Kornrade - Agrostemma githago
Die Kornrade ist keine medizinisch anerkannte Heilpflanze - sie ist in allen Teilen giftig. Heute findet die schöne Pflanze keine medizinische Anwendung mehr. Anwendungen sind wegen der Toxizität nur in der Homöopathie zu finden.
Agrostemma githago (syn. Githago segetum, Lychnis githago);
Kornrade (syn. Kornnelke, Rade).
VORKOMMEN
Heute ist die Kornrade selten, früher war sie häufig in Getreideäckern, Brachen und Ödland zu finden. Die Pflanze liebt mässig basen- und stickstoff-salzhaltigen, trockenen Boden. Nachdem die Pflanze selbst in botanischen Schausammlungen als Unterrichtsmaterial für Studierende der Phytomedizin nicht mehr verfügbar war, hat man die Art weltweit gesucht und wiedergefunden. Inzwischen ist sie sogar im Samenhandel erhältlich. Sie lässt sich leicht kultivieren, auch im Ziergarten. Auch im Topf gepflanzt ist die alte Heilpflanze eine grazile Schönheit. Agrostemma githago ist bei uns vom Aussterben bedroht.
MERKMALE
Die Kornrade hat rote bis purpurfarbene (seltener weisse) Blüten mit 5 Blütenblättern. Unter der Blüte sitzt ein Kelch dessen längliche Zipfel die Blüte um mehr als das doppelte überragen. Der Stengel ist filzig behaart und hat linealförmige Blätter, die sich paarweise gegenüberstehen. Die Pflanze wird 30 - 100 cm hoch und blüht von Juni-Juli.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Agrostemmae semen; Kornradesamen
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Aromatische Aminosäure Orcylalanin (0,4 %), Triterpensaponine
(Githagosid, Agrostemmasaponin 1 und 2), ein Ribosomeninaktivierendes
Protein (Agrostin), sowie fettes Öl.
Für die Giftigkeit der Pflanze ist unter anderem das
Saponin Githagosid verantwortlich, dessen Aglykon ist Githagenin. Im
Githagosid ist das Githagenin noch mit den Zuckern Fucose, Rhamnose,
Glucose und Xylose verknüpft. Den höchsten Gehalt an Githagosid haben
die Samen mit bis zu 7%.
PHARMAKOLOGIE
Die Toxizität wird gegenwärtig den Saponinen und dem Protein Agrostin zugeschrieben, der Mechanismus ist noch nicht vollständig aufgeklärt.
ANWENDUNG
Die Droge wurde früher in der Volksheilkunde bei Hautunreinheiten, Gastritis, Husten, gegen Würmer und zur Entwässerung eingesetzt. Die Wirksamkeit bei diesen Indikationen ist nicht belegt.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Heute findet die Kornrade keine medizinische Anwendung mehr. Anwendungen wegen der Toxizität nur in der Homöopathie.
STATUS
Giftpflanze!
- Kommission E: - Keine Bearbeitung
- ESCOP: - Keine Bearbeitung
- HMPC: - Keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Agrostemma githago HAB34, die getrockneten, reifen Samen.
Anwendungsgebiete: Bei Magenschleimhautentzündungen.
KORNRADE IM GARTEN
Die schöne Pflanze hat gerne vollsonnige Standorte und gut entwässerte, sandige und magere Böden. Auf kalkhaltigem Boden und bei relativ trockener Witterung breitet sich die Kornrade schnell aus. Sie ist aus Samen eine leicht zu ziehende, sehr schöne und seltene Pflanze. Sie passt gut in Bauerngärten bzw. naturnahe Wildgärten, wo sie sich Jahr für Jahr selbst aussät. Bei sehr trockenen Wetterbedingungen benötigen Kornraden viel Wasser und müssen deshalb reichlich gewässert werden. Bei mir im Garten wächst die Kornrade zwischen Schafgarbe, Taubnessel, Odermennig und Wiesenknopf.
SONSTIGES
Agrostemma githago hat in früheren Zeiten das Brotgetreide verunreinigt und damit besonders im Mittelalter zu Massenvergiftungen beigetragen, wobei erwähnt werden muss, dass auch Mutterkorn (Claviceps purpurea) hieran beteiligt war.
Letzte Änderung: 08.12.2020 / © W. Arnold