Echte Hundszunge - Cynoglossum officinale
Cynoglossum officinale (syn. Cynoglossum clandestinum)
Die echte Hundszunge hat keine anerkannte medizinische Anwendung. Die Hundszungenwurzel wird volkstümlich innerlich und äusserlich als Antineuralgikum sowie äusserlich als Wundheilmittel (auch bei malignen Tumoren) verwendet.
VORKOMMEN
Die Gewöhnliche Hundszunge wächst zerstreut, aber lokal häufig in sonnigen Unkrautfluren, an Schuttplätzen, Wegrändern und in übernützten Weiden. Sie bevorzugt eher trockene, nährstoffreiche Böden in sonniger Lage. Nach Ellenberg ist sie eine Lichtpflanze, intermediär-kontinental verbreitet, ein Schwachbasen- und Stickstoffzeiger und eine Verbandscharakterart wärmebedürftiger Distelgesellschaften.
MERKMALE
Die Gewöhnliche Hundszunge ist eine zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 80 cm erreicht. Der kräftige Stängel hat einen Durchmesser von bis 1 cm, ist kantig, locker zottig behaart und dicht beblättert. Die Pflanze hat einen Mäusegeruch. Die Grundblätter sind grundständig rosettig gehäuft. Die Stängelblätter sind sitzend, stängelumfassend, beiderseits angedrückt behaart, graugrün und derb, die oberen sind lanzettlich und filzig behaart. Die erst dunkelvioletten, später braunroten Blüten sind homogame, trichterförmige „Stieltellerblumen“. Die ziemlich lange Blütenkronröhre ist durch hellrote Hohlschuppen (Schlundschuppen) verschlossen,
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Cynoglossi radix (syn. Radix Cynoglossi); Hundszungenwurzel.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Heliosupin, Echinatin, Cynoglossin, Consolidin und andere Pyrrolizidinalkaloide (bis zu 2 % in der getrockneten Droge). Die Toxizität bleibt auch getrocknet erhalten. Ferner Allantoin, Gerbstoffe sowie Schleimstoffe und Fructane.
PHARMAKOLOGIE
Bestimmend für den toxischen Effekt ist die totale Aufnahme der Pyrrolizidinalkaloide, egal über welchen Zeitraum die Alkaloide aufgenommen wurden. Die Auswirkungen einer Pyrrolizidin-Vergiftung sind kumulativ: Die Pyrrolizidinalkaloide werden in der Leber in Metaboliten umgewandelt, welche irreversibel mit der DNA und anderen Makromolekülen reagieren und zur Schädigung der Leberzellen führen, was auch viele Monate nach der Aufnahme der alkaloidhaltigen Pflanzen zum Tode führen kann. Untersuchungen bei Schafen haben gezeigt, dass eine partielle Detoxifikation der Pyrrolizidinalkaloide in den Vormägen der Wiederkäuer erfolgt.
ANWENDUNG
Volkstümlich innerlich und äusserlich als Antineuralgikum sowie äusserlich als Wundheilmittel (auch bei malignen Tumoren). Auch das Kraut (Herba cynoglossi) wurde in derselben Weise verwendet.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Wegen der Toxizität der enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide sollte die Droge therapeutisch nicht genutzt werden.
Allen Präparaten mit Bestandteilen der Echten Hundszunge ist die arzneimittelrechtliche Zulassung entzogen worden.
STATUS
Giftpflanze!
- Kommission E: - keine Bearbeitung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HUNDSZUNGE IM GARTEN
Die Hundszunge liebt sonnige bis vollsonnige Standorte. Sandige, leicht saure, stark durchlässige Böden sind am besten geeignet, die Pflanze begnügt sich aber auch mit jedem normalen Gartenboden. Die schöne Gartenpflanze wird sich von selbst vermehren. Andere Raublattgewächse wie Ochsenzunge, Borretsch und Beinwell sind gute Begleiter im Garten.
SONSTIGES
Der merkwürdige botanische und deutsche Name "Hundszunge" bezieht sich auf die langen Blätter, die an die heraushängenden langen Zungen von Hunden erinnern.
Letzte Änderung: 01.04.2024 / © W. Arnold