Wasserdost - Eupatorium cannabinum
Wasserdost (syn. Blauwetterkühl, Grundheil, Kunigundenkraut, Lämmerschwanz, Wasserhanf)
Der Wasserdost hat keine anerkannte medizinische Anwendung. In der Volksmedizin wird das Kraut als mildes Abführmittel und "galletreibendes" Mittel, als Diureticum, Emeticum, Fiebermittel, bei Bronchitis, chronischer Rhinitis, sowie äusserlich gegen Hautausschläge und Ekzeme angewendet.
VORKOMMEN
Der Wasserdost ist der einzige mitteleuropäische Vertreter einer Pflanzengattung, die aus mindestens 500 Arten besteht. Die Heimat der meisten von ihnen sind die tropischen Länder Amerikas. Der Wasserdost ist eine Pflanze der Auwälder und Waldlichtungen, denn er hat eine Vorliebe für feuchte Böden, so wächst er auch gerne an den Ufern von Bächen.
MERKMALE
Wasserhanf nennt man diese stattliche Pflanze auch, weil ihre handförmig geteilten Blätter denen des Hanfs stark ähnlich sind. Ihre hellrötlichen Köpfchen enthalten vier bis sechs Blüten, die alle zwittrig und röhrenförmig sind. Viele von den Köpfchen bilden einen reichverzweigten, ziemlich dichten, fast doldenartigen Blütenstand. Während der hochsommerlichen Blütezeit von Juli bis September kann man auf den Blütenständen zahlreiche Insekten beobachten, wie Schmetterlinge, Fliegen, Bienen und Hummeln. Die Blätter der Pflanze sind im unteren Teil des Stengels streng gegenständig, im oberen Teil und an den Seitenästen verschieben sich die Ansatzstellen manchmal ein wenig. Die Verbreitung der Früchtchen übernimmt der Wind.
Die
50 bis 170 Zentimetern hoch werdende Pflanze gehört in jeden naturnahen Garten.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
1. Radix Eupatorii cannabini - (syn. Rhizoma Eupatorii cannabini); Wasserdostwurzel, die ganzen Wurzeln bzw. Rhizome.
2. Herba Eupatorii cannabini - (syn. Herba Cannabinae aquaticae); Wasserdostkraut (syn. Kunigundenkraut, Wasserhanfkraut), das ganze Kraut.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
1. Radix Eupatorii cannabini - Unter anderem Euparin (Benzofuranderivat) und ätherisches Öl.
2. Herba Eupatorii cannabini - Euparin, Eupatoriopikrin (ein Sesquiterpenlacton), Taraxasterol, Flavonoide (Eupatorin, ein zytotoxisches Flavon), Saponine, Pyrrolizidinalkaloide, Triterpene, Gerbstoffe, Harz, Inulin, L-Inosit, ätherisches Öl und Polysaccharide.
PHARMAKOLOGIE
Eine immunstimulierende Wirkung ist wahrscheinlich auf den Gehalt von immunstimulierenden Polysacchariden zurückzuführen. Es gibt praktisch keine Studien bezüglich der Wiksamkeit von Eupatorium cannabinum. Wegen den vorhandenen Pyrrolizidinalkaloiden ist vorsicht geboten.
Neuerdings wird eher der sehr bitter schmeckende "Durchwachsene Wasserdost" Eupatorium perfoliatum in der Pflanzenheilkunde verwendet.
ANWENDUNG
Als mildes Abführmittel und "galletreibendes" Mittel, als Diureticum, Emeticum, Fiebermittel, bei Bronchitis, chronischer Rhinitis, sowie äusserlich gegen Hautausschläge und Ekzeme. In der Homöopathie bei Grippe, Reizblase, akuter Gastritis und fiebrigen Infekten.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
1 Teelöffel Wasserdostkraut mit ¼ Liter kochendem Wasser übergiessen, nach 10 Minuten abseihen, drei Tassen täglich in kleinen Schlucken trinken. Vorsicht vor den Pyrrolizidinalkaloiden! - Anwendung auf 1 Woche beschränken.
STATUS
- Kommission E: - keine Bearbeitung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Eupatorium cannabinum HAB, das frische, blühende Kraut.
Anwendungsgebiet: Leber- und Galleleiden, grippeähnliche fieberhafte Zustände.
WASSERDOST IM GARTEN
Die Pflanze fühlt sich in feuchter und lehmiger Erde mit hohem Nährstoffvorkommen wohl. Ein guter Standort ist daher ein Gewässerrand im Halbschatten. Die alte Heilpflanze kommt bei genügend Feuchtigkeit auch mit voller Sonneneinstrahlung zurecht. Der Wasserdost ist eine grosse Staude und ist deshalb im Garten, am Gehölzrand, am besten aufgehoben. Er ist winterhart und braucht keine besondere Pflege. Jungpflanzen bekommen sie in jeder guten Gärtnerei. In meinem Garten habe ich den Wasserhanf im Schatten von Sanddorn, Faulbaum, Kreuzdorn und Salweide gepflanzt. Begleiter sind Baldrian und Eibisch. Wegen seiner späten Blühperiode ist der Wasserdost eine ausgesprochen wichtige Nektarquelle für allerlei Insekten.
SONSTIGES
Schon bei den alten griechischen Ärzten war der Wasserdost ein bekanntes und viel verwendetes Heilmittel. Samen und Blätter (eingelegt in Wein) dienten gegen Ruhr und Erkrankungen der Leber. Auch gegen Schlangenbisse wurde der Wasserdost verwendet.
Letzte Änderung: 10.03.2020 / © W. Arnold