Holunder - Sambucus nigra
Die anerkannte medizinische Anwendung der Holunderblüten ist die Verwendung als schweisstreibendes Mittel bei einer banalen Erkältung, bei Fieber und Frösteln.
Sambucus nigra (syn. Sambucus medullina, Sambucus vulgaris);
Holunder (syn. Deutscher Flieder, Flieder, Holder, Schwarzer Holunder).
VORKOMMEN
Der Holunder ist heimisch in Europa, Asien und Nordafrika (Sambucus nigra), sowie im östlichen Nordamerika (S. canadensis).
In Mitteleuropa ist der Schwarze Holunder eine häufige Strauchart.
Holunder ist unempfindlich gegen Frost und gedeiht auch noch gut im
Halbschatten auf Unkraut- und Ruderalfluren. In den Alpen ist er bis in
Höhen von etwa 1500 m anzutreffen.
Neben weiteren Sträuchern wie z.B. Weissdorn, Faulbaum, Sanddorn, Berberitze oder Weiden gehört der Holunder in jeden Naturgarten.
MERKMALE
Der Schwarze Holunder ist ein flach wurzelnder, bis 7 m hoher Strauch oder Baum. Die Rinde ist am Stamm rissig, hellbraun bis grau, an den jungen Zweigen grün. Die Äste sind mit lockerem weissem Mark gefüllt. Die Laubblätter sind 10 bis 30 cm lang, oberseits matt-grün, unterseits hell blaugrün und unpaarig gefiedert. Die Blüten sind stark duftend, in reich- und dichtblütigen, an den Zweigen endständigen, schirmförmigen, flachen Trugdolden mit 5 Hauptästen angeordnet. Die Blumenkrone ist 6 bis 9 mm breit und weiss bis gelblichweiss. Die Blütezeit ist Mai bis Juni. Die Früchte sind kugelig, 5 bis 6 mm lang, meist mit drei Steinkernen, glänzend schwarzviolett und mit blutrotem Saft.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Sambuci flos (syn. Flores Sambuci, Flos Sambuci nigrae); Holunderblüten (syn. Holderblüten, Hollerblüten, Hütschenblumen). Das Drogenmaterial stammt aus Wildsammlungen in Osteuropa und Westasien; Angebaut wird der Holunder in Ungarn.
Von untergeordneter Bedeutung sind die Blätter, die jungen Schösslinge, die Wurzeln, die Rinde und die Beeren.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Ätherisches Öl: bis ca. 0,15% bestehend aus über 60 Komponenten (vor allem aus freien Fettsäuren, Alkanen und Monoterpenen zusammengesetzt).
Sterole: unter anderem Campesterol und β-Sitosterol.
Triterpene: ca. 1 %, unter anderem α- und β-Amyrin, Oleanol- und Ursolsäure.
Flavonoide: unter anderem Kämpferol, Quercetin, Astragalin, Nicotiflorin und Rutosid.
Hydroxyzimtsäurederivate: unter anderem p-Cumarsäure, Ferulasäure und Kaffeesäure.
Die Früchte besitzen 3% Gerbstoffe und mehrere Anthocyane (Sambucin, Sambucyanin und Chrysanthemin, alle Glykoside des Cyanidins). Cyanglykoside (wie Sambunigrin, Prunasin und Holocalin) sind in den Samen enthalten, Lektine im Fruchtfleisch.
PHARMAKOLOGIE
Die schweisstreibende Wirkung konnte bis heute keinem Inhaltsstoff zugeschrieben werden. Es wird deshalb vielfach vermutet, dass die diaphoretische Wirkung auf der alleinigen Zufuhr grosser Mengen heisser Flüssigkeit beruht. Eine neue Studie aus den Jahr 2019 (siehe Links) kommt nun zum Schluss, dass nach einem Infekt der oberen Atemwege, durch Holunder eine wesentliche Verbesserung der Symtome erreicht werden kann.
Sowohl in den Blättern, der Rinde, unreifen Beeren und in den Samen reifer Beeren ist das cyanogene Glycosid Sambunigrin enthalten. Über die Giftigkeit beim Menschen gibt es unterschiedliche Angaben. Sie reichen von ungiftig bis "zu vermeiden".
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendungen (Kommission E):
- Wirkungen: schweisstreibend; vermehrt die Bronchialsekretion.
- Anwendungsgebiete: Erkältungskrankheiten.
- Gegenanzeigen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.
- Dosierung: Soweit nicht anders verordnet: mittlere Tagesdosis 10-15 g Droge; Zubereitungen entsprechend.
- Art der Anwendung: Unzerkleinerte Droge sowie andere galenische Zubereitungen für Teeaufgüsse; mehrmals täglich 1 bis 2 Tassen Teeaufguss möglichst heiss trinken.
Die ESCOP ergänzt in folgener Weise: "Als schweisstreibendes Mittel bei einer einfachen Erkältung, bei Fieber und Frösteln".
Vom HMPC wurden Holunderblüten bei banaler Erkältung als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft.
Volkstümliche Anwendungen:
Holunderblüten werden als Tee zur Einleitung von Schwitzkuren und
gegen Erkältungskrankheiten sowie andere fiebrige Zustände verwendet.
Der Tee wird auch als Gurgelwasser bei Erkrankungen im Bereich der
Atmungsorgane wie Husten, Schnupfen, Kehlkopfentzündung oder Grippe
verwendet. Selten auch bei Wöchnerinnen mit zu wenig Milchfluss. Die Wirksamkeit der Droge bei diesen Indikationen ist nicht belegt.
In Fertigarzneimitteln oft in Kombimation mit z.B. Schlüsselblume, Eisenkraut, Hagebutte, Kamille, Lindenblüten, Thymian und Mädesüss.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Teebereitung: Als Schwitzkur bis zu 4-mal täglich eine Tasse Holunderblütentee möglichst heiss trinken.
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Sambuci flos, Sambuci fructus)
HOMÖOPATHIE
Sambucus nigra (syn. Sambucus) - Holunder
Anwendungsgebiete: Erkrankungen der Atemwege.
HOLUNDER IM GARTEN
Der Schwarze Holunder ist äusserst anspruchslos und kann sich mit jedem Boden arrangieren. Als Ruderalpflanze sind im aber feuchte, lehmige Böden mit hohem Humus- und Kalkgehalt am liebsten. Der Holunder begnügt sich mit Halbschatten, hat es aber lieber wenn er an der vollen Sonne stehen darf. Der Strauch bzw. kleine Baum gibt es in jeder Gärtnerei zu kaufen.
Ist der Holunder mehrere Jahre alt, kann im Winter ein Schnitt erforderlich sein, der sich allerdings auf das Herausschneiden von alten Trieben beschränkt . Ansonsten ist der Schwarze Holunder sehr anspruchslos und pflegeleicht.
SONSTIGES
Der schwarze Holunder hatte schon immer eine mythologische Bedeutung.
Das Ausgraben oder Verstümmeln eines Holunders brachte Unglück oder sogar Tod,
denn der Holunder im Hausgarten galt als Lebensbaum. Das Verdorren des Holunders
zeigte den Tod eines Familienmitglieds an. Auch beherbergte er
wohlgesinnte Hausgeister, was den Strauch in vielen Hausgärten heimisch
werden liess und zu dem Spruch führte, dass man vor einem Holunder
den Hut ziehen müsse.
Der unangenehme Geruch des Laubes soll daher kommen, dass
sich Judas einer Legende nach an einem Holunderbaum erhängt hat.
Letzte Änderung: 24.04.2024 / © W. Arnold