da die Wirksamkeit von Pfingstrosenzubereitungen nicht belegt ist, kann
eine therapeutische Anwendung nicht befürwortet werden. Gegen die
Anwendung von Pfingstrosenblüten als Schönungsdroge in Teemischungen
bestehen keine Bedenken.
ANWENDUNG
Angaben der Kommission E (Pfingstrosenblüten):
Pfingstrosenblüten werden bei Haut- und Schleimhauterkrankungen,
Fissuren, Rhagaden bei Hämorrhoiden, Gicht, Rheuma sowie bei
Erkrankungen und Beschwerden im Bereich der Atemwege, ferner in fixen
Arzneimittelkombinationen unter anderem bei nervösen Beschwerden,
Herzbeschwerden und Gastritis angewendet.
Die Wirksamkeit von Pfingstrosenblüten bei den beanspruchten Anwendungsgebieten ist nicht belegt.
Pfingstrosenwurzeln werden bei Krämpfen unterschiedlicher Art und Genese
in Kombinationen zusätzlich bei Rheumatismus, Erkrankungen und
Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Traktes sowie des Herzens und der
Blutgefässe, Neurasthenie und Neurasthenie-Syndrom, Neuralgien, Migräne,
allergischen Erkrankungen sowie in Tonika angewendet.
Die Wirksamkeit von Pfingstrosenwurzel bei den beanspruchten Anwendungsgebieten ist nicht belegt.
Verwendung in der Volksmedizin:
Pfingstrosenblüten wurden früher gegen Eilepsie, sowie bei Gicht und Darmstörungen verwendet.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Da bisher keine Wirksamkeit bei den zahlreichen Indikationen
nachgewiesen werden konnte, ist die Pfingstrose als Heilpflanze in der
Schulmedizin heute bedeutungslos.
In homöopathischen Lebertropfen (Carduus marianus comp., Tropfen) kombiniert mit z.B. Mariendistel, Rosskastanie, Tollkirsche, Arnika, Schöllkraut, Goldrute, Fingerhut, Mädesüss oder Weissdorn.
STATUS
- Kommission E: - negative Bewertung (Wirksamkeit nicht belegt)
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Paeonia officinalis - Pfingstrose, die frischen, im Frühjahr geernteten unterirdischen Pflanzenteile.
Anwendungsgebiet: Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes sowie
des venösen Gefässsystems, Hämorrhoiden und andere Erkrankungen des
Afters.
PFINGSTROSE IM GARTEN
Pfingstrosen gedeihen am besten an einem sonnigen bis halbschattigen Standort. Der nährstoffreiche Boden sollte durchlässig sein. Es genügt ein normaler Gartenboden. Pfingstrosen sind grundsätzlich anspruchslose und langlebige Pflanzen, die bei entsprechender Pflege von Jahr zu Jahr schöner werden. Einmal im Frühjkahr ein wenig Düngen mit reifem Kompost lässt die Pflanzen jedes Jahr blühfreudiger und stärker werden. Pfingstrosen sind auch wunderbare Schnittblumen und halten sehr lange in der Vase. Begleitpflanzen der Pfingstrose in meinem Garten sind Frauenmantel, Storchenschnabel, Melisse und Baldrian.
SONSTIGES
Die Pfingstrose tauchte in den Kräuterbüchern des Mittelalters immer wieder auf. Da sie von den Benediktinern über die Alpen gebracht wurde, bekam sie auch den Namen „Benediktinerrose“. Von den Klostergärten fand sie rasch den Weg in die Bauerngärten. Im Spätmittelalter entstand die gefüllte Form der „Paeonia officinalis“. In der christlichen Symbolik stand sie für Reichtum, Heilung, weibliche Schönheit und galt als „Rose ohne Dorn“.
Letzte Änderung: 24.04.2024 / © W. Arnold