Maiglöckchen - Convallaria majalis
Das Maiglöckchen hat eine anerkannte medizinische Anwendung bei leichter Herzinsuffizienz, Altersherz und chronisches Cor pulmonale ("Lungenherz"). Wegen der geringen therapeutischen Breite des Maiglöckchenkrauts (Giftwirkung der Cardenolide!) wird die Heilpflanze nicht mehr pharmazeutisch genutzt. In der Alternativmedizin findet die Pflanze vielfach Verwendung.
Convallaria majalis (syn. Convallaria fragrans, C. latifolia, C. mappii, C. scaposa, Polygonatum majale);
Maiglöckchen (syn. Faltrianblume, Maiblume, Maililie, Marienglöckchen, Niesekraut, Springauf, Talblume).
VORKOMMEN
Das Maiglöckchen kommt in Europa und Nordostasien vor und ist in Nordamerika eingebürgert. Das Drogenmaterial stammt aus Wildsammlungen in Osteuropa. Maiglöckchen sind beliebte Gartenpflanzen. Convallaria majalis bevorzugt sommerwarme Klimalagen und halbschattige Standorte. Es gedeiht sowohl auf kalkreichen als auch auf sauren Böden. In sehr schattigen Waldlagen bildet die Pflanze oftmals nur Blätter, jedoch keine Blüten aus. Die Ausbreitung erfolgt hier überwiegend vegetativ über die Wurzelausläufer. Das Maiglöckchen ist ein Mullbodenkeimer und ist hierbei auf Wurzelpilze angewiesen.
MERKMALE
Convallaria majalis ist eine mehrjährige Pflanze mit unterirdischem Rhizom und zahlreichen Wurzeln, je 2 elliptischen Laubblättern, die aus dem Rhizom herauswachsen, und duftenden, glockenförmigen weissen Blüten in einer Traube. Die Früchte sind kleine rote Beeren.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
1. Convallariae flos - (syn. Flores Liliorum convallium, Flores Sternutatorii, Flores Convallariae, Flos Convallariae); Maiglöckchenblüten (syn. Maiblumen, Maililienblumen), die getrockneten Blüten.
2. Convallariae herba - (syn. Herba Convallariae, Herba Liliorum convallium); Maiglöckchenkraut (syn. Maiblumenkraut, Maiglöckchenblätter), die getrockneten, während der Blütezeit gesammelten, oberirdischen Teile.
3. Convallariae radix/rhizoma - (syn. Convallaria, Radix Convallariae, Rhizoma Convallariae); Maiglöckchenwurzel (syn. Maiblumenwurzel), der getrocknete Wurzelstock mit den Wurzeln.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
1. Convallariae flos - Herzwirksame Glykoside (bis zu 1 % Cardenolide, vor allem Convallatoxin neben Convallosid und Lokundjosid), Flavonoide, sehr wenig ätherisches Öl.
2. Convallariae herba - Wirkstoffe sind herzwirksame Steroidglykoside (etwa 40 Cardenolide bis zu 0.5 %), vor allem Convallotoxin, Convallotoxol, Convallosid, Lokundjosid, Desglucocheirotoxin; Steroid-saponine, Flavonoide. Gefunden wurde auch Azetidin-2-carbonsäure (toxische Aminosäure), Chelidonsäure und Cholin.
3. Convallariae radix/rhizoma - Herzwirksame Glykoside (bis zu 0,4 % Cardenolide), Steroidsaponine, Azetidin-2-carbonsäure.
PHARMAKOLOGIE
Zur Pharmakologie und Toxikologie liegen nur ältere Untersuchungen und fast immer zu Convallatoxin vor, das nicht in jedem Fall Hauptglykosid sein muss.
Eine gute Zusammenfassung findet sich auf Wikipedia.
ANWENDUNG
Die Anwendung der Droge selbst ist wegen der Giftigkeit nicht
vertretbar, ausschliesslich das auf einen bestimmten Wirkwert (von
Convallotoxin) eingestellte Pulver bzw. entsprechende Extrakte oder
Reingykoside setzt man gegen leichte Herzmuskelschwäche, bei
Altersbeschwerden und zur Ausschwemmung herzbedingter Wasseransammlungen
ein.
Die Präparate enthalten häufig Extrakte weiterer herzwirksamer Drogen wie Adoniskraut, Meerzwiebel, oder Oleanderblätter, gelegentlich auch Weissdorn mit komplett anderer Wirkzusammensetzung.
Volkstümliche Anwendungen:
Zubereitungen aus Convallaria majalis werden seit langer Zeit angewendet bei Wehenschwäche, Epilepsie und Schlaganfällen. Hauptindikationen war aber immer die Verwendung bei Herzschwäche. Die Wirksamkeit des Maiglöckchens bei diesen Anwendungen ist mit Ausnahme bestimmter Herzerkrankungen kaum belegt. Wegen seiner Giftigkeit wird Convallaria majalis nicht mehr volksmedizinisch verwendet.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Nur nach Absprache mit dem Arzt verwenden.
Das Maiglöckchen ist eine Giftpflanze!
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Convallaria majalis HAB1, die blühenden oberirdischen Teile.
Anwendungsgebiet: Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche.
MAIGLÖCKCHEN IM GARTEN
Convallaria majalis ist ein Waldbewohner und bevorzugt daher schattige bis
halbschattige Standorte. Im Schatten zeigt es sich etwas blühfaul.
Pflanzungen unter Laubgehölzen, neben z.B. Schneeglöckchen und Lungenkraut, sind ideal. Vorsicht bei Pflanzung mit bzw. neben Bärlauch, das Maiglöckchen ist in allen Teilen giftig.
Die alte Heilpflanze wächst praktisch in jedem Boden, der
nicht dauerhaft unter Wasser steht. Ideal ist eine durchlässige und
humose Gartenerde, die zudem etwas Lehm und Sand enthält. Der Humus
lässt sich durch Einarbeitung von Komposterde herstellen. Ideal ist es,
wenn Sie Ihren Maiglöckchen regelmässig etwas Laubkompost gönnen.
Jungpflanzen bekommen sie in jeder Gärtnerei. Einmal
angepflanzt können grössere Bestände einfach geteilt werden. Das
winterharte und mehrjährige Maiglöckchen duftet zur Blütezeit wunderbar.
Im naturnahen Garten darf die pflegeleichte alte Heilpflanze nicht
fehlen.
SONSTIGES
Der Gattungsnamen Convallaria leitet sich wahrscheinlich von lateinischen "lilium convallium" (= Lilie der Täler) ab, wohl ein Hinweis auf das Vorkommen der Pflanze. Das Artepitheton majalis bedeutet „im Mai blühend”.
Als Heilpflanze wurde das Maiglöckchen erstmals in Gabriel
von Lebensteins Abhandlung „Von den gebrannten Wässern“ erwähnt, deren
ältester bekannter Textzeuge aus dem 1. Viertel des 15. Jh. stammt.
Darin wurde das Maiglöckchen als Marienblume beschrieben: „Lilium
convalium".
Letzte Änderung: 01.03.2024 / © W. Arnold