Gemeiner Efeu - Hedera helix
Efeu wird in Form von Extrakten aus den Blättern angewendet. Die anerkannten medizinischen Anwendungen von Extrakten sind Katarrhen der Luftwege, die symptomatische Behandlung chronisch-entzündlicher Bronchialerkrankungen und bei Husten, insbesondere, wenn dieser von übermässiger Absonderung eines zähflüssigen Schleims begleitet ist. Als Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden möglich.
Hedera helix (syn. Hedera caucasigena, H. chrysocarpa, H. taurica);
Gemeiner Efeu (syn. Baumtod, Immergrün, Mauerewig, Mauerranke, Rankenefeu, Totenranke, Wintergrün)
weitere Bilder:
VORKOMMEN
Efeu ist fast in ganz Europa heimisch. Das Verbreitungsgebiet reicht nördlich bis Grossbritannien, Südnorwegen und Südschweden. Die Ostgrenze bildet ungefähr eine Linie von der Insel Ösel zur westlichen Schwarzmeerküste. Süd- und Westgrenze bilden Mittelmeer und Atlantik. Isolierte Vorkommen gibt es auf der Krim, im Kaukasus, in Kleinasien, Armenien, Zypern und Libanon. In Nordamerika ist das Efeu eingeführt. Als Standort bevorzugt Efeu Wälder und Auengehölze, Steinbrüche und Ruinen. Der Efeu schadet dem bewachsenen Baum nicht, sondern benützt ihn nur als Kletterhilfe.
MERKMALE
Der Efeu ist eine bis zu 20 m hoch kletternder, immergrüner Strauch. Die Äste und Zweige sind mit Haftwurzeln dem Substrat anliegend oder auch freiwachsend. Die Blätter sind lederig, glänzend und sehr vielgestaltig: an nichtblühenden Pflanzen oder Zweigen sind die Blätter eckig 3-5lappig, an blühenden Sprossen sind sie ungeteilt, oval bis rhombisch und stumpf oder spitz. An seinen charakteristisch geformten Blättern ist der Efeu also leicht zu erkennen. Die Blüten sind gelblich-grün, 5zählig, 3-4 mm lang, in halbkugeligen, vielblütigen Dolden angeordnet. Die Frucht ist eine im Frühjahr reifende schwarze Beere mit einem Durchmesser von 8-10 mm.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Hederae helicis folium (syn. Folia Hederae); Efeublätter (syn. Adamsblätter, Rampelblätter).
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Triterpene:
Efeublätter enthalten ca 5 % Saponine die hauptsächlich
aus dem bisdesmosidischen Hederagenin-, Oleanolsäure- und
Bayogeninglykosiden bestehen. Genuin liegen auch geringe Mengen des
Monodesmosids α-Hederin vor. Hauptsaponin ist Hederacosid C, aus dem
durch Fermentation oder alkalische Hydrolyse α-Hederin erhalten wird
(siehe Diagramm unten). Daneben findet man die Hederasaponine B, D, E,
F, G, H und I.
Polyine:
Aus den Blättern wurden Falcarinol und Didehydrofalcarinol isoliert.
Phenolische Inhaltsstoffe:
Gefunden wurde als Hauptflavonoide Rutosid (= Rutin = Quercetin-3-rhamnoglucosid) und Kämpferol-3-rhamnoglucosid.
Weiterhin wurden Chlorogensäure, Kaffeesäure und Scopolin (= 7-Hydroxy-6-methoxy-cumaringlucosid) nachgewiesen.
Ätherisches Öl:
Im ätherischen Öl der Blätter wurden folgende Substanzen identifiziert:
Methylethylketon, Methylisobutylketon, Capronaldehyd, trans-2-Hexenal,
trans-2-Hexenol, Furfurol, Maltol sowie die Sesquiterpene β-Elemen und
Germacren B.
Alkaloide sind wahrscheinlich nicht vorhanden.
Im weiteren wurden Vitamine gefunden (Vitamin E und Provitamin A).
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendung
(Kommission E):
- Wirkungen: expektorierend; spasmolytisch; haut- und schleimhautreizend.
- Anwendungsgebiete: Katarrhe der Luftwege, symptomatische Behandlung chronisch-entzündlicher Bronchialerkrankungen.
- Art der Anwendung: Zerkleinerte Droge sowie andere galenische Zubereitungen zum Einnehmen.
- Gegenanzeigen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.
- Dosierung: Soweit nicht anders verordnet: mittlere Tagesdosis 0,3 g Droge; Zubereitungen entsprechend.
Zu den Anwendungsgebieten äussert sich die ESCOP in ähnlicher Weise, zusätzlich erwäht wird "bei Husten, insbesondere, wenn dieser von übermässiger Absonderung eines zähflüssigen Schleims begleitet ist".
Das HMPC hat die Anwendung von Trockenextrakten als Expektorans bei produktivem Husten als „medizinisch anerkannt“ („well-established use“) akzeptiert.
Weitere Anwendungen
Zubereitungen aus Efeublättern finden wegen der
expektorierender und spasmolytischer Eigenschaften vor allem Anwendung
bei Bronchialerkrankungen. Efeu wird zu diesem Zweck gerne kombiniert
mit Thymian, Süssholz, Schlüsselblume, Sonnentau, Spitzwegerich und Bibernelle.
In Erkältungsmitteln werden auch Mischungen mit Efeu, Sonnentau und Tollkirsche gebraucht.
Volkstümliche Anwendungen:
Volksmedizinisch werden Efeublätter innerlich bei Leber-,
Milz- und Galleleiden, besonders Cholelithiasis (Gallensteinleiden), sowie bei Gicht, Rheuma
und Skrofulose angewendet. Als äusserliche Anwendungsgebiete werden
Cellulitis, Geschwüre, Entzündungen, Brandwunden, Schwielen, parasitäre
Erkrankungen, Neuralgien, rheumatische Beschwerden und Folgen von
Venenentzündungen genannt.
Diese Anwendungsgebiete sind derzeit wissenschaftlich nicht haltbar.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Fast ausschliesslich in Form von Fertigarzneimitteln, die aus Extrakten hergestellt sind. So werden aus Trockenextrakte Tabletten, Brausetabletten und löslichen Instant-Tees, oder gelöst in Saft, Tropfen und anderen Flüssigkeiten. Auch Fluidextrakt in Saft, oder Tinktur in Tropfen kommen zur Anwendung. Teezubereitungen von Efeublättern sind nicht gebräuchlich.
Produkte Schweiz (Auswahl):
- Bronchipret Thymian Efeu, Sirup (Biomed AG)
- BronchoVerde Hustenlöser, Sirup (Sidroga AG)
- Prospan Hustensaft (Max Zeller Söhne AG)
- Sanabronch Sandoz, Sirup (Sandoz Pharmaceuticals AG)
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - Monografie (Hederae helicis folium)
HOMÖOPATHIE
Hedera helix - Efeu
Anwendungsgebiet: Akute Entzündungen der Atemwege, der
Verdauungsorgane; Schilddrüsenüberfunktion; rheumatische Erkrankungen.
EFEU IM GARTEN
Als typische Waldpflanze liebt Efeu den Schatten, doch kommt die
Kletterpflanze eigentlich mit jedem Standort gut zurecht. Efeu liebt
kalkhaltigen, humusreichen und feuchten Boden. Mit genügend Wasser und
Dünger ist Efeu aber durchaus anpassungsfähig und wächst auch auf sehr
mageren Böden. Der Efeu ist eine sehr anspruchslose und
schnittverträgliche Pflanze. Rückschnitte sollen im Frühling
durchgeführt werden.
Der Efeu vermehrt sich zum Teil durch die Samen, die von
Vögeln verteilt wurden. Wenn die Triebe den Boden berühren, verwurzeln
sie mit diesem sehr schnell. Jungpflanzen bekommen sie in jeder
Gärtnerei. Der winterharte Efeu lässt sich gut als immergrüner
Sichtschutz im Kübel anpflanzen. Mit Stecklingen in feuchter Erde lässt
sich der Gemeine Efeu leicht vermehren.
SONSTIGES
Hedera, der lateinische Name des Efeu, leitet sich vom griechischen hédra (das Sitzen) ab, wohl bezugnehmend auf das Haften der Pflanze an der Unterlage. Helix stammt vom griechischen helissein (winden, herumdrehen).
Schon
in der Antike wurde der Efeu in Gärten angebaut.
Letzte Änderung: 31.03.2024 / © W. Arnold