Echter Lavendel - Lavandula angustifolia
Der Echte Lavendel hat eine anerkannten medizinischen Anwendungen in Form von Lavendelblüten und Lavendelöl. Diese werden bei Stimmungsschwankungen wie Unruhe, Erregungszuständen oder Schlafstörungen, sowie bei funktionellen Bauchbeschwerden angewendet.
Lavandula angustifolia (syn. Lavandula officinalis, L. vulgaris);
Echter Lavendel (syn. Kleiner Speik).
VORKOMMEN
Die Heimat des Lavendels ist die Küstenregionen des
Mittelmeerraums. In diesen Regionen kommt er an trockenen, warmen Hängen von Griechenland bis in der Toskana weit verbreitet vor.
Der Echte Lavendel erreicht
vereinzelt die Waldgrenze.
Wahrscheinlich führten Benediktiner-Mönche die Pflanze nördlich der Alpen ein. Lavandula angustifolia gilt in Mitteleuropa als winterhart. Er ist heute eine beliebte Gartenpflanze.
MERKMALE
Lavandula angustifolia ist ein 20–60 cm hoher aromatischer Halbstrauch mit aufrechten Zweigen. Die Blätter sind schmal-lanzettlich, etwa 4 cm lang und ca. 5 mm breit und mit umgerolltem Rand. Besonders die Unterseite der Blätter erscheint von Sternhaaren graufilzig. Die Blüten sind am Ende der Zweige in ährig angeordneten Scheinquirlen angeordnet. Die Krone ist violett, etwa. 1 cm lang und mit vorn erweiterter Röhre. Die Oberlippe ist aufwärts gebogen, 2teilig und behaart, die Unterlippe ist 3teilig. Die 4 Staubblätter ragen nicht aus der Krone heraus. Die Teilfrüchte sind eiförmig, glatt und etwa 2 mm lang.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
1. Lavandulae aetheroleum - (syn. Aetheroleum Lavandulae, Lavandulae oleum, Oleum Lavandulae); Lavendelöl.
2. Lavandulae flos - (syn. Flores Lavandulae, Flos Lavandulae, Flores Spica); Lavendelblüten. Das Europäische Arzneibuch schreibt einen Mindestgehalt von 13 ml/kg
ätherisches Öl für die Blütendroge vor.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Die Blüten enthalten etwa 1-3 % ätherisches Öl. Dieses enthält vor allem Linalylacetat (30-50 %), Linalool, β-Ocimen, Campher, Cineol und das Sesquiterpen Caryophyllenepoxid. Allgemein sind die Inhaltsstoffe des Öls 40 bis 50 % Ester, 25 bis 35 % Monoterpenole,
Monoterpene, Sesquiterpene, Ketone und Oxide.
Weitere nennenswerte Bestandteile der Blüten sind Gerbstoffe (bis zu 13 %), Cumarinderivate (Umbelliferon und Herniarin), Sterole und Triterpene (u. a. Ursolsäure) reichlich Phenylcarbonsäuren (u. a. Rosmarinsäure, Ferulasäure, Kaffeesäure, p-Hydroxybenzoesäure) und Flavonoide.
PHARMAKOLOGIE
Das ätherische Öl wird innerlich als Sedativum bei Unruhezuständen und Einschlafstörungen eingesetzt. Den potentiellen Nutzen von Lavendelöl bei Angststörungen konnte eine 2014 publizierte Doppelblindstudie nachweisen. Sehr bekannt sind Lasea®-Kapseln, sie enthalten 80 mg eines speziellen Lavendelöls. Studien zum Wirkmechanismus kamen zum Ergebnis, dass die präsynaptischen spannungsabhängigen Calciumkanäle gehemmt werden und dass darüber ein Teil der angstlösenden Wirkung entfaltet wird.
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendungen:
- Kommission E (Lavendelblüten): Innerlich angewendet: Befindungsstörungen wie Unruhezustände, Einschlafstörungen, funktionelle Oberbauchbeschwerden (nervöser Reizmagen, ROEHMHELD-Syndrom, Meteorismus, nervöse Darmbeschwerden).
- ESCOP: Innerlich bei Unruhezuständen, Erregung, Schlaflosigkeit und funktionellen Bauchbeschwerden.
- Das HMPC hat Lavendelblüten und Lavendelöl als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft. Durch klinische Studien belegt ist die Behandlung von Unruheständen bei ängstlicher Verstimmung.
In vielen Beruhigungstees werden die Lavendelblüten oft kombiniert mit Melisse, Kamille, Fenchel, Pfefferminze und Pomeranze.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Lavendelöl ind Form von Kapseln (Lasea®). Für die Anwendung siehe Packungsbeilage und die folgende Fachinformation.
Teeaufguss:
1 bis 2 Teelöffel (etwa 1.5 g) Lavendelblüten mit 150 mL heissem Wasser übergiessen (nicht kochen!), 5 bis 10 Min. ziehen lassen und abfiltrieren.
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Lavandulae flos, Lavandulae aetheroleum)
HOMÖOPATHIE
Lavandula angustifolia HAB 1; Lavendel, die frischen Blüten.
Anwendungsgebiet: kaum mehr gebräuchlich.
LAVENDEL IM GARTEN
Lavendel ist im allgemeinen eine pflegeleichte Pflanze. Er benötigt
viel Sonne und einen trockenen, kalkhaltigen und sandigen Boden, der gut
wasserdurchlässig ist. Was die Pflanze gar nicht mag ist Staunässe. Die
beste Pflanzzeit ist das Frühjahr, kaufen sie sich dazu in der
Gärtnerei Jungpflanzen, diese werden im gleichen Jahr noch blühen.
Lavandula angustifolia wächst gerne auf neutralem bis alkalischem Boden, darum macht
es Sinn, zweimal im Jahr etwas Gartenkalk unterzumischen. Lavendel
gedeiht auch gut im Pflanzkübel. Allerdings muss darauf geachtet werden,
dass das Wasser gut abfliessen kann und die Pflanze nicht ganz
austrocknet.
Als besonders bewährt für den heimischen Garten hat sich der Echte Lavendel (Lavandula Angustifolia), da er als ursprüngliche Berg- bzw. Höhenpflanze besser mit kälterem Klima zurechtkommt und bei uns praktisch winterhart ist.
Eine wichtige Pflegearbeit ist das Schneiden der verholzenden Lavendelsträucher. Wird der Schnitt nicht gemacht, verkahlen die Büsche im unteren und inneren Bereich. Der erste Rückschnitt der Lavendelpflanzen erfolgt direkt nach der Blüte. Im zeitigen Frühjahr wird der Lavendel dann bis in die verholzten Teile zurückgeschnitten. Die Pflanze verzweigt sich dann an den Schnittstellen und bleibt kompakt und schön buschig.
Gern gepflanzt wird Lavandula angustifolia zusammen mit Rosen. Der Farbkontrast ist sehr schön und der Duft vertreibt (vielleicht) Blattläuse. Am besten macht sich die Pflanze im Steingarten oder Heilpflanzengarten. In meinem Garten hat er Rosmarin, Salbei, Thymian und Schlüsselblumen als Nachbarn.
SONSTIGES
Im antiken Rom sahen die Römer im Duft des Lavendels etwas Okkultes und verwendeten den Lavendel als Räucherkraut in verschiedenen Zeremonien. Die Soldaten im alten Rom sahen es einfacher: Die Soldaten kannten die Heilwirkung des Lavendelöls und rieben sich vor einer Schlacht damit ein. Diese Prozedur sollte vorsorglich bei Verwundungen helfen, zudem schenkte der Duft frischen Mut und Zuversicht.
Letzte Änderung: 03.04.2024 / © W. Arnold