Europäisches Pfaffenhütchen - Euonymus europaea
Euonymus europaea (syn. Euonymus vulgaris);
Europäisches Pfaffenhütchen (syn. Pfaffenhütlein, Spindelstrauch)
Das Europäisches Pfaffenhütchen hat keine anerkannte medizinische Anwendung. Alle Pflanzenteile des Strauches sind giftig. In der Volksheilkunde dienen Abkochungen und andere Aufbereitungen der reifen Früchte als Mittel gegen Ungeziefer und Krätzemilben.
VORKOMMEN
Europa bis Japan, beliebter Zierstrauch, auch in meinem Garten. Die Pflanze bevorzugt Waldränder, Hecken und Abhänge. Das Pfaffenhütchen braucht nährstoffreiche, kalkhaltige und salzarme Böden. Im Naturgarten als Hintergrundbepflanzung mit Weissdorn, Sanddorn oder auch Faulbaum und Weiden.
MERKMALE
Das Pfaffenhütchen erreicht als sommergrüner, aufrechter, sparriger Strauch Wuchshöhen von bis zu 3 m, als kleiner Baum auch bis zu 6 m. Die Laubblätter sind gegenständig und besitzen einen Blattstiel und eine eiförmige bis lanzettliche Blattspreite mit einem fein gekerbten bis gesägten Rand. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni. Es werden achsenständigen trugdoldige Blütenstände auf einem 1 bis 3 cm langen Blütenstandsschaft gebildet. Sie enthalten meist zwei bis sechs, selten bis zu neun Blüten. Die in einem abstehenden Fruchtstand stehenden Früchte reifen im September bis Oktober und öffnen sich dann mit vier Klappen. Die purpurrosa bis karminrot gefärbten, vierlappigen, Kapselfrüchte sind vierfächrig, 1 bis 1,5 cm breit und enthalten ein bis vier Samen.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Fructus Evonymi (syn. Fructus Tetragoniae); Pfaffenhütleinfrüchte (syn. Pfaffenkäppchenfrüchte, Spindelstrauchfrüchte), die reifen Früchte.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Alle Pflanzenteile des gewöhnlichen Spindelstrauches sind giftig. Vor allem in den Samen befinden sich Steroidglykoside (Cardenolide), ausserdem die Alkaloide Evonin, Koffein und Theobromin. Die Rinde enthält Bitterstoffe, Gerbstoffe und Phlobaphene, die Blätter auch Triterpe
PHARMAKOLOGIE
Die toxischen Wirkungen des Pfaffenhütchens sind nur z. T. auf die Herzglykoside zurückzuführen. Vergiftungen treten sowohl beim Tier als auch beim Menschen auf. (36 Früchte sollen für den Menschen tödlich sein.) Die Latenzzeit beträgt 15 bis 16 Std. Die Vergiftung äussert sich in heftiger örtlicher Reizwirkung auf den Magendarmkanal mit starken Koliken und schleimig-wässrigen, aber auch blutigen Diarrhöen. Das Evonin dürfte für die insektiziden Eigenschaften der Droge verantwortlich sein.
ANWENDUNG
In der Volksheilkunde dienen Abkochungen und andere Aufbereitungen der Droge als Mittel gegen Ungeziefer und Krätzemilben. Auch über die Verwendung bei Herzbeschwerden gibt es Berichte. Das Öl der Samen diente früher als Brennöl bzw. zur Ungezieferbekämpfung. Die Droge wird aufgrund ihrer Toxizität heute kaum mehr eingesetzt.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Die Droge ist heute obsolet!
STATUS
- Kommission E: - keine Bearbeitung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Evonymus europaea (syn. Euonymus europaea) HAB1; Pfaffenhütchen, die frischen, reifen Früchte.
Anwendungsgebiete: Erkrankungen der Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse sowie Kopfschmerzen.
PFAFFENHÜTCHEN IM GARTEN
Das Pfaffenhütchen ist einen anspruchslose Pflanze. Ein heller Standort, wenn möglich direkt in der Sonne oder im lichten Halbschatten ist ideal für den Strauch. Humusreiche Erde mit etwas Kalk vermischt ist ideal für das Wachstum des Pfaffenhütchens. Der Boden soll durchlässig sein, denn Staunässe schädigt die feinen Wurzeln des Strauches. Die Pflanze ist schnittverträglich - der Auslichtungsschnitt erfolgt im Frühjahr oder Spätherbst. Das Europäische Pfaffenhütchen eignet sich ausgezeichnet für Naturgärten und frei wachsende Vogelschutzhecken. Bei mir wächst es neben einem alten Weissdorn und einem Haselstrauch. Zu seinen Füssen findet sich das Mädesüss, Lungenkraut und die Pestwurz.
SONSTIGES
Der Gattunsname Euonymus geht auf die griechischen Bezeichnungen eu (gut) und onoma (Namen) zurück. Sie soll im ironischen Sinne auf diese Gattung wegen ihrer schädlichen Eigenschaften (Giftwirkung) übertragen worden sein. Da die Kapselfrucht einer Kopfbedeckung katholischer Geistlicher ähnelt, wird die Pflanze „Pfaffenhütchen“ genannt.
Letzte Änderung: 24.04.2024 / © W. Arnold