Echter Kreuzdorn - Rhamnus catharticus

Die anerkannte medizinische Anwendung der Kreuzdornbeeren ist die Verwendung bei Obstipation (Verstopfung). Stimulierende Abführmittel dürfen ohne ärztlichen Rat nicht über längere Zeiträume (mehr als 1-2 Wochen) eingenommen werden.

Rhamnus catharticus (syn. Cervispina cathartica, Rhamnus cathartica);
Kreuzdorn (syn. Färbebaum, Feldbeerbaum, Hexendorn, Hirschdorn, Purgier-Kreuzdorn, Stechdorn, Wegdorn).

Echter Kreuzdorn

Kreuzdornpflanze (Rhamnus catharticus)

Purgier Kreuzdorn (Rhamnus catharticus)

VORKOMMEN

Das Verbreitungsgebiet des Purgier-Kreuzdorn umfasst beinahe ganz Europa und erstreckt sich über Nordwestafrika bis nach Westasien. Der Kreuzdorn ist kalkliebend, ansonsten aber pH-indifferent. Man findet ihn sowohl in Auwäldern, Hecken und Wegrändern als auch auf sowie an felsigen Hängen. In Deutschland ist er weit verbreitet – vom Norddeutschen Tiefland bis zu den Alpen in Höhenlagen von 1600 Metern. Der Purgier-Kreuzdorn ist Nahrungspflanze für die Raupen des Zitronenfalters und für die des Grossen Kreuzdornspanners.

MERKMALE

Der Purgier-Kreuzdorn ist ein is 3 m hoher Strauch mit mehr oder weniger gegenständigen Zweigen, die oft in einen Dorn auslaufen. Die Blätter sind gegenständig, breit-oval oder rundlich, fein gezähnt, bis 6 cm lang, oft mit aufgesetzter Spitze und jederseits mit 3-4 nach vorn gebogenen Seitennerven. Die Blüten sind gelbgrün und 4- oder 5zählig. Die Kronblättersind 4-6 mm lang, in 2-8blütigen, doldigen Blütenständen in den Blattwinkeln angeordnet. Die Blütezeit ist Mai. Die Frucht ist eine schwarze, kugelige Beere, mit einem Durchmesser von 6-8 mm.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

Rhamni catharticae fructus (syn. Fructus Rhamni catharticae, Rhamni cathartici fructus);
Kreuzdornbeeren (syn. Amselbeeren, Gelbbeeren, Kreuzbeeren, Purgierbeeren, Wegdornbeeren).

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Anthrachinonglykoside (4-7 %, berechnet als Glucofrangulin A), mit Emodin und Emodinanthron als Aglyka. Ferner Flavonolglykoside, unter anderm Catharticin sowie Kämpferol- und Quercetinglykoside, ferner Gerbstoffe (siehe Rhamnus frangula - Faulbaum).

PHARMAKOLOGIE (Kommission E)

1,8-Dihydroxyanthracenderivate haben einen laxierenden Effekt. Dieser beruht vorwiegend auf einer Beeinflussung der Colonmotilität im Sinne einer Hemmung der stationären und einer Stimulierung der propulsiven Kontraktionen. Daraus resultieren eine beschleunigte Darmpassage und auf Grund der verkürzten Kontaktzeit eine Verminderung der Flüssigkeitsresorption. Zusätzlich werden durch eine Stimulierung der aktiven Chloridsekretion Wasser und Elektrolyte ausgeschieden.

Systematische Untersuchungen zur Kinetik von Zubereitungen aus Kreuzdornbeeren fehlen - jedoch ist davon auszugehen, dass die in der Droge enthaltenen Aglyka bereits im oberen Dünndarm resorbiert werden. Die β-glykosidisch gebundenen Glykoside sind Prodrugs, die im oberen Magen-Darm-Trakt weder gespalten noch resorbiert werden. Sie werden im Dickdarm durch bakterielle Enzyme zu Anthronen abgebaut. Anthrone sind der laxative Metabolit.

Aktive Metaboliten anderer Anthranoide, wie Rhein, gehen in geringen Mengen in die Muttermilch über. Eine laxierende Wirkung bei gestillten Säuglingen wurde nicht beobachtet. Tierexperimentell ist die Plazentagängigkeit von Rhein äusserst gering. Drogenzubereitungen besitzen, vermutlich auf Grund des Gehaltes an Aglyka, eine höhere Allgemeintoxizität als die reinen Glykoside. Untersuchungen zur Genotoxizität der Droge bzw. von Drogenzubereitungen liegen nicht vor. Für Aloe-Emodin, Emodin, Physcion und Chrysophanol liegen teilweise positive Befunde vor. Zur Kanzerogenität liegen keine Untersuchungen vor.

ANWENDUNG

Angaben der Kommission E:

  • Anwendungsgebiet: Obstipation (Verstopfung).
  • Gegenanzeigen: Darmverschluss, akut-entzündliche Erkrankungen des Darmes, z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Appendizitis; abdominale Schmerzen unbekannter Ursache. Kinder unter 12Jahren. Schwangerschaft.
  • Besondere Vorsichtshinweise: für den Gebrauch: Stimulierende Abführmittel dürfen ohne ärztlichen Rat nicht über längere Zeiträume (mehr als 1-2 Wochen) eingenommen werden.
  • Nebenwirkungen: In Einzelfällen krampfartige Magen-Darm-Beschwerden. In diesen Fällen ist eine Dosisreduktion erforderlich.
    Bei chronischem Gebrauch/Missbrauch: Elektrolytverluste, insbesondere Kaliumverluste, Albuminurie und Hämaturie; Pigmenteinlagerungen in die Darmschleimhaut (Pseudomelanosis coli), die jedoch harmlos ist und sich nach Absetzen der Droge in der Regel zurückbildet. der Kaliumverlust kann zu Störungen der Herzfunktion und zu Muskelschwäche führen, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von Herzglykosiden, Diuretika und Nebennierenrindensteroiden.

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Teebereitung: Ca. 4 g Droge werden mit einer Tasse heissem Wasser übergossen und nach ca. 10 min durch ein Teesieb gegeben. 1 bis 3 mal am Tag eine Tasse trinken.

STATUS

HOMÖOPATHIE

Rhamnus catharticus HAB 34; Kreuzdorn, die frischen, reifen Früchte.
Anwendungsgebiet: Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes sowie des Stütz- und Bewegungsapparates.

KREUZDORN IM GARTEN

Der Kreuzdorn gedeiht gut in sonnigen bis leicht halbschattigen Lagen. Mittlere bis schwere Lehm- und Tonböden eignen sich besonders für den Anbau. Kreuzdorn ist pflegeleicht und besonders als Heckenpflanze geeignet. Neben weiteren Sträuchern wie z.B. Weissdorn, Sanddorn, Holunder, Berberitze oder Weiden gehört der Kreuzdorn in jeden Naturgarten.

Echter Kreuzdorn (Rhamnus catharticus)

SONSTIGES

Wegen der abführenden Wirkung hat der Strauch seinen botanischen Namen cathartica (altgriechisch: katarthikos für reinigend) zu verdanken.

Letzte Änderung: 24.04.2024 / © W. Arnold