Echte Ochsenzunge - Anchusa officinalis

Die Ochsenzunge hat keine anerkannte medizinische Anwendung. Ochsenzungenblüten werden in der Volksmedizin bei Erkältungskrankheiten, Bronchitis und bei Fieberzuständen angewendet. In der Droge sind keine Pyrrolizidinalkaloide vorhanden.

Anchusa officinalis (syn. Anchusa arvalis);
Echte Ochsenzunge (syn. Gemeine Ochsenzunge, Blutwurz, Liebäugel)

Ochsenzunge (Anchusa officinalis)

Echte Ochsenzunge (Anchusa officinalis)

Mehrere Ochsenzungen mit Blüten

VORKOMMEN

Die Gemeine Ochsenzunge ist im östlichen Mitteleuropa ein allgemein verbreiteter Archäophyt, weiter im Westen meist unbeständig oder aus Kultur verwildert. In den Alpen steigt sie bis in eine Höhe von 2300 m.
Die schöne Pflanze findet sich in Grasheiden, an trockenen Acker- und Wegrändern, in Hecken, Brachen, Weinbergen, auf Schutt und offenen Weiden. Anchusa officinalis darf in keinem naturnahen Garten fehlen.

MERKMALE

Die Anchusa officinalis wird 30–100 cm hoch, ist ästig und steifhaarig. Die Blätter sind lanzettlich, nicht wellig, ganzrandig oder entfernt gezähnt, untere am Grunde verschmälert, obere umfassend. Die Blütenstände sind end- und seitenständig angeordnet. Die Krone ist rot- bis blauviolett mit samtigen, die Staubblätter überragenden Schlundschuppen. Die Kronröhre ist 7–10 mm lang und gerade. Der Kelch ist im unteren Drittel verwachsen.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

1. Anchusae flos - Ochsenzungenblüten, die getrockneten Blüten.

2. Anchusae herba - (syn. Herba Anchusae, Herba Buglossi); Ochsenzungenkraut, die getrockneten, zerkleinerten, oberirdischen Pflanzenteile.

3. Anchusae radix - (syn. Radix Anchusae, Radix Buglossi); Ochsenzungenwurzel, die getrocknete und zerkleinerte Wurzel.

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

1. Anchusae flos - Flavonoide (Petunidin-3,5-diglucosid) und Schleimstoffe.

2. Anchusae herba - Triterpensaponine (Anchusoside), Flavonoide (Astragalin, Isoquercitrin und Rutosid), Schleimstoffe und Pyrrolizidinalkaloide (etwa 1 %), unter anderem Lycopsamin, 7-Acetyllycopsamin, Curassavin; Labuminacetat und Labumin.

3. Anchusae radix - Schleimstoffe, Allantoin, Gerbstoffe, Pyrrolizidinalkaloide.

Anchusosid-9

PHARMAKOLOGIE

Das Kraut und die Wurzel sind in hohen Dosen giftig. Wirkstoffe sind das toxische Pyrrolizidinalkaloid Lycopsamin und die untoxischen Stoffe Laburnin und Acetyllaburnin. Pyrrolizidinalkaloide können bei längerer Einnahme auch krebserzeugend wirken. Deshalb sollte die Pflanze (Ausnahme sind die Blüten) für arzneiliche Zwecke nicht mehr verwendet werden.

Lycopsamin

ANWENDUNG

1. Anchusae flos:

Volkstümliche Anwendungen: Die Blüten werden bei Erkältungskrankheiten, Bronchitis und bei Fieberzuständen angewendet. In der Droge sind keine Pyrrolizidinalkaloide vorhanden. Die Wirksamkeit der Droge bei den genannten Indikationen ist nicht belegt.

2. Anchusae herba - Wegen der vorhandenen Pyrrolizidinalkaloide keine Anwendung mehr!

3. Anchusae radix - Wegen der vorhandenen Pyrrolizidinalkaloide keine Anwendung mehr!

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Teebereitung: 1 Essöffel Ochsenzungenblüten auf 1 Tasse Wasser; bis 3 Tassen pro Tag zwischen den Mahlzeiten trinken.

STATUS

OCHSENZUNGE IM GARTEN

Der Standort im Garten soll an voller Sonne liegen. Die Ochsenzunge ist anspruchslos was die Bodenverhältnisse anbelangt. Die Pflanze toleriert so gut wie jeden Bodentyp, vorausgesetzt, dieser ist durchlässig und nährstoffreich. Ausserdem soll der Boden mässig sauer bis neutral, bzw. so kalkarm wie möglich sein. Gelegentliche Bodentrockenheit kann der Ochsenzunge nichts anhaben. Im Garten habe ich sie neben den Verwandten Beinwell, Hundszunge und Borretsch angepflanzt, weitere Begleiter sind Mohn und Steinklee.

Ochsenzungepflanze mit Blüte

SONSTIGES

Der merkwürdige deutsche Name "Ochsenzunge" bezieht sich auf die rau behaarten Blätter, die an die raue Rinderzunge erinnern.

Letzte Änderung: 09.01.2024 / © W. Arnold