Benediktenkraut - Cnicus Benedictus
Die anerkannte medizinische Anwendung von Benediktenkraut ist die Therapie bei Appetitlosigkeit und dyspeptischen Beschwerden. Benediktenkraut ist ein pflanzliches Bittermittel. Als Nebenwirkung sind allergische Reaktionen möglich.
Cnicus benedictus (syn. Centaurea benedictus);
Kardobenediktenkraut (syn. Benediktenkraut, Benediktenwurzel, Benediktinerdistel, Bitterdistel, Kardobenedikte).
VORKOMMEN
Die Pflanze ist heimisch im Mittelmeerraum, in Mitteleuropa ist das Benediktenkraut selten zu finden. In Mittel-, Osteuropa und den Britischen Inseln wurde das Benediktenkraut als Heilpflanze kultiviert und verwilderte. Auch in vielen anderen Teilen der Welt ist es ein Neophyt.
MERKMALE
Das Benediktenkraut ist eine einjährige, bis zu 50 cm hohe, verästelte, distelartige Pflanze. Der Stengel ist aufrecht, fünfkantig, unten borstig und im oberen Teil drüsig behaart. Die Laubblätter sind wechselständig und dornig gezähnt. Sie werden bis zu 30 cm lang. Die unteren Blätter sind gestielt, die mittleren und oberen Blätter sind stengelumfassend. Die Blüten sind Köpfchen am Ende des Stengels und der Zweige. Die äusseren Hüllblätter sind kurz, in wenigen Reihen und mit kurzen Stacheln. Die Blüten sind gelb, mit doppeltem Pappus, der aus 10 langen und 10 kurzen Borsten besteht. Die Blüte ist von Juni bis August.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Cnici benedicti herba (syn. Cardui benedicti herba, Herba Cardui benedicti, Herba Cnici benedicti);
Benediktenkraut (syn. Benediktinerkraut, Bitterdistelkraut, Distelkraut, Kardobenediktenkraut, Spinnendistelkraut).
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Bitterstoffe:
Der Hauptbitterstoff (bis zu 0.7 %) ist Cnicin, ein
ungesättigtes Sesquiterpendihydroxylacton vom Germacrantyp. Getrocknete
Blätter erreichen einen Gehalt von max. 2,5 %. Weitere Bitterstoffe sind
die Sesquiterpenlactone Artemisiifolin und Salonitenolid (=Benedictin).
Weiterhin wurden die Lignanlactone Arctigenin, Trachelogenin,
Nortrachelosid und 2-Acetylnortrachelosid (ca. 0,2 %) gefunden.
Ätherisches Öl:
Ca. 0,03 % ätherisches Öl mit den gesättigten
Kohlenwasserstoffen n-Nonan, n-Undecan und n-Tridecan, das Polyin
Dodeca-1,11-dien,3,5,7,9-tetrain, den Monoterpenen Citronellol, Cuminal
und p-Cymen sowie Benzaldehyd als Hauptbestandteile. Nebenkomponenten
sind Citral, Citronellal und Zimtaldehyd und Weitere.
Weitere Bestandteile:
Die Flavone und Flavonglucoside Apigenin-7-glucosid,
Luteolin, Luteolindiglucosid und das Flavonolglucosid Astragalin. Im
Weiteren die Triterpene (α-Amyrin und Derivate) und Mineralien.
PHARMAKOLOGIE
Das Benediktenkraut besitzt ein gewisses Allergiepotential. Betroffen sind dabei vor allem Personen mit Allergien gegenüber Korbblütlern. Allergische Reaktionen gegenüber dem Wirkstoff Cnicin konnte dabei an Mäusen und Ratten beobachtet werden.
ANWENDUNG
Anwendungsgebiete (Kommission E):
- Appetitlosigkeit; dyspeptische Beschwerden.
Diese Anwendung ist aufgrund der in der Droge enthaltenen Bitterstoffe plausibel. - Wirkungen: Förderung der Speichel- und Magensaftsekretion.
- Nebenwirkungen: Allergische Reaktionen sind möglich.
Volkstümliche Anwendungen:
Innerlich als Amarum bei Leber- und Gallenleiden. Ferner
bei fieberhaften Erkrankungen und Herzfunktionsstörungen. Äusserlich
bei Geschwüren und als lokales Wundheilmittel. Die Wirksamkeit bei den
genannten Anwendungen ist nicht belegt.
In Leber- und Gallentabletten wird das Benediktenkraut gerne in Kombination mit z.B. Kamille, Artischocke, Fenchel, Odermennig, Tausendgüldenkraut, Schafgarbe, Löwenzahn und Süssholz verwendet.
Gastritol® (Tabletten gegen Magen und Darmbeschwerden) enthalten neben Benediktenkraut Gänsefingerkraut, Kamille, Süssholz, Engelwurz und Wermut. Benediktenkraut ist auch ein Bestandteil von Künzle Leber-Gallentee (Kräuterpfarrer Künzle AG).ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Soweit nicht anders verordnet: mittlere Tagesdosis 4 bis 6 g Droge; Zubereitungen entsprechend. Zerkleinerte Droge und Trockenextrakte für Aufgüsse; bitterschmeckende galenische Zubereitungen zum Einnehmen.
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Cnicus benedictus HAB1, die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen.
Anwendungsgebiete: chronische Lebererkrankungen.
BENEDIKTENKRAUT IM GARTEN
Benediktenkraut braucht trockenen, etwas kalkhaltigen, sandigen und eher mageren Boden. Vor allem braucht die Pflanze viel Sonne und Wärme, wenngleich sie bis zu -12 °C erträgt. Die Aussaat erfolgt zwischen März und Mai ins Freiland, am besten in Sand-Humus oder in den Steingarten. Eine erfolgreiche Kultur ist nur an sehr geschützten Stellen möglich.
SONSTIGES
Die Pflanze ist wahrscheinlich nach dem heiligen Benedikt benannt. Das Bendiktenkraut galt im Mittelalter als Allheilmittel und wurde in zahlreichen Klostergärten des Ordens angepflanzt.
Letzte Änderung: 24.02.2024 / © W. Arnold