Mönchspfeffer - Vitex agnus-castus
Die anerkannte medizinische Anwendung von Extrakten aus den Früchten des Mönchspfeffers ist die Behandlung beim prämenstruellen Syndrom einschliesslich Spannungsgefühl und Schmerzen in den Brüsten; ausserdem bei Menstruationsstörungen wie zu häufigen, zu wenigen oder fehlenden Regelblutungen. Unerwünschte Wirkungen werden selten beobachtet.
weitere Bilder:
Vitex agnus-castus (syn. Agnus-castus vulgaris, Vitex verticillata);
Mönchspfeffer (syn. Abrahamstrauch, Keuschbaum, Keuschlamm).
VORKOMMEN
Der ursprüngliche Verbreitungsraum des Mönchspfeffers erstreckt sich vom Mittelmeerraum über Südwestasien bis zur Krim. Vitex agnus-castus gedeiht gut als dekorative Kübelpflanze. Da er erst im Herbst blüht ist er ein idealer Lückenfüller für diese Jahreszeit.
MERKMALE
Der Mönchspfeffer ist ein bis zu 6 m hoher Strauch oder Baum mit vierkantigen, graufilzigen jungen Zweigen. Die Blätter des Strauches stehen kreuzweise gegenständig und sind handförmig fünf- bis siebenzählig. Die Blüten sind eher klein, bestehen aus dichten, endständigen Blütenständen und haben eine violette, blaue, rosa oder weisse Farbe. Auf den ersten Blick ist der Mönchspfeffer dem Hanf sehr ähnlich, deshalb kommt es leicht zu Verwechselungen. Die Frucht besteht aus einer viersamigen Scheinbeere. Die Blütezeit des Mönchspfeffers ist Juli bis August. Die Blätter und vor allem die Früchte haben einen angenehmen Geruch.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Agni casti fructus (syn. Baccae Agni casti); Mönchspfefferfrüchte (syn. Keuschlammfrüchte), die reifen, getrockneten Früchte.
Viticis folium (syn. Vitex-peduncularis-Blätter), die getrockneten Blätter.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Agni casti fructus:
- Iridoidglykoside: Agnusid und Aucubin
- Diterpene: unter anderem Rotundifuran, Vitexilacton, Vitexlactam A wurden gefunden.
- Triterpene: vom Oleanan und Ursan-Typ
- Flavonoide: besonders Casticin (bis zu 0.2%), Chrysosplenetin, Chrysosplenol D, Cynarosid, Penduletin und Weitere.
- Ätherisches Öl (bis zu 1,2 %) mit den Hauptkomponenten 1,8-Cineol, Limonen, α-Pinen und β-Pinen.
- Fettes Öl: Als Hauptkomponenten der Triglyceride wurden
Caprinsäure, Palmitinsäure, Palmitoleinsäure und Stearinsäure angegeben.
Viticis folium:
Iridoide (Agnusid, Aucubin), Flavonoide, unter anderem Casticin, Homoorientin und Isovitexin. Ferner äther. Öl (bis zu 1 %) mit den Hauptkomponenten 1,8-Cineol, β-Caryophyllen, E-β-Farnesen, Limonen, α-Pinen und Sabinen. Eine Literatur gibt das Vorhandensein von den Ketosteroiden Androstendion, 17-α-Hydroxyprogesteron und Progesteron an.
PHARMAKOLOGIE
Einige Inhaltsstoffe des Vitex agnus-castus können einen Einfluss auf die Hypophyse haben. Den Effekt auf den Hormonhaushalt wäre damit erklärbar.
Eine
neuere Studie hat gezeigt, dass bestimmte Inhaltsstoffe des Mönchspfeffers an
Opiatrezeptoren binden können. Auch wenn der Wirkungsmechanismus noch nicht ganz verstanden ist, wäre es eine Erklärung dafür,
dass Mönchspfeffer Beschwerden des Prämenstruellen Syndroms lindert. In geringeren Dosen hemmt
Mönchspfeffer die Aktivierung der Dopamin-2-Rezeptoren über kompetitive Bindung, dies führt zu einem leichten Anstieg der
Prolaktinfreisetzung und damit zur
Unterdrückung des sexuellen Verlangens.
In höheren Konzentrationen der Mönchspfeffer-Inhaltsstoffe ist die
Bindungsaktivität ausreichend, um die Freisetzung von Prolaktin zu
verringern. Die wirksamen Substanzen sind vermutlich Diterpene mit Dopamin-analoger Wirkung mit hemmender Wirkung auf das Hormon Prolaktin. Eine Senkung des Prolaktins beeinflusst den FSH-Spiegel (Follikelstimulierendes Hormon)- sowie den Östrogenspiegel im weiblichen Körper.
Mit der Wirkung auf den Prolaktinspiegel ist eine Senkung des Testosteron-Spiegels bei Männern als Wirkung erklärbar, die sich auf Libido und Spermienproduktion auswirkt. Dieser Wirkungsweg erklärt die seit der Antike berichtete Wirkung als Anaphrodisiakum.
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendung
- Anwendungsgebiete: Regeltempoanomalien (unregelmässige Menstruation), prämenstruelle Beschwerden, Mastodynie (schmerzende Brüste). Hinweis Bei Spannungs- und Schwellungsgefühl in den Brüsten sowie bei Störungen der Regelblutung sollte zur diagnostischen Abklärung zunächst ein Arzt aufgesucht werden.
- Verwendung bei Schwangerschaft und Laktation: Keine Anwendung in der Schwangerschaft. Tierexperimentell wurde eine Beeinträchtigung der Stilleistung gesehen.
- Medikamentöse und sonstige Wechselwirkungen: Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Tierexperimentell gibt es Hinweise auf eine dopaminerge Wirkung der Droge; somit könnte eine wechselseitige Wirkungsabschwächung bei Gabe von Dopamin-Rezeptorantagonisten auftreten.
- Nebenwirkungen: Gelegentliches Auftreten von juckenden, urtikariellen Exanthemen.
- Gegenanzeigen: Keine bekannt.
ESCOP: Positive Beurteilung des Mönchspfeffers bei prämenstruellen Syndrom, inklusive Spannungsgefühl und Schmerzen in den Brüsten. Im weiteren bei Menstruationsstörungen (zu häufige, zu wenige oder fehlende Regelblutung).
HMPC: Mönchspfefferfrüchte wurden für das nachfolgende Anwendungsgebiet als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Aufgrund langjähriger Erfahrung können Mönchspfefferfrüchte zur Behandlung leichter prämenstrueller Beschwerden eingesetzt werden.
Da Mönchspfeffer die Bildung des Gelbkörperhormons fördert, werden die entsprechenden Arzneimittel mit zum Teil belegbaren Erfolgen auch bei Unfruchtbarkeit infolge von Gelbkörperschwäche oder erhöhten Gelbkörperspiegeln angewendet.
Vergleiche hierzu auch die Traubensilberkerze.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Eingesetzt wird industriell hergestellter und standardisierter Extrakt
(Premens Filmtabletten von Zeller oder Agnus castus-Mepha, Lactab von
Mepha Pharma), der kontinuierlich während des gesamten
Menstruationszyklus eingenommen wird.
Die Arzneimittel werden einmal täglich verabreicht und
sollen regelmässig während mindestens 3 Monaten eingenommen werden.
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Agni casti fructus)
HOMÖOPATHIE
Vitex agnus-castus HAB 1; Mönchspfeffer (getrockneten Früchte).
Anwendungsgebiete: Erkrankungen der Geschlechtsorgane.
MÖNCHSPFEFFER IM GARTEN
Der Keuschbaum ist ein spätblühender Strauch mit prächtigen blauen
Blüten. Oft blüht er erst im September. In unseren Breitengraden ist der
Strauch winterhart, vorausgesetzt, er bekommt einen vollsonnigen,
warmen Standort mit durchlässigem Boden. Der Mönchspfeffer sollte ihm
Frühjahr vor dem Neuaustrieb kräftig zurück geschnitten werden, damit er
sich kräftig und buschig entwickelt. Er kann auch als dekorative
Kübelpflanze gehalten werden, muss dann aber zur Überwinterung in einen
frostfreien Raum untergestellt werden. Als Gartenpflanze ist der
Mönchspfeffer dankbar wenn sie ihm ab und zu ein wenig Kompost in die
Erde einarbeiten. Als Kübelpflanze muss er ca. alle 2 Wochen mit
flüssigem Volldünger versorgt werden. Vitex agnus-castus ist eine robuste
Pflanze mit der man im Grunde nie Ärger hat. Bei mir im Garten wächst der Strauch unter einem Ginkgobaum und neben der Zaubernuss (Hamamelis).
SONSTIGES
Mönche und Nonnen assen gerne die Früchte des Mönchspfeffers (auch Keuschlamm), in der Annahme das diese die Lust mindere. So steht es zumindest in alten Quellen.
Die Bezeichnung agnus stammt vom griechischen Worten agnos (keusch, rein). Der lateinische Name castus (keusch) weist ebenfalls auf diese Ansicht hin. Der Mönchspfeffer galt als Sinnbild der Keuschheit.
Letzte Änderung: 28.04.2024 / © W. Arnold