Blauer Eisenhut - Aconitum napellus
Blauer oder Echter Eisenhut, Blaue Mönchskappe, Sturmhut, Teufelskappe.
Eine anerkannte medizinische Anwendung hat der Blaue Eisenhut nicht. Aconitum napellus ist die giftigste Pflanze Europas. Diterpenalkaloide wie beispielsweise Aconitin sind für die toxische Wirkung verantwortlich. Der Blaue Eisenhut wird heute noch in homöopathischer Verdünnung in der Alternativmedizin eingesetzt.
VORKOMMEN
Der Blaue Eisenhut hat gerne feuchte, nährstoffreiche, auch kalkhaltige Lehm- und Tonböden. Ein heller bis halbschattiger Standort wird bevorzugt. Der wilde Blaue Eisenhut kommt an Bachufern, auf feuchten Wiesen und an lichten Stellen in Auwäldern vor. Natürliches Verbreitungsgebiet sind die europäischen Gebirge und die höheren Lagen der Mittelgebirge. Vereinzelt ist die schöne Pflanze auch im Tiefland anzutreffen.
Der Blaue Eisenhut ist eine schöne Gartenpflanze - aber auch die giftigste Pflanze Europas.
MERKMALE
Aconitum napellus ist eine ausdauernde, krautige Pflanze mit einer Wuchshöhe von 50 bis 200 Zentimeter. Aus der knollenartig verdickten Wurzel treibt ein aufrechter, kräftiger Stängel. Dieser trägt zahlreiche, dunkelgrüne, dicht stehende, wechselständige Laubblätter. Sie sind fast kahl, gestielt und handförmig fünf- bis siebenfach tief geteilt. Die einzelnen Blattzipfel sind meist 3 bis 7 Millimeter breit. Die oberen Blätter sind weniger gegliedert als die unteren. Insgesamt ist die Blattform sehr variabel. Zahlreiche blaue Blüten stehen dicht in einem fast immer verzweigten, traubigen Blütenstand.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Tubera Aconiti (syn. Aconiti tuber); Eisenhutknollen.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Die Hauptwirkstoffe sind:
Alkaloide: Aconitin, Picroaconitin, Mesaconitin, Hypaconitin.
Alkamine: Aconin, Napellin, Neopellin, Neolin.
Alle Pflanzenteile, besonders jene der Wurzel, sind stark giftig.
Bereits 0,2 g der Wurzel bewirken Vergiftungserscheinungen, 2 g der
Wurzel sind tödlich. Das Gift blockiert die Muskelendplatten und führt
zu Herzarrhythmien, Krämpfen und Kreislauflähmungen. Eine Vergiftung
durch Eisenhut macht sich erst durch ein Prickeln auf den Lippen und
eine Taubheit der Zunge bemerkbar. Die Betäubung erfasst danach
allmählich den ganzen Körper. Der Herzrhythmus beschleunigt sich und der
Tod tritt meistens infolge einer Lähmung der oberen Atemmuskulatur ein.
PHARMAKOLOGIE
Aconitin und Mesaconitin werden über die Schleimhäute und auch die Haut rasch resorbiert. Die Alkaloide passieren die Blut-Hirn-Schranke. Sie reagieren mit reizbarer Membranen für Natriumionen, verzögern deren Schliessung und verlängern dadurch die Repolarisation. Die Wirkung von Aconitin und Eisenhutknollen auf sensible und motorische Nervenendigungen sowie das ZNS ist somit zuerst erregend, später lähmend.
ANWENDUNG
Auszug aus der (Negativ-)Monographie der Kommission E:
Aconitum napellus - Risiken: Wegen der geringen therapeutischen Breite können Intoxikationserscheinungen bereits im therapeutischen Dosisbereich auftreten. Dies sind: Parästhesien, Erbrechen, Schwindel, Muskelkrämpfe, Hypothermie, Bradykardie, Herzrhythmusstörungen und zentrale Atemlähmung. Bewertung: Angesichts der bereits im therapeutischen Bereich vorhandenen Risiken von blauem Eisenhut ist seine Anwendung nicht mehr zu vertreten.
Aconitin wird immer noch in homöopathischen Dosen gegen Rheuma und Erkältungskrankheiten eingesetzt. Ab der Potenz D4 (= Verdünnung 1:10.000) ist Aconitin rezeptfrei erhältlich. In Kombinationspräparaten kommen in geringen Einzelmengen auch niedrigere Potenzen zum Einsatz.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Giftpflanze! - Keine Anwendung mehr.
Zubereitungen aus dem blauen Eisenhut werden heute praktisch ausschliesslich in der Alternativmedizin verwendet, z.B. in der Homöopathie und in anthroposophischen Arzneimitteln. Traditionell wird der Eisenhut in der tibetischen und chinesischen Medizin verwendet.
STATUS
Giftpflanze!
- Kommission E: - negative Bewertung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Berabeitung
HOMÖOPATHIE
Aconitum napellus (syn. Aconitum)
Anwendungsgebiet:
Hochakute entzündlicher Erkrankungen; schmerzhafte Nervenerkrankungen.
BLAUER EISENHUT IM GARTEN
Aconitum napellus liebt es halbschattig bis sonnig. Die auch als Schnittblume beliebte sehr giftige Pflanze liebt einen eher feuchten, durchlässigen, nährstoffreichen und kalkhaltigen Boden. Grundsätzlich wächst der frostharte blaue Eisenhut auf jedem Gartenboden, der nicht zu trocken ist.
Eisenhut keimt bei Frost, daher wächst er – wenn überhaupt
in der freien Natur – im Mittelgebirge und in den Alpen. Für den Garten
besorgt man sich am besten Jungpflanzen, die jede gute Gärtnerei
anbietet. Die Vermehrung erfolgt bei älteren Pflanzen durch Teilung des
Wurzelstocks im Frühjahr oder im Herbst. Der Eisenhut steht unter
Naturschutz und darf deshalb nicht ausgegraben werden.
Die robuste Pflanze ist im Garten sehr pflegeleicht und
benötigt keine allzu grosse Aufmerksamkeit. Nur bei grosser Hitze muss
gewässert werden. Im Frühjahr wird die Staude bodeneben
zurückgeschnitten.
Im Heilpflanzen- oder Bauerngarten passt der blaue Eisenhut an sonnigen Stellen gut zu Sonnenhut und an eher schattigen Stellen gut zu Rotem Fingerhut.
SONSTIGES
In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden etwa 15 verschiedene Aconitum-Arten als Schmerzmittel und Antirheumatika eingesetzt. Die Pflanzen werden vobehandelt und sind damit partiell entgiftet. Trotzdem kommt es immer wieder zu schweren Vergiftungen.
Letzte Änderung: 21.10.2020 / © W. Arnold