Echtes Lungenkraut - Pulmonaria officinalis
Das Echte Lungenkraut hat keine anerkannte medizinische Anwendung und auch keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel. Die Anwendung erfolgt ausschliesslich in der Volksheilkunde, vor allem bei Erkrankungen und Beschwerden der Atemwege.
Pulmonaria officinalis (syn. Pulmonaria maculosa);
Echtes Lungenkraut (syn. Arzneilungenkraut, Blaue Schlüsselblume).
VORKOMMEN
Das Echte Lungenkraut ist in weiten Teilen Europas verbreitet. Im Osten
findet man das Gefleckte Lungenkraut bis Mittelrussland und dem
Kaukasus. Im Süden kommt die Pflanze auf dem nördlichen Balkan und bis
Mittelitalien vor. In Skandinavien findet man die Pflanze nur in
Dänemark und Südschweden.
Pulmonaria officinalis wächst gerne in krautreichen Laub- und
Buchenmischwäldern bis ins Gebirge bis etwa 1400 Meter. Im Süden ist es
deutlich häufiger als im Norden. Die Pflanze bevorzugt frische,
nährstoff- und basenreiche, meist kalkhaltige, steinige oder reine Ton-
und Lehmböden.
MERKMALE
Das Lungenkraut ist eine ausdauernde krautige Pflanze die 10 bis 40 cm hoch wird. Die gelbgrünen, herz-eiförmigen Grundblätter sind ungeteilt, und besitzen stets rundliche, oft scharf begrenzte, weisse Flecken. Die Oberseite der Blätter ist mit winzigen Stachelhöckern und nur wenigen Borstenhaaren versehen. Die nicht blühenden Sprosse haben eine eiförmige Spreite, die plötzlich in den Stiel übergehen kann. Sie sind länger als ihr 15 Zentimeter langer Stiel. Das echte Lungenkraut blüht von März bis in den Mai. Die anfangs roten und später blauen Blüten wachsen in endständigen Blütenständen.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Pulmonariae herba (syn. Herba Pulmonariae), Lungenkraut (syn. Arzneilungenkraut, Boxkraut, Fleckenkraut).
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Kohlenhydrate:
Fructane und Schleimpolysaccharide, hauptsächlich
zusammengesetzt aus Polygalacturonanen, Arabinogalactanen und
Rhamnogalacturonanen.
Flavonoide:
Bis 0,6%, insbesondere O-Glykoside des Kämpferols und Quercetins.
Gerbstoffe:
Bis 4 % Catechingerbstoffe und bis 2 % Gallotannine.
Mineralsubstanzen:
Bis zu 15 %, darunter > 2,5 % lösliche Kieselsäure.
Stickstoffhaltige Verbindungen: 1 bis 1,2 % (das für die Familie typische) Allantoin.
Andere Inhaltsstoffe: 0,84 % Rohsaponin, 3 bis 4 % Ascorbinsäure, Chlorogensäure und Rosmarinsäure.
PHARMAKOLOGIE
Die Kommission E beurteilt das Lungenkraut negativ, mit folgender Begründung: Die Wirksamkeit von Lungenkrautzubereitungen bei den beanspruchten Anwendungsgebieten nicht ausreichend belegt ist, kann eine therapeutische Anwendung nicht befürwortet werden.
Gegen einen Anteil an 5 g Lungenkraut pro 100 g Husten- bzw. Bronchialtees bestehen aber keine Bedenken.
ANWENDUNG
Ausschliesslich für die Verwendung in der Volksheilkunde:
Bei Erkrankungen und Beschwerden der Atemwege. Bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes sowie der Niere und ableitenden Harnwege. Äusserlich zur Wundbehandlung. Die Wirksamkeit bei den genannten Anwendungen ist gegenwärtig nicht ausreichend belegt.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Teebereitung: Ungefähr 1,5 g (ca. zwei Teelöffel) feingeschnittene Droge mit 250 mL kaltem Wasser ansetzen und kurz aufkochen. Nach 5 bis 10 Minuten wird durch ein Teesieb filtriert. Mehrmals täglich eine Tasse Tee schluckweise trinken.
STATUS
- Kommission E: - negative Bewertung („Nullmonographie”)
- ESCOP: - Keine Bearbeitung
- HMPC: - Keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Pulmonaria officinalis HAB 1; Lungenkraut, die frischen, oberirdischen Teile der blühenden Pflanzen.
Anwendungsgebiete: Erkrankungen der Atemwege.
LUNGENKRAUT IM GARTEN
Die alte Heilpflanze bevorzugt, wie in der Natur, einen halbschattigen bis schattigen Standort. Der Boden sollte Humus- und nährstoffreich und nicht zu trocken sein. Sogar Moorbeetverhältnisse sind noch willkommen. Durch diese Bedingungen eignet sich Pulmonaria officinalis als Unterpflanzung von Sträuchern oder zur Belebung von Gehölzgruppen, gerne in Gesellschaft von Schlüsselblume, Schneeglöckchen, Maiglöckchen oder Farnen.
Im Frühjahr kann man etwas Volldünger geben, es ist aber nicht unbedingt nötig. In den Garten gepflanzt werden sollte das Lungenkraut im Abstand von etwa 20 Zentimetern im Herbst. Jungpflanzen bekommen sie in der Gärtnerei.
Vermehrung durch Aussaat reifer Samen, durch die Selbstaussaat oder durch die Teilung der Wurzelstöcke. Das Lungenkraut ist mehrjährig, winterhart und pflegeleicht. Es gehört zu den alten Heilpflanzen und soll in keinem naturnahen Garten fehlen.
SONSTIGES
Der Gattungsname Pulmonaria leitet sich wohl vom lateinischen pulmo, -onis (Lunge) ab. Die weissen Flecken auf den Blättern, die das Aussehen einer gefleckten Lunge besitzen, führten wohl zum Namen Lungenkraut. In den Schriften der Ärzte der Antike wird das Lungenkraut praktisch nicht erwähnt. Erst in den Kräuterbüchern des 16. und 17. Jh. wird das Kraut bei Erkrankungen der Brust und der Lunge beschrieben bzw. empfohlen. Der botanische Gattungsname Pulmonaria (lat. ,pulmo' = Lunge, ,pulmonaris' = für die Lunge heilsam) weist auch auf diese Verwendung hin.
Letzte Änderung: 10.04.2024 / © W. Arnold