Echter Steinsame - Lithospermum officinale
Lithospermum officinale (syn. Lithospermum ochroleucum, Margarospermum officinale);
Echter Steinsame (syn. Eisenkraut, Himmelstütze, Meergries, Meerhirse, Steinhirse, Steinsame, Steinsaat, Teebusk).
Der Echte Steinsame hat keine anerkannte medizinische Anwendung. In der Volksmedizin werden Samen und Kraut bei Steinleiden (Harngriess, Nierensteine) zur Steigerung der Harnausscheidung verwendet.
VORKOMMEN
Der Echte Steinsame ist auf der Nordhalbkugel in Europa, Westasien und
Zentralasien sowie in Nordamerika weitverbreitet. In Europa wird er
nördlich von Elbe und Weichsel zunehmend seltener. Die nördlichsten
europäischen Vorkommen liegen in Norwegen bei 70° nördlicher Breite. Auf
der Südhalbkugel ist er ein Neophyt und tritt dort selten auf.
Der Echte Steinsame siedelt zerstreut als Stromtalpflanze in
verlichteten Eichen-Ulmen-Auenwäldern, an Waldwegen und in
Gebüschsäumen. Er bevorzugt frische, nährstoff- und kalkreiche Lehm- und
Tonböden.
MERKMALE
Der Echte Steinsame wird 30–80 cm hoch. Die Stängel sind reich beblättert, mit zahlreichen seitlichen Blütenständen und dicht anliegend behaart. Die Blätter sind lanzettlich, ganzrandig, sitzend und unterseits deutlich fiedernervig. Die Blüten sind teils endständig, teils in Hochblattwinkeln. Die Krone ist röhrenförmig mit ausgebreitetem Saum, weiss oder blassgelb, Röhre 4,5 mm lang, innen mit 5 behaarten Falten. Die Teilfrüchte sind eiförmig, weiss bis hellbraun, glatt, glänzend, steinhart und ca. 3 mm lang.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Lithospermum-officinale-Blätter (syn. Böhmischer Tee, Kroatischer Tee), die getrockneten Blätter.
Fructus Lithospermi (syn. Fructus Milii solis, Semen Lithospermi, Semen Milii solis); Lithospermum-officinale-Samen (syn. Steinsamen), der reife Samen.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Lithospermum-officinale-Blätter - Die Blätter enthalten Lithospermsäure A und B (Depside der Kaffeesäure). Pyrrolizidinalkaloide wurden gefunden.
Fructus Lithospermi - bis 20 % Vitamin E-haltiges fettes Öl.
Weiter wurden Flavonoide (Quercetin, Rutosid) gefunden, Mineralstoffe (29 % Asche),
darunter 10 % Kieselsäure mit einem hohen Anteil löslicher Kieselsäure.
ANWENDUNG
Lithospermum-officinale - Blätter und Extrakte der Ganzpflanze werden bei Gallen- und Harnsteinen, Rheuma
und Gicht angewendet. Extrakten wird eine antigonadotrope und
antithyreotrope Wirkung zugeschrieben. Die Wirksamkeit der Droge ist
bei den genannten Anwendungsgebieten nicht belegt. In Anbetracht des
Vorkommens von Pyrrolizidinalkaloiden in den oberirdischen
Pflanzenteilen ist eine Anwendung von Droge und Extrakt nicht
vertretbar.
Fructus Lithospermi -
Bei Steinleiden (Harngriess, Nierensteine) zur Steigerung der
Harnausscheidung. Früher bei Gonorrhoe. Im Mittelalter bei Gicht,
Darmkatarrhen, zur Harnausscheidung und zur Wehenförderung. Die
Wirksamkeit bei den genannten Anwendungsgebieten ist nicht belegt.
Zur Fremdkörperentfemung aus dem Auge: Auf das Augenlid wird ein
trockenes Samenkorn gelegt. Auf dessen Oberfläche entsteht nach Kontakt
mit der Tränenflüssigkeit eine Schleimmembran, die den Fremdkörper bei
Erreichen fixiert. Dieser kann dann zusammen mit dem Samenkorn aus dem
Auge entfernt werden („Herbe aux yeux").
STATUS
- Kommission E: -keine Bearbeitung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
SONSTIGES
Gemäss der Signaturenlehre nahm man die Pflanze früher gegen Steinleiden. Auch gegen Rheuma sollte sie helfen. Besonders im alten China nutzte man die Wurzeln zum Färben von Wolle und Seide. Der darin enthaltene Naphtochinon-Farbstoff Shikonin liefert violette und purpurne Farbtöne.
Letzte Änderung: 20.04.2024 / © W. Arnold