Gemeines Immergrün - Vinca minor
Das Gemeine Immergrün hat keine anerkannte medizinische Anwendung. Die Anwendung der Immergrünblätter ist heute obsolet. Selten wird reines Vincamin bei Störungen des Hirnstoffwechsels verwendet.
Vinca minor (syn. Pervinca minor)
Gemeines Immergrün (syn. Immergrün, Kleines Immergrün).
VORKOMMEN
Das Kleine Immergrün kommt in Mittel- und Südeuropa und in Kleinasien vor und wächst von der collinen bis zur montanen Höhenstufe bis in Höhenlagen von etwa 1000 Metern. Das Kleine Immergrün kommt zerstreut, aber gesellig, wild oder verwildert in artenreichen Laub- oder Buchen-Mischwäldern vor. Heute wird die Pflanze gerne als Bodendecker für schattige oder halbschattige Standorte im Garten gepflanzt.
MERKMALE
Das Kleine Immergrün ist ein immergrüner, niedriger Halbstrauch mit
einer Wuchshöhe von höchstens 15 Zentimetern. Die vegetativen Triebe
können sich an den Knoten bewurzeln und pro Jahr bis zu 2 Meter
lang werden. Die Blühtriebe stehen aufrecht. Die gegenständig
angeordneten Laubblätter sind eiförmig, ganzrandig, lederartig,
dunkelgrün und auf der Rückseite gelb. Sie werden bis 4 Zentimeter lang.
Die Blattstiele sind an der Basis verwachsen.
Die zwittrigen, fünfzähligen Blüten stehen einzeln, lang
gestielt in den Blattachseln diesjähriger, aufrechter Triebe. Sie haben
einen Durchmesser von 2 bis 3 Zentimetern. Die Kronblätter sind zu einer
11 Millimeter langen Röhre verwachsen. Bei den Wildsorten sind die
Blüten hellblau bis violett.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Vincae minoris folium (syn. Herba Vincae pervincae, Folia Vincae);
Immergrünblätter (syn. Sinngrünblätter).
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Das Kleine Immergrün ist in allen Teilen giftig. Es enthält mehr als 40
Alkaloide, der Gesamtalkaloidgehalt beträgt 0,2 bis 0,7 Prozent.
Hauptwirkstoffe sind Vincamin und Eburnamenin.
Im weiteren wurden Phenole, Phenolcarbonsäuren und Flavonoide gefunden.
PHARMAKOLOGIE
Im Tierversuch führt die Verabreichung von Immergrünkraut zu Blutbildveränderungen wie Leukozytopenie, Lymphozytopenie, Erniederung des α1-, α2- und y-Globin-Spiegels, vermutlich infolge einer immunsuppressiven Wirkung. Der Vincamingehalt der Droge Ist gering und starken Schwankungen unterworfen. Für die Therapie steht Vincamin als Reinsubstanz zur Verfügung. Im Jahr 1987 hat das Bundesgesundheitsamt die Zulassung für alle immergrünhaltigen Präparate widerrufen.
ANWENDUNG
Angaben der Kommission E:
Immergrünkraut wird bei Durchblutungsstörungen, cerebralen
Durchblutungsstörungen, zur Unterstützung des Hirnstoffwechsels sowie
zur Verbesserung der Sauerstoffversorgung des Gehirns, zur Verhütung von
Gedächtnis- und Konzentrationsschwäche, Verbesserung des Merk- und
Denkvermögens sowie der geistigen Leistungskraft, zur Verhütung eines
vorzeitigen Alterns der Gehirnzellen, als Geriatricum, Sedativum sowie
als blutdrucksenkendes Mittel, ferner bei Katarrhen, Schwächezuständen,
zur Stärkung der Widerstandskraft, bei Durchfall, Weissfluss,
Halsleiden, Mandelentzündungen und Angina, Halsschmerzen,
Darmentzündung, Zahnschmerzen, Wassersucht, als wassertreibendes und
blutreinigendes Mittel, zur Förderung der Wundheilung, zur Blutstillung
sowie als Bittermittel angewendet.
Die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten ist nicht ausreichend belegt.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Die Anwendung der Immergrünblätter ist heute obsolet. Selten wird reines Vincamin bei Störungen des Hirnstoffwechsels verwendet.
STATUS
Giftpflanze!
- Kommission E: - negative Bewertung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Vinca minor - Kleines Immergrün
Anwendungsgebiete: Bei nässendem Ekzem und Schleimhautblutungen.
KLEINES IMMERGRÜN IM GARTEN
Das Kleine Immergrün ist sehr anpassungsfähig und wächst beinahe überall, ist dabei aber eine sehr gesellige Pflanze. Es verbreitet sich stetig durch lange Triebe und ist daher ein beliebter Bodendecker. Das Immergrün hat gerne einen humusreichen lockeren Boden. Ein Platz im Halbschatten ist ideal, aber auch andere Standorte bereiten den Vinca Minor Pflanzen kaum Probleme. Düngung benötigt das Immergrün nicht. Giessen sollte man zwar regelmässig bei Jungpflanzen, hat sich aber ein Pflanzenteppich gebildet ist das Bewässern nur in langen, trockenen Perioden nötig. Besonders schön zur Geltung kommt das kleine Immergrün im Vordergrund von Traubensilberkerze, Fingerhut oder Eisenhut.
SONSTIGES
In Mitteleuropa ist das Kleine Immergrün als Kulturrelikt zu bewerten, das in
Süddeutschland seit der Römerzeit in Mitteleuropa auftritt, aber auch
auf mittelalterliche Ansiedlungen hindeuten kann.
Der Name Immergrün bezieht sich auf die immergrünen Blätter der Pflanze.
Letzte Änderung: 28.04.2024 / © W. Arnold