Pfeffer - Piper nigrum
Schwarzer Pfeffer wird ausschliesslich in der Volksheilkunde verwendet, hat also keine medizinisch anerkannte Anwendung. In Mitteleuropa wird Pfeffer nur selten verwendet. Grosse Bedeutung hat die Droge in der Ayurveda-Medizin.
Piper nigrum (syn. Muldera multinervis, Piper aromaticum, P. trioicum)
VORKOMMEN
Die ursprüngliche Heimat dieser Pflanze Heimat sind wahrscheinlich die Vorberge des Himalaya und/oder Südwest-Indien. Im Zuge der Ausbreitung der indischen Kultur nach Südostasien gelangte der Pfefferanbau vor ca. 1000 Jahren in das heutige Indonesien und Malaysia. Hauptanbauländer sind Brasilien, Indien, Indonesien und Sarawak.
MERKMALE
Im Wildzustand ist Piper nigrum eine Liane, die sich mit sproßbürtigen Haftwurzeln an Bäumen bis 10 min die Höhe windet. In der
Kultur hält man die Pflanze üblicherweise auf einer Höhe von bis zu 4
Metern.
Die kleinen, unauffälligen Blüten stehen in ca. 10
Zentimeter langen Ähren mit 50 bis 150 Einzelblüten, die bei
kultiviertem Pfeffer, anders als bei Wildsorten, zum grössten Teil (bis
zu 90 Prozent) zwittrig sind.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Piperis nigri fructus (syn. Fructus Piperis nigri, Piper nigrum); Schwarzer Pfeffer, die vor der Reife gesammelten und getrockneten, beerenartigen Früchte.
Gewinnung: Man streift die Früchte von den Spindeln ab und
trocknet sie dann. Die Trocknung der noch grünen, ungeschälten
Steinfrüchte erfolgt in der Sonne, am Feuer oder auf geheizten
Unterlagen, wobei sie sich durch die vorhandenen Phenole und
Phenolcarbonsäuren schwarz färben.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Ätherisches Öl:
Bis zu 2,6 % ätherisches Öl mit komplexer Zusammensetzung. Das Öl
enthält ca. 90 % Terpenkohlenwasserstoffe und ca. 10 % sauerstoffhaltige
Terpene. Hauptkomponenten sind Sabinen (bis 25 %), Limonen (bis 20 %),
Caryophyllen (bis 15 %), β-Pinen (bis 12 %), α-Pinen (bis 12 %), Δ-Caren
(ca. 5 %), β-Bisabolen (bis 3 %), p-Cymen, Myrcen, α-Phellandren,
Terpinen-4-ol und α-Thujen.
Sesquiterpenkohlenwasserstoffe:
α- und β-Cubeben und zahlreiche andere Komponenten.
Säureamide:
5 bis 10 % scharf schmeckende Säureamide mit Piperin als Hauptkomponente. Nebenamide sind Piperylin und die Piperoleine A bis C. Insgesamt wurden 15 Amide nachgewiesen.
Phenolcarbonsäuren:
Ein 3,4-Dihydroxyphenylethanolglykosid und dessen Aglykon. Diese
Verbindungen bewirken die enzymatisch katalysierte Schwarzfärbung
(Oxidation) der frischen Früchte.
Weitere Verbindungen:
10 % fettes Öl und ca. 45 % säurelabile Polysaccharide.
PHARMAKOLOGIE
Piperin besitzt eine ZNS-dämpfende und antikonvulsive Wirkung, Piperin
und andere Säureamide (insbesondere Pipercid und Retrofractamid A)
besitzen insektizide Eigenschaften. Trotz der intensiven Nutzung von
Pfeffer als Gewürz liegen nur wenige Arbeiten vor, in denen die
genannten Wirkungen nachgewiesen wurden.
Piperin regt, wie alle scharfen Stoffe, den Stoffwechsel sowie
die Sekretion (Speichel, Verdauungssäfte) an und wirkt antimikrobiell.
Gelegentlich wird es deshalb zur Unterstützung einer Fastenkur
eingenommen. Es gibt Hinweise darauf, dass Piperin als Bioenhancer die
Bioverfügbarkeit von anderen Stoffen erhöhen kann (Vermeidung des
First-Pass-Effekts, erhöhte Resorption im Magen-Darm-Bereich). Aus
diesem Grund wird es zunehmend im Bodybuilding und Kraftsport als
Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt. Auch die Pharmaindustrie forscht
deshalb an Piperin.
ANWENDUNG
Schwarzer Pfeffer wird ausschliesslich in der Volksheilkunde verwendet.:
Innerlich: Als verdauungsfördemdes Mittel bei
Magenbeschwerden. In der indischen Medizin als Expectorans bei
Bronchitis.
Äusserlich: In Salben Hautreizmittel bei Neuralgien.
Die Wirksamkeit der Anwendungen bei Magenbeschwerden
erscheint wegen des Gewürzcharakters (Scharfstoffe) der Droge plausibel.
Klinische Studien oder wissenschaftliche Bewertungen liegen nicht vor.
In Mitteleuropa wird Pfeffer nur selten verwendet. Grosse Bedeutung hat die Droge in der Ayurveda-Medizin.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Als verdauungsförderndes Mittel werden 0,3 bis 0,5 g eingenommen. Die maximale Tagesdosis beträgt 1,5 g.
Der Pfeffer ist auch Bestanteil von Melisana Klosterfreu Melissengeist®, neben u.a. Alant, Enzian, Bitterorange, Engelwurz, Muskatnuss, Ingwer, Galgant und Melisse.
STATUS
- Kommission E: - keine Bearbeitung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Piper nigrum HAB 34; die unreifen, getrockneten Früchte.
Anwendungsgebiet: Schleimhautreizung, Milchfluss.
SONSTIGES
Schwarzer Pfeffer (Piper nigrum), der seit über zweitausend Jahren in Südindien angebaut wird, wurde seit jeher auf der ganzen Welt geschätzt. Trotz seines zeitweise enorm hohen Preises war der Pfeffer bereits bei den Römern sehr beliebt.
Letzte Änderung: 22.04.2024 / © W. Arnold