Amerikanischer Hanf - Apocynum cannabinum
Apocynum cannabinum (syn. Apocynum hypericifolium, A. platyphyllum, A. pubescens, A. sybericum);
Amerikanischer Hanf (syn. Fliegenfänger, Hanfartiger
Hundswürger, Indianischer Hanf, Kanadischer Hanf, Venetianischer
Hundstod).
VORKOMMEN
Apocynum cannabinum wächst auf den Prärien und an den Flussufem in Nordamerika und Canada, Verbreitungszentrum ist der Osten.
MERKMALE
Halbhohe Staudenpflanze, die eine Höhe von bis 100 cm erreichen kann. Die ganze Pflanze ist glatt oder flaumig behaart und von aufrechtem Wuchs. Die kurz gestielten sind 5 bis 11 cm lang, gelblichgrün, länglich eiförmig oder länglich lanzettlich. Die Blüten sind 2 bis 4 mm lang und weisslich bis grünlichweiss, gelegentlich auch rosa bis violett. Die Blütenblätter sind länglich lanzettlich. Die Haarbüschel an den Samen sind 2 bis 3 cm lang. Die Pflanze hat einen sehr kräftigen Wurzelstock mit gelblicher, leicht absplitternder Rinde und zahlreichen Milchsaftgefässen.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Apocyni cannabini radix (syn. Radix Apocyni); Amerikanische oder Kanadische Hanfwurzel (syn. Hanfwurzel, Hanfartiger Hundswürger, Hanfhundsgift, Indianerhanf), die im Herbst gesammelten und getrockneten Wurzeln und Wurzelstöcke.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Cardenolidglykoside (0,2-0,4 %), unter anderem Cymarin (Strophanthidin + D-Cymarose), k-Strophanthosid (Strophanthidin + D-Cymarose + β-Glucose + α-Glucose) sowie die Cannogeninglykoside Apocannosid (Cannogenin + D-Cymarose) und Cynocannosid (Cannogenin + L-Oleandrose).
PHARMAKOLOGIE
Die Droge soll auf Grund ihres Gehaltes an Cardenolidglykosiden in kleineren Dosen Bradykardie und eine erhöhte Kontraktionsleistung des Herzens bewirken. Der Blutdruck wird erniedrigt. Die Droge soll ferner die Diurese steigern. Diese Eigenschaft ist möglicherweise auf eine vasodilatorische Wirkung im Bereich der Nieren zurückzuführen. Die Reizung der Darmschleimhaut ist stärker als die durch Digitalis- und Strophanthus-Zubereitungen. Daraus resultieren Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Apocynum-cannabinum-Extrakte sollen einen geringeren therapeutischen Einfluss auf das Vorhofflimmem als Digitalis aufweisen. Das Cardenolidglykosid Cymarin ähnelt in seiner Wirkung dem g-Strophanthin, wirkt jedoch stärker diuretisch bei Ödemen und kumuliert weniger. Cymarin ist in seiner Gesamtwirkung jedoch schwächer als g-Strophanthin.
ANWENDUNG
Der frische Pflanzensaft wird in der Volksmedizin bei Kondylomatose und Warzen angewandt. Die Indianer verwendeten die Wurzeln bei Asthma, Wassersucht, Husten, Syphilis und Rheuma. Diese Anwendungsgebiete sind wissenschaftlich nicht belegt. In der Volksmedizin wird die Wurzel bei Herzmuskelschwäche infolge Pneumonie, bei Herzklappenfehlern und Altersherz empfohlen. Sie dient darüber hinaus als harntreibendes Mittel. Diese Anwendungsgebiete erscheinen auf Grund der in der Droge enthaltenen herzwirksamen Cardenolidglykoside zwar erklärlich, doch ist die Wirksamkeit nicht belegt.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Giftpflanze! - keine Anwendung als Phytopharmaka. Anwendungen erfolgen vor allem in der Homöopathie.
STATUS
Giftpflanze!
- Kommission E: - keine Bearbeitung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Apocynum cannabinum HAB1; der frische Wurzelstock.
Anwendungsgebiete: bei Herzschwäche mit Wassersucht,
chronischer Nierenentzündung mit Wassersucht sowie Brechdurchfall.
Zur verbesserten Harnausscheidung kombiniert mit z.B. Rosskastanie, Maiglöckchen, Mädesüss, Christrose, Holunder und Thuja.
SONSTIGES
Die Heilpflanze wurde ursprünglich von nordamerikanischen Ärzten in Form von Abkochungen als Emetikum und Diuretikum verordnet. Der Name leitet sich aus dem griechischen apo = fort und kyon =Hund ab, da man annahm, dass die Pflanze für Hunde giftig ist. Mit dem Artnamen cannabinum = hanfartig ergibt sich die deutsche Bezeichnung "Hanfartiger Hundswürger".
Letzte Änderung: 29.05.2017 / © W. Arnold