Borretsch - Borago officinalis

Borretsch hat keine anerkannte medizinische Anwendung. Das Kraut und die Blüten werden aufgrund möglicher Toxizität kaum mehr angewendet. Das Samenöl wird innerlich als Nahrungsmittelergänzung bei Neurodermitis (atopischer Dermatitis) angewendet.

Borretsch (syn. Gurkenkraut, Wohlgemutkraut)

Borretsch (Borago officinalis)

VORKOMMEN

Beheimatet ist der Borretsch ursprünglich im Mittelmeergebiet. Die Pflanze wird heute in Europa und Nordamerika kultiviert. Als Gartenflüchtling ist sie an einigen Orten verwildert. Erst im späten Mittelalter gelangte die schöne Pflanze nach Mitteleuropa . Bereits im 16. Jahrhundert wurde sie in Bauerngärten häufig angebaut. Borago officinalis darf in keinem Naturgarten fehlen.

Gurkenkraut, Borretsch (Borago officinalis)

MERKMALE

Die einjährige krautige Pflanze wird bis zu 70 Zentimeter hoch und ist an Stängeln und Blättern borstig behaart. Die derben Blätter sind dunkelgrün, lanzett- bis eiförmig geformt und zehn bis fünfzehn Zentimeter lang. Von Mai bis September trägt die Pflanze leuchtend blaue Blüten, die jeweils an einem etwa drei Zentimeter langen Blütenstiel sitzen. Die Blüten sind fünfzählig. Die fünf Kelchblätter bestehen aus lanzettförmigen Zipfeln und sind während der Blütezeit sternförmig zurückgeschlagen.

Bild von zwei Borretschblüten

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

1. Boraginis flos - Borretschblüten.
2. Boraginis herba - Borretschkraut (syn. Gurkenkraut).
3. Boraginis oleum - Borretschsamenöl.

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

1. Boraginis flos - Borretschblüten enthalten geringe Mengen Bornesit, Allantoin, und einen Schleim, der bei hydrolytischer Spaltung Glucose, Galactose und Arabinose liefert. Weiter sind enthalten Mineralsalze, vor allem Kaliumsalze.

2. Boraginis herba - Borretschkraut enthält ca. 3 % Gerbstoffe und bis zu 2,2 % lösliche Kieselsäure. Zudem etwa 11 % Rohschleim, der nach Hydrolyse Glucose, Galactose sowie Arabinose ergibt.

Pyrrolizidinalkaloide: Bislang wurden im Kraut sieben Pyrrolizidinalkaloide nachgewiesen, vor allem die als lebertoxisch und karzinogen eingestuften ungesättigten Alkaloide Amabilin und Supinidin. Als Vertreter der gesättigten, nicht toxischen Alkaloide wurde das Thesinin gefunden.

Als weitere Inhaltsstoffe wurden Harzstoffe sowie ein cyanogenes Glykosid nachgewiesen.

Pyrrolizidinalkaloide im Borretsch


3. Boraginis oleum - Die Samen enthalten bis zu 40 % Öl, dieses besteht aus Fettsäureglyceriden mit einem hohem Anteil an ungesättigten Fettsäuren, insbes. γ-Linolensäure (bis zu 28 %) und bis zu 38% Linolsäure (siehe Nachtkerze). Pyrrolizidinalkaloide sind höchstens in Spuren enthalten.

PHARMAKOLOGIE

Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (D) ist ein regelmässiger Genuss von Borretsch nicht zu empfehlen. Ein gelegentlicher Verzehr gilt als unbedenklich, ebenso ein Verzehr der Blüten und Samen sowie des aus den Samen gepressten Borretschöls, da diese die erwähnten Pyrrolizidinalkaloide praktisch nicht enthalten.

ANWENDUNG

Angaben der Kommisssion E für Borretschblüten und Borretschkraut:

  • Anwendungsgebiete:
    Zubereitungen aus Blüten und Kraut werden angewendet zur Blutreinigung und Entwässerung, als Vorbeugemittel gegen Brust- und Bauchfellentzündungen, Gelenkrheumatismus, als schleimlösendes, entzündungswidriges, schmerzlinderndes, herzstärkendes, beruhigendes, schweisstreibendes und leistungssteigerndes Mittel sowie bei Venenentzündungen und Wechseljahrebeschwerden.
    Die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten ist nicht belegt.

  • Risiken:
    Die Pflanze enthält wechselnde Mengen toxischer Pyrrolizidinalkaloide (PA), von denen organtoxisch, insbesondere hepatotoxische Wirkungen bekannt sind. Tierexperimentell wurden für PA kanzerogene Wirkungen mit einem genotoxischen Wirkungsmechanismus nachgewiesen.

  • Beurteilung:
    Angesichts der Risiken und der für die beanspruchten Anwendungsgebiete nicht belegten Wirksamkeit ist die therapeutische Anwendung von Borretschblüten und -kraut nicht vertretbar.

Volkstümliche Anwendungen von Borretschblüten: Borretschblüten werden angewendet bei Harnverhalten und bei Fieber, vor allem wenn es als Begleitsymptom von Masern, Windpocken oder Scharlach auftritt. Zudem bei verschleimten Atemwegen, bei Verstopfung und bei Durchfall. Zubereitungen aus Boretschblüten werden zudem angewendet zur Blutreinigung und Entwässerung, als Vorbeugemittel gegen Brust- und Bauchfellentzündungen, Gelenkrheumatismus, als schleimlösendes, entzündungswidriges, schmerzlinderndes, herzstärkendes, beruhigendes und schweisstreibendes Mittel, sowie bei Venenentzündungen und klimakterischen Beschwerden.
Die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten ist nicht belegt.

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Das Samenöl wird innerlich als Nahrungsmittelergänzung bei Neurodermitis (atopischer Dermatitis) angewendet.
Borretschkraut und -blüten werden aufgrund der möglichen Toxizität kaum mehr angewendet.

STATUS

HOMÖOPATHIE

Borago officinalis HAB34, die frischen Blätter.
Anwendungsgebiet: Die Anwendungsgebiete sind nicht ausreichend belegt.

BORRETSCH IM GARTEN

Borago officinalis kann im späten Frühjahr direkt an Ort und Stelle ausgesät werden. Da Borretsch ein Dunkelkeimer ist müssen die Samen gut mit Erde bedeckt sein. Er braucht einen sonnigen Standort mit feuchtem, aber durchlässiger Boden. Die Pflanze ist sehr attraktiv und kann auch im Staudenbeet gepflanzt werden. Lässt man einige Borretsch-Pflanzen auch nach der Blütezeit stehen, so sät sich die Pflanze wieder selbst aus. Die Pflanze braucht normalerweise keinen Dünger und ist eigentlich pflegeleicht.
In einem naturnahen Garten passt die Heilpflanze natürlich zu anderen Rauhblattgewächsen, wie Beinwell, Lungenkraut, Natternkopf, Hundszunge, Ochsenzunge oder Steinsame. Ich lasse ihn im Garten aber wachsen wo er sich gerade wohlfühlt.

Borretschpflanze mit Blüten und Samenständen

SONSTIGES

Für Imker zählt die Pflanze zu den Bienenweiden. Von einem mit Borretsch bestandenen Hektar Ackerland lassen sich Honigerträge zwischen 59 und 211 kg pro Blühsaison erzielen.

Letzte Änderung: 15.01.2024 / © W. Arnold