Weide, Weidenrinde - Salix spec.
Die anerkannte medizinische Anwendung der Weidenrinde und deren Extrakte ist die Behandlung von leichten Rückenschmerzen und bei leichten rheumatischen Beschwerden, sowie bei fiebrigen Erkältungen und Kopfschmerzen.
Es gibt weltweit etwa 400 bekannte Weidenarten, dreissig davon sind in Mitteleuropa heimisch. Am bekanntesten sind wohl Salix alba, die Silber-Weide, Salix caprea, die Salweide, Salix purpurea, die Purpurweide, Salix fragilis, die Bruch-Weide und Salix viminalis, die Korb-Weide. Arzneilich genutzt werden vor allem diese aufgeführten Arten. Andere Arten können ebenfalls als Stammpflanze genutzt werden, wenn ihre Rinde den Anforderungen in Bezug auf die Inhaltsstoffe (Salicylate) genügt.
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VORKOMMEN
Weiden sind Kosmopoliten mit Verbreitungsschwerpunkt in der nördlichen
gemässigten Hemisphäre. In der arktischer Zone sind sie meistens
Zwerg- oder Spaliersträucher.
Neben weiteren Sträuchern wie z.B. Weissdorn, Faulbaum, Holunder, Berberitze oder Sanddorn gehören sie in jeden Naturgarten. Der Nektar blühender Pflanzen ist im Frühjahr die erste Bienennahrung.
MERKMALE
Die oben benannten Arten sind bis zu 30 m hohe Bäume (Silberweide) oder Sträucher mit schraubig angeordneten, länglichen Blättern, die meist auf der Unterseite behaart sind. Die Blätter der Arten sind sehr unterschiedlich. Weiden sind zweihäusig (Ausnahme ist die Trauerweide), d.h. dass männliche und weibliche Blüten auf verschiedenen Bäumen wachsen. Die Blüten erscheinen in als Kätzchen bezeichneten Ähren, die im Frühjahr meist vor dem Blattaustrieb erscheinen. Grünlich erscheinen die weiblichen Kätzchen, die männlichen Kätzchen besitzen meist weit herausragende gelbe Staubblätter.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Salicis cortex (syn. Cortex Salicis) - Weidenrinde.
Weidenrinde, bestehend aus den zu Beginn des Frühjahrs von
jungen, kräftigen, 2- bis 3-jährigen Zweigen gesammelten und
getrockneten Rinden der oben genannten Arten und anderen gleichwertigen
Rinden anderer Salix-Arten. Die Rinde soll mindestens 1 Prozent
Gesamtsalicin, berechnet als Salicin und bezogen auf die wasserfreie
Droge, enthalten.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Überwiegend Phenolglykoside, besonders Ester des Salicins, darunter als Hauptverbindungen Salicortin, Syringin, Triandrin, Tremulacin und 2'-Acetylsalicortin.
Mengenverhältnisse und absoluter Gehalt innerhalb der
Gattung sind stark schwankend (je nach Art zwischen 1 und ca. 10 %).
Ferner zahlreiche Flavonoide und Gerbstoffe. Im Weiteren Kaffeesäure-Derivate.
PHARMAKOLOGIE
Die aus den Phenolglykosiden freigesetzte Salicylsäure ist für die antipyretische, antiphlogistische und analgetische
Wirkung verantwortlich. Wie im menschlichen Körper die Hydrolyse des
Salicins und die Oxidation zu Salicylsäure erfolgt ist bisher nicht geklärt. Die
Salicylsäure ist der Grundstoff von vielen Medikamenten auf der Basis von
Acetylsalicylsäure (ASS).
Die Droge wirkt stärker, als der entsprechende Salicingehalt. Deshalb vermutet man synergistisch Wirkungen weiterer
Inhaltsstoffe, wie z.B. der Flavonoide .
Ausserdem können Extrakte nicht wie Aspirin
zur Blutverdünnung eingesetzt werden. Die Salicylate der Weidenrinde
sind der Acetylsalicylsäure (ASS) zwar chemisch ähnlich, es fehlt aber die wichtige Acetylgruppe,
die für die Agglutinationshemmung verantwortlich ist.
Extrakte sind deshalb keine natürliche Alternative zur Gabe
von ASS.
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendungen:
- Wirkungen: Antipyretisch, antiphlogistisch, analgetisch.
- Anwendungsgebiete: Fieberhafte Erkrankungen, rheumatische Beschwerden, Kopfschmerzen.
- Gegenanzeigen, Nebenwirkungen: Siehe Wechselwirkungen.
- Wechselwirkungen: Können aufgrund der wirksamkeitsbestimmenden Bestandteile wie bei Salicylaten auftreten. Bei der Aufbereitung des bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnismaterials liegen jedoch keine gesicherten Hinweise dafür vor.
- Dosierung: Soweit nicht anders verordnet: Mittlere Tagesdosis entsprechend 60 bis 120 mg Gesamtsalicin.
- Art derAnwendung: Flüssige und feste Darreichungsformen zur innerlichen Anwendung.
Hinweis: Kombinationen mit schweisstreibenden Drogen können sinnvoll sein.
Die ESCOP äussert sich wie folgt: Linderung leichter Rückenschmerzen sowie zur symptomatischen Behandlung leichter Gelenkarthrose und bei rheumatischen Beschwerden.
Vom HMPC wurden Weidenrindenzubereitungen, auch Weidenrindentee, als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft.
In der Volksheilkunde wird die Droge bei rheumatischen, neuralgischen und grippeartigen Erkrankungen verwendet. Heute ist die Weidenrinde weitgehend durch synthetische Salicylsäurederivate ersetzt.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Teebereitung (Aufguss): 2 bis 3 g fein geschnittene Droge werden mit 150 mL kaltem Wasser versetzt, der Ansatz wird zum Kochen gebracht, anschliessend abgekühlt und abfiltriert.
Extrakte sind Bestandteil von zahlreichen Fertigarzneimitteln der Phytotherapie (Schmerz-, Rheuma-, Beruhigungs- und Magenmittel), oft in Kombination mit z.B. Passionsblume, Mädesüss, Birkenblätter, Süssholz, Pfefferminze, Lindenblüten oder Hauhechel.
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Salicis cortex)
HOMÖOPATHIE
Salix purpurea HAB 34; die frisch von den Ästen geschälte Rinde.
Anwendungsgebiet: Verdauungsstörungen, Schwindel.
WEIDEN IM GARTEN
Welche Art zu ihrem Garten passt, richtet sich vor allem nach der Grösse des Gartens. Salix alba kann 35 Meter hoch werden, andere Arten können sie im Kübel auf der Terrasse halten. In meinem kleinen Garten halte ich eine Sal-, eine Purpur- und eine Ohrweide. Alle drei Arten sind nicht nur schön anzusehen, sondern sie sind im zeitigen Frühjahr wichtig Nahrungsquelle für Hummeln und Bienen.
SONSTIGES
Das Wort Weide stammt wohl aus dem indogermanischen Sprachbereich und bedeutet biegsam (Flechten von Weidenruten). Im althochdeutschen hiess die Weide wida, im Mittelhochdeutschen wide, ebenso Begriffe für biegsam. Salix ist die römische Bezeichnung für Weide (sal = Salz; lat. alba = weiss) und bezieht sich auf die silberweisse Farbe an der Blattunterseite der Silberweide.
Letzte Änderung: 24.04.2024 / © W. Arnold