Schöllkraut - Chelidonium majus


Die anerkannte medizinische Anwendung von Zubereitungen aus dem Schöllkraut ist die symptomatischen Behandlung leichter Krämpfe im oberen Gastro­intestinaltrakt und bei leichten Gallenbeschwerden sowie bei dyspeptischen Beschwerden wie z.B. Blähungen.
In sehr hoher Dosierung können bei Zubereitungen aus Schöllkraut lebertoxische Nebenwirkungen auftreten.

Chelidonium majus (syn. Chelidonium grandiflorum, C. haematodes);
Grosses Schöllkraut (syn. Blutkraut, Gewöhnliches Schöllkraut, Goldwurz, Goldkraut, Schällkraut, Warzenkraut).

Schöllkraut (Chelidonium majus)

weitere Bilder:

Schöllkrautblüte mit Insekt Schöllkraut mit Blüte und Blatt Mehrere Schöllkrautpflanzen Chelidonium majus (Schöllkraut)

VORKOMMEN

Ursprünglich kam das Schöllkraut in den gemässigten und warm-temperierten Gebieten Europas und Asiens sowie im Mittelmeerraum inkl. Nordafrika vor. Nach Nordamerika wurde es von Siedlern mitgenommen, die es als Heilmittel bei Hautkrankheiten verwendeten. Chelidonium majus ist eine typische Ruderalpflanze, d.h. es wächst auf Schutt-, Müll- und Hofplätzen, an Weg- und Strassenrändern sowie an Hecken, Mauern, Zäunen, auf Äckern und Weideplätzen.
Für viele Gärtner ist die Heilpflanze ein lästiges Unkraut. Es ist durchaus eine schöne Gartenpflanze - in meinem Garten lasse ich die schöne Pflanze gewähren.

MERKMALE

Chelidonium majus treibt seine Stängel aus einem dicken, mehrköpfigen Wurzelstock, der innen (wie der Milchsaft) orangefarben ist. Die Blätter sind nur schwach behaart und an der Unterseite blaugrün. Die Blüten bestehen aus zwei Kelchblättern, die bald abfallen, vier goldgelben, verkehrt-eiförmigen Kronblättern und zahlreichen Staubblättern. Aus dem Fruchtknoten entwickelt sich eine 3-4 cm lange, schotenförmige Kapsel. Die schwarzen Samen besitzen ein ölhaltiges Anhängsel, das von Ameisen verzehrt wird. Wenn die Ameisen die Samen wegtragen, werden diese gleichzeitig auch verbreitet.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

1. Chelidonii herba - (syn. Herba Chelidonii, Herba Chelidonii majoris), die zur Blütezeit gesammelten, getrockneten oberirdischen Teile.

2. Chelidonii radix (syn. Chelidonii rhizoma, Radix Chelidonii, Rhizoma Chelidonii); Schöllkrautwurzel, die getrocknete, im Spätsommer und Herbst gesammelte Wurzel.


WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Alkaloide:
In praktisch allen Pflanzenteilen des Schöllkrautes sind Alkaloide enthalten. Im Schöllkraut sind insgesamt zwischen 0.1 und 1 % Alkaloide vorhanden, je nach Herkunft und Trocknungsbedingungen. Es handelt sich um über 30 verschiedene Benzylisochinolin-Derivate (Benzophenathridin-, Protoberberin- und Protopin-Typ). In Herba Chelidonii ist Coptisin mit einem Anteil von bis zu 90% das vorherrschende Alkaloid, in den Wurzeln ist Chelidonin das Hauptalkaloid. In der frischen Pflanze ist wahrscheinlich Dihydrocoptisin das Hauptalkaloid.

Weitere Alkaloide in Kraut und Wurzeln sind Berberin, Chelerythrin, Spartein, Chelidoxanthin und Sanguinarin. Im Herbst konzentrieren sich die Alkaloide in der Wurzel, die dann stark toxisch wird.

Weitere Inhaltsstoffe:
Verschiedene Pflanzensäuren, wie Chelidonsäure, Citronensäure, Äpfelsäure und Kaffeesäure. Im Weiteren wenig Flavonoide. Die orangegelbe Farbe des Milchsaftes ist bedingt durch Carotinoide und einige Alkaloide wie z.B. das Berberin.

Chelidonin, Coptisin - Inhaltsstoffe des Schöllkrautes

PHARMAKOLOGIE

Das Kraut wirkt spasmolytisch am oberen Verdauungstrakt und hat eine gallentreibende Wirkung (vergleiche hierzu auch den Erdrauch - fumaria officinalis). Die spasmolytische Wirkung gilt heute als ausreichend gesicherte pharmakologische Wirkung. Durch kontrollierte Studien ist die klinische Wirksamkeit bei Oberbauchschmerzen, Magen-Darm-Krämpfen, Blähungen, Flatulenz und Obstipation ausreichend belegt. Der sicherere Nachweis der cholagogen (= gallentreibende Wirkung) Wirkung gelang erst vor wenigen Jahren. Im Weiteren wurden für Extrakte antimikrobielle, antivirale und antitumorale Effekte nachgewiesen.

ANWENDUNG

Anerkannte medizinische Anwendungen:

  • Kommission E:
    Bei krampfartigen Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen-Darm-Trakts.
  • ESCOP:
    Zur symptomatischen Behandlung leichter Krämpfe im oberen Gastro­intestinaltrakt und bei leichten Gallenbeschwerden sowie bei dyspeptischen Beschwerden wie z.B. Blähungen.
  • Vom HMPC erhielt das Schöllkraut ursprünglich eine Einstufung als traditionelles Arzneimittel. Nach Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses veröffentlichte der HMPC ein Statement, das von der Einnahme von Schöllkraut-Zubereitungen wegen unerwünschter Wirkungen auf die Leber abrät.

Gegenanzeigen:
Lebererkrankungen sowie Schwangerschaft und Stillzeit.

Volkstümlich dient der frische Milchsaft zur Behandlung von Warzen, Hornhaut und Hühneraugen. Als Wirkprinzip werden eiweissauflösende (proteolytische) und antivirale Mechanismen diskutiert. Der Saft wirkt stark reizend.

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Chelidonium majus wird kaum noch als Teeaufguss verwendet. Heutzutage sind die Alkaloidextrakte als standardisierte Arzneimittel üblich.

Das Kraut ist Bestandteil von Leber- und Galletees. Auch in Extrakten von diesbezüglichen Phytotherapeutika wird es verwendet.

In Iberogast® ist neben der Bitteren Schleifenblume, Engelwurz, Kümmel, Mariendistel, Melissen, Pfefferminze, Kamille und Süssholz auch das Schöllkraut enthalten.

STATUS

HOMÖOPATHIE

Chelidonium majus HAB1, der frische Wurzelstock mit anhängenden Wurzeln.

Anwendungsgebiet: Entzündungen, Steinbildungen und chronische Störungen des Leber-Galle-Systems; Entzündungen der Atemorgane und des Rippenfells; Rheumatismus.

SCHÖLLKRAUT IM GARTEN

Das Schöllkraut wird von manchen Gärtnern heutzutage als Unkraut angesehen und bekämpft, obwohl es eine schöne alte Heilpflanze ist. Es ist eine typische Ruderalpflanze, die menschliche Siedlungen begleitet. Das Schöllkraut wird sich von selber in ihrem Garten ansiedeln und auch aussäen.
Die Pflanze kommt mit einem voll sonnigen Standort genauso gut klar, wie mit Halbschatten. An den Boden stellt sie keine besonderen Ansprüche. Die Heilpflanze ist ein Stickstoff-Anzeiger. Das Schöllkraut ist mehrjährig, winterhart, anspruchslos und treibt im Frühling aus seinem kurzen Wurzelstock aus. Überzählige Pflanzen können problemlos ausgerissen werden. Chelidonium majus gehört in jeden naturnahen Garten. Es wächst bei mir zwischen Brennesseln, Nelkenwurz, Storchenschnabel und wo es der Pflanze gefällt.

SONSTIGES

Der Gattungsname Chelidonium leitet sich von griech. ‚chelidon’ (= Schwalbe) ab, wahrscheinlich wegen der Beobachtung, dass die Pflanze mit dem Eintreffen der Schwalben zu blühen beginnt und mit deren Abzug welkt.

Letzte Änderung: 03.02.2024 / © W. Arnold