Bryonia alba - Weisse Zaunrübe
Bryonia cretica - Zweihäusige Zaunrübe
Die Zaunrübe hat keine anerkannte medizinische Anwendung. Sie wirken stark abführend und brechreizerregend. In der Alternativmedizin findet die Pflanze noch häufig Verwendung. Die Arzneidroge (Zaunrübenwurzel) besitzt drastisch abführende, hypoglykämische, tumorhemmende und zellschädigende Wirkungen.
Bryonia alba (syn. Bryonia monoeca, B. nigra, Vitis alba, Vitis nigra);
Weisse Zaunrübe (syn. Schwarzbeerige Zaunrübe, Schwarzfrüchtige Zaunrübe).
Bryonia cretica L. (syn. Bryonia acuta, B. dioica, B. sicula);
Rote Zaunrübe (syn. Falsche Alraune, Gichtrübe, Heckenrübe,
Hundskürbis, Hundsrübe, Rotbeerige Zaunrübe, Rotfrüchtige
Zaunrübe).
VORKOMMEN
Die Weisse Zaunrübe (Bryonia alba) ist heimisch im östlichen und südöstlichen Europa bis Persien. Im mittleren und nördlichen Europa ist sie nicht einheimisch, aber seit Jahrhunderten eingebürgert und als Zier- und Arzneipflanze angebaut. In den Gebirgen und in den Alpenländern ist die Pflanze sehr selten. Die Weisse Zaunrübe wächst zerstreut an Hecken, Zäunen, in Gebüschen, am Rande von Weingärten an etwas feuchten, nährstoffreichen Stellen.
Die Rote oder Zweihäusige Zaunrübe (Bryonia cretica) ist heimisch im westlichen Mittel- und Südeuropa und in Nordafrika. Die Art wird wie Bryonia alba als Zier- und Arzneipflanze kultiviert.
MERKMALE
Die Weisse Zaunrübe ist im Habitus Bryonia dioica sehr änlich, jedoch einhäusig. Die Beeren sind schwarz, kugelig
und erbsengross. Die ganze Pflanze führt ebenfalls einen scharfen
Milchsaft. Bütezeit ist Juni - Juli, die Früchte reifen von August bis
September.
Die Rotfrüchtige Zaunrübe ist ein krautige 2häusige Kletterpflanze, die sich über mehrere Meter
ausdehnt. Die Pflanze hat eine rübenförmige Wurzel. Die Blätter sind
lappig und rauh. Die Blüten sind 5spaltig, klein, blattachselständig und
haben eine gelbweisse Farbe. Die Beeren sind erbsengross und werden
scharlachrot. Die Pflanze besitzt einen recht scharfen Milchsaft. Die
Blütezeit erstreckt sich von Juni bis September, die Früchte reifen von
August bis September.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Bryoniae Radix (syn. Radix Bryoniae); Bryonia-alba-Wurzel und Bryonia-cretica-Wurzel (syn. Faselrübe, Faulrübe, Gichtrübe, Heckenrübe, Hundskürbiswurzel, Hundsrübe, Sauwurzel, Tollrübe).
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
In der Wurzel sind enthalten: Curcurbitacine (unter anderem
Curcurbitacine B, D, E, I, J, K, L und ihre Glykoside),
Trihydroxyoctadecadiensäuren, Bryonolsäure (Triterpenhydroxysäure).
Siehe in diesem Zusammenhang auch die Koloquinte (Citrullus colocynthis).
In den Wurzeln von Bryonia cretica wurden
ausserdem Bryocumarsäure, Chrysophansäure sowie die beiden
ribosomeninaktivierenden Proteine Bryodin-L und Bryodin-R nachweisen.
Das Lektin überwiegt in der Wurzel.
PHARMAKOLOGIE
Spezielle Extrakte aus der Weissen Zaunrübe werden wegen ihrer
immunstimulierenden Wirkung in einigen Fertigarzneimitteln verwendet.
Die toxikologischen Nebenwirkungen bestehen bei diesen Präparaten
nicht.
Ein interessantes Experiment wurde mit Bryodin, einem ribosomeninaktivierenden Protein aus Wurzeln von Bryonia cretica ssp. dioica unternommen. Bryodin wurde über eine Disulfidbrücke an einen
monoklonalen Antikörper gebunden. In dieser Form gebunden erweist sich
Bryodin als spezifisch cytotoxisch wirksam.
ANWENDUNG
Die Arzneidroge besitzt drastisch abführende, hypoglykämische, tumorhemmende und zellschädigende Wirkungen. Die Droge oder die daraus hergestellten Zubereitungen werden wegen der starken toxischen Wirkungen therapeutisch nicht genutzt und können auch nicht empfohlen werden. Spezielle Extrakte aus der Weissen Zaunrübe werden wegen ihrer immunstimulierenden Wirkung in einigen Fertigarzneimitteln verwendet. Die toxikologischen Nebenwirkungen bestehen bei diesen Präparaten nicht.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Giftpflanze! - Die Droge ist heute obsolet!
STATUS
Giftpflanze!
- Kommission E: -keine Bearbeitung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Bryonia (syn. Bryonia alba), die frische Wurzel.
Anwendungsgebiet: Rheumatische Erkrankungen, zur Beseitigung des Schmerzempfindens.
Bryonia cretica (syn. Bryonia) HAB1, die
frische, vor der Blütezeit geerntete Wurzel. Anwendungsgebiet: akute
Entzündungen der Atemwege, akuter und chronischer Rheumatismus.
In homöopathischen Hustentropfen oft kombiniert mit z.B. Berberitze, Echinacea, Eukalyptus, Pfefferminze und Thymian.
ZAUNRÜBE IM GARTEN
Beide Arten lieben volle Sonne und Wärme und bevorzugen frischen und nährstoffreichen Boden. Ich habe seit mehreren Jahren eine Rotfruchtige Zaunrübe im Garten in normalem Gartenboden. Zaunrüben brauchen genügend Wasser und gelegentlich etwas Flüssigdünger und natürlich brauchen sie eine Rankhilfe. Bryonia alba und Bryonia cretica sind interessante alte Heilpflanzen. Bienen und Hummeln schätzen die Pflanzen sehr.
Die Rote Zaunrübe
Hier eine Rote Zaunrübe vor meinem Küchenfenster.
Die imposante (armdicke) Wurzel der Roten Zaunrübe
SONSTIGES
Die Zaunrübe war bereits den Ärzten im Altertum bekannt. Ihre oft menschenähnliche rübenförmige Wurzel wurde bei den Südslawen häufig als "Alraune" angesehen und galt als starkes Heilmittel bei einer Vielzahl von Erkrankungen. Der Gattungsname Bryonia wurde von Plinius für Kletterpflanzen geprägt und ist vom griechischen bryo (wachsen), abgeleitet. Nach Dioskurides dienten die Früchte der Weissen Zaunrübe unter anderem als Mittel gegen Epilepsie und Schlaganfälle.
Letzte Änderung: 15.01.2024 / © W. Arnold