Meisterwurz - Peucedanum ostruthium
Der Meisterwurz hat keine anerkannte medizinische Anwendung. In der Volksheilkunde wird er als Ersatz für Engelwurz (Angelica archangelica) verwendet. Meistens aber als aromatisches Stomachicum und Sedativum.
Peucedanum ostruthium (syn. Imperatoria ostruthium);
Meisterwurz (syn. Kaiserwurz, Ostruz, Strangwurzel, Bergwurz, Haarstrang).
VORKOMMEN
Der Meisterwurz ist heimisch in den Gebirgsländern Mittel- und Nordeuropas, auf dem Balkan und in Russland. Eingebürgert ist die Pflanze in Nordamerika. Meisterwurz ist auf Gebirgswiesen, Hochstaudenfluren, auf feuchten Schutthalden, im Erlengebüsch innerhalb der Alpen und Voralpen nicht selten. Er bevorzugt Kalk- und Urgestein in Höhenlagen zwischen 1.400 bis 2.700 Meter. In den Mittelgebirgen und im Flachland ist die Art selten und zumeist aus ehemaligen Kulturen verwildert.
MERKMALE
Der Meisterwurz ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen
zwischen 30 und 100 Zentimeter erreicht. Der Stiel ist aufrecht, rund,
gerillt, röhrig-hohl, kahl, nur unter dem Dolden rauhflaumig. Die Art
strömt einen starken würzigen Geruch nach Möhren und Sellerie aus.
Die Laubblätter sind grasgrün und kahl, an der
Blattunterseite (bes. an den Blattrippen), borstig-flaumig behaart und
am Rand borstig bewimpert.
Meisterwurz blüht von Juni bis August. Die Blütenstände sind
grosse, flache bis zu 50-strahlige Dolden mit weisser oder rötlicher
Farbe.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Rhizoma Imperatoriae (syn. Radix Imperatoriae, Imperatoria Ostruthium);
Meisterwurz, das gesamte Rhizom.
Der Geruch ist scharf, aromatisch, der Geschmack bitterlich,
brennend. Meisterwurzel ist im Frühjahr oder Herbst von wildwachsenden
oder kultivierten Pflanzen zu sammeln.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Der Wurzelstock enthält zwischen 0,2 und 1.4 % ätherisches Öl von brennendaromatischem Geschmack. Das Öl besteht zu 95 % aus Terpenen, der grösste Teil davon ist Sabinen, α-Pinen, (+)-Phellandren und (+)-Limonen. Weitere Bestandteile sind 1,3 % Oxypeucedanin, 0,5 % Ostruthin, 0,3 % Ostruthol und 0,1 % Osthol.
PHARMAKOLOGIE
Ostruthin (6-geranyl-7-hydroxycoumarin) ist ein Cumarin für das 2003 eine inhibierende Aktivität gegen verschiedene Mykobakterien nachgewiesen wurde.
ANWENDUNG
In der Volksheilkunde als Ersatz für Engelwurz (Angelica archangelica).
Aus den Wurzeln wurden Pillen, Pulver, Dekokte, Aufgüsse oder Salben
gefertigt, die als Universalmittel bei Bronchialkatarrh, Asthma,
Delirium tremens, ansteckenden Krankheiten, Epilepsie, zur
Wundbehandlung, bei Magenbeschwerden, als Gegengift, bei Wassersucht
oder Zahnschmerz verwendet wurden. Meistens aber als aromatisches
Stomachicum und Sedativum.
Auch als Erkältungsmittel wird der Meisterwurz verwendet, oft in Kombination mit z.B. Anis, Meerrettich, Kalmus, Fenchel, Efeu, Isländisch Moos, Bibernelle, Spitzwegerich, Schlüsselblume und Süssholz.
Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit bei den erwähnten Anwendungen gibt es kaum.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
1 Teelöffel voll (= 4,5 g) der Wurzel zum kalten Auszug täglich, oder als Fertigarzneimittel.
Bei Erkältung wird manchmal der gemahlene Wurzelstock als Pulver geschnupft.
STATUS
- Kommission E: - keine Bearbeitung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Peucedanum HAB, die frische Wurzel.
Anwendungsgebiet: Magen- und Hauterkrankungen.
MEISTERWURZ IM GARTEN
Die alte Heilpflanze gedeiht gut in sonnigen bis leicht halbschattigen
Lagen. Der Meisterwurz wächst gut auf humosen, kalhaltigem,
nährstoffreichem und lockeren Boden. Der Meisterwurz liebt es, wenn man
ihm den Boden ab und zu mit der Hacke etwas lockert, dadurch werden
vermehrt Seitenrhizome gebildet. Der Boden sollte nie ganz austrocknen.
Der Meisterwurz lässt sich durch Aussaat von Samen oder durch
Teilung älterer Pflanzen vermehren. Jede gute Kräutergärtnerei bietet
Jungpflanzen zum Kauf an - der einfache Weg die Pflanze im Garten zu
etablieren. Bei mir im Garten wächst der Meisterwurz in Begleitung von Baldrian und Gelbem Enzian.
SONSTIGES
Meisterwurz wird traditionell als Heilpflanze verwendet - war in der Antike aber offenbar unbekannt. Hildegard von Bingen kannte zwar eine Heilpflanze, die sie Astrencia nennt, dabei könnte es sich aber ebenso gut um die Grosse Sterndolde (Astrantia major) handeln. Im 16. Jahrhundert zumindest wurde der Meisterwurz Astrenz genannt, wohingegen die Grosse Sterndolde Schwartz Astrenz genannt wurde.
Letzte Änderung: 21.04.2024 / © W. Arnold