Echter Thymian - Thymus vulgaris
Die anerkannte medizinische Anwendung von Thymian ist die innerliche Verwendung bei Symptomen der Bronchitis und des Keuchhustens und bei Katarrhen der oberen Luftwege. Äusserlich bei Entzündungen der Mundschleimhaut und gegen Mundgeruch. Nebenwirkungen von Thymian und Thymianprodukten sind sehr selten.
Thymus vulgaris (syn. Thymus aestivus, Thymus niger);
Echter Thymian (syn. Gartenthymian, Gemeiner Thymian).
weitere Bilder:
VORKOMMEN
Der Echte Thymian stammt aus dem westlichen Mittelmeerraum. Er verwildert in Mitteleuropa selten, nur in sehr warmen Gegenden, wie z.B. der Südwestschweiz (Kt. Tessin). In Deutschland wurde er an diversen Stellen eingebürgert. Er besiedelt lückige, offene Trockenrasen. Der Echte Thymian gedeiht am besten auf trockenen, flachgründigen, steinigen, kalkhaltigen Böden am liebsten bei sommerheissem Klima.
MERKMALE
Der Echte Thymian ist ein Zwergstrauch mit einer Höhe von bis zu 50 cm. Er hat aufrechte, verholzte Zweigen. Die Blätter sind 3 bis 8 mm lang und 0,5 bis 2,5 mm breit, länglich bis elliptisch, gestielt und filzig behaart. Die Ränder sind eingerollt und nicht bewimpert. Der Blütenstand ist köpfchenförmig oder unterbrochen vielblütig. Die Tragblätter sind ähnlich wie die Blätter, aber etwas breiter und manchmal mit fast flachen Rändern. Der Kelch ist 3 bis 4 mm lang, zweilippig und kurz behaart. Die Röhre ist glockig, die oberen 3 Zähne sind so breit wie lang und nicht bewimpert. Die Blütenkrone ist zweilippig, blauviolett bis rosa, selten weiss.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Thymi aetheroleum (syn. Oleum Thymi); Thymianöl, das aus dem frischen Kraut gewonnene ätherische Öl.
Thymi folium (syn. Folia Thymi, Folium Thymi); Thymianblätter.
Das Kraut soll mindestens 1,2 Prozent (V/G) ätherisches Öl und mindestens 0,5 Prozent Phenole, berechnet als Thymol enthalten (bezogen auf die wasserfreie Droge).
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Thymi aetheroleum
Hauptinhaltsstoffe
sind Carvacrol und Thymol, wobei für Thymianöl des Handels ein hoher
Gehalt an Thymol (30 bis 50 %) typisch ist; Carvacrol ist dann zu 1 bis 5
% enthalten. Enthalten sind ferner p-Cymen (15-20 %), γ-Terpinen (5-10
%), Thymolmethylether (1,4-2,5 %), Borneol, Camphen, 1,8-Cineol,
Linalylacetat, Terpenylacetat und verschiedene
Sesquiterpenkohlenwasserstoffe.
Thymi herba
Ätherisches Öl:
Die Droge enthält bis zu 2,5 % ätherisches Öl. Zusammensetzung siehe oben.
Die PhEur fordert einen Mindestgehalt an ätherischem Öl, Thymol und Carvacrol.
Flavone:
Apigenin, Luteolin und weitere; ausserdem Dihydrokämpferol und Taxifolin. Im weiteren viele methylierte Flavone wie Cirsilineol.
Glykoside: Apigenin-7-glucosid, Luteolin-7-diglucosid und weitere.
Gerbstoffe und Phenolcarbonsäuren sind zu finden.
Das Kraut enthält viel Labiatengerbstoffe.
Im weiteren sind Triterpene und Polysaccharide enthalten.
PHARMAKOLOGIE
Thymol besitzt eine starke desinfizierende, fungizide und
bakterizide Wirkung. Aus diesen Gründen und wegen seines angenehmen Geschmackes wird es gerne in Mundwässern und Zahnpasta benutzt. Auch in 5-prozentiger alkoholischer Lösung wird Thymol zur
Hautdesinfektion bzw. gegen Hautpilze eingesetzt, wie
zum Beispiel bei Mundhöhlenpilz bei AIDS-Patienten.
Carvacrol inhibiert das Entzündungsreaktionen vermittelnde
Enzym Cyclooxygenase-2. Es entspricht in seiner Wirkung daher den
entzündungshemmenden Arzneistoffen Celecoxib und Etoricoxib. Diese werden unter anderem
gegen Rheuma und Gicht eingesetzt.
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendung für Thymiankraut (Kommission E):
- Anwendungsgebiete: Symptome der Bronchitis und des Keuchhustens. Katarrhe der oberen Luftwege.
- Wirkungen: Bronchospasmolytisch, expektorierend, antibakteriell.
- Gegenanzeigen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen: Keine bekannt
- Dosierung:
Soweit nicht anders verordnet: 1-2 g Droge auf eine Tasse als Aufguss mehrmals täglich nach Bedarf. Für Umschläge 5prozentiger Aufguss. Fluidextrakt:1-2 g. - Art der Anwendung: Geschnittene Droge, Drogenpulver, Flüssig-Extrakt oder Trocken-Extrakt für Aufgüsse und andere galenische Zubereitungen. Flüssige und fest Darreichungsformen zur innerlichen und äusserlichen Anwendung.
Die ESCOP ergänzt zudem: äusserlich bei Entzündungen der Mundschleimhaut sowie gegen Mundgeruch.
Thymian ist in vielen Produkten aus der Gruppe der Erkältungsmittel und Expectoranzien enthalten, vielfach kombiniert z.B. mit Lindenblüten, Spitzwegerich, Efeu, Holunder, Süssholz, Eibisch, Hagebutte und Fenchel.
Die äusserliche Anwendung von Thymianöl (Einreibungen, Bäder) dient der Linderung von Erkältungssymptomen.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Teezubereitung mit Thymianblättern: 1-2 Teelöffel (ca. 3 g) feingeschnittene Droge in heissem Wasser ziehen lassen. Als Tagesdosis werden bis zu 12 g Thymianblätter empfohlen.
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Thymi aetheroleum, Thymi herba)
HOMÖOPATHIE
Thymus vulgaris - Thymian (die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen). Anwendungsgebiete: Bronchialerkrankungen.
In homöopathischen Hustentropfen wird Thymian oft kombiniert mit z.B. Berberitze, Echinacea, Eukalyptus, Pfefferminze und Zaunrübe.
THYMIAN IM GARTEN
Thymian liebt steinigen, trockenen und kalkhaltigen Boden in warmer und
sonniger Lage. Da die Thymianpflanze eine kräftige Pfahlwurzel
ausbildet, muss der Boden locker sein, also schwere, verdichtete Böden
sind ungeeignet. Thymian bevorzugt neben Wärme und Sonne einen
windgeschützten Platz. Thymian verträgt auch Trockenheit recht gut, nach
langer Trockenzeit stellt die Pflanze das Wachstum ein.
Die Aussaat von Thymian ist möglich, aber eher schwierig, da die geringe Samengrösse die Aussaat erschwert. Wer frischen Thymian ernten will und keinen Garten besitzt,
kann das Kraut auch problemlos im Topf kultivieren. Es gibt auch fertig
gezogene Thymiantöpfe im Supermarkt. Thymian ist nicht völlig
winterhart, es empfiehlt sich in frostgefährdeten Lagen im Winter ein
Schutz mit Reisig oder Stroh.
In meinem Garten hat er Rosmarin, Salbei, Lavendel und Schlüsselblumen als Nachbarn.
SONSTIGES
Schon vor 4000 Jahren wurde Thymian als Heil- und Gewürzpflanze verwendet. Geschichtlich wird Thymian in der Antike von Plinius und im Mittelalter (12. Jh.) bei Hildegard von Bingen erwähnt. Echter Thymian ist offizinell, er wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2006 gewählt.
Letzte Änderung: 15.01.2024 © W. Arnold