Weinraute - Ruta graveolens
Die Weinraute hat keine anerkannte medizinische Anwendung. Das Kraut wird heute nur noch In der Alternativmedizin angewendet. Die Anwendung als Phytopharmakon wird heute abgelehnt. Zahlreiche unerwünschte Wirkungen werden bereits bei therapeutischer Dosierung beobachtet.
Ruta graveolens (syn. Ruta hortensis);
Weinraute (syn. Edelraute, Gartenraute, Kreuzraute, Weinkraut).
VORKOMMEN
Die Heimat der Weinraute ist die Balkanhalbinsel bis Siebenbürgen und Ober- und Mittelitalien. im übrigen Europa wird die Pflanze häufig kultiviert und namentlich in den Südalpen, in Südfrankreich und auch in Spanien ist die Weinraute völlig eingebürgert. Vorkommen in Deutschland sind selten (Bodenseegebiet, Oberrheintal, Franken und dem bayrischen Hügelland) und wohl auf Verwilderung der Pflanze aus Gärten zurückzuführen. Die Weinraute wächst gerne auf Felsensteppen und steinigen Böden,
MERKMALE
Die Weinraut ist eine kräftige Staude mit holziger Wurzel. Sie hat einen schiefem, ästigem Erdstock und erscheit manchmal fast halbstrauchig. Die Stengel sind kahl, bleichgrün, mehr oder weniger dicht besetzt mit punktförmig durchscheinenden bis warzig vortretenden Öldrüsen. Die 20 bis 60 cm hohe Pflanze hat einen herbaromatischen Geruch. Die Laubblätter sind etwa 4 bis 11 cm lang und 3 bis 7 cm breit und unpaarig gefiedert. Der Blütenstand ist eine Doldenrispe, die Blüten strahlig-symmetrisch, die endständigen 5-, die seitenständigen 4zählig. Die Kronblätter sind grünlich-gelb, löffelartig, etwas gezähnt, und 7-10 mm lang. Die Frucht ist eine 4- oder 5fächerige Kapsel.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Rutae aetheroleum (syn. Oleum Rutae); Rautenöl, das durch Wasserdampfdestillation aus den oberirdischen Teilen gewonnene Öl.
Rutae herba (Folia Rutae, Herba Rutae, Herba Rutae vulgaris);
Rautenkraut (syn. Edelrautenblätter, Gartenrautenblätter,
Rautenblätter), die während der Blüte gesammelten
krautigen Teile.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Alkaloide: Über 40 Alkaloide, wie Graveolin, Edulinin, Rutaverin, Ribalinium, Dictamin, Skimmianin, Rutalinium, Ribalinidin, Rutacridon u.a.
Cumarine: Insgesamt mehr als 40 verschiedene Verbindungen, die sich in folgende Strukturgruppen einteilen lassen:
- Einfache Cumarine: Cumarin, Gravelliferon, Rutacultin
- Dimere Cumarine: Daphnoretin, Daphnoretinmethylether, Daphnorin
- Furanocumarine: Bergapten, (-)-Byakangelicin, Chalepensin (= Xylotenin), Isoimperatorin, Isopimpinellin, Psoralen u. a.
Flavonoide: Hauptflavonoid ist Rutosid mit einem Gehalt von etwa 2 bis 5 % in den Blättern. In den Blüten tauchen als farbgebende Komponente daneben noch andere Flavonolglykoside auf: Gossypetin-7-monomethylether-3-rutinosid und die 3- O-Rutinoside des Kämpferols und Isorhamnetins.
Ätherisches Öl: 0,1 bis 0,4 %; Hauptinhaltsstoffe (60 bis 70 %) sind 2-Nonanon (bis zu 50 %), 2-Nonylacetat und 2-Undecylacetat. Während der Trocknung geht insbesondere 2-Nonanon verloren, so daß es prozentual weniger Anteil am Öl aus getrockneter Droge hat. Das Öl enthält ausserdem Thujon, das für die abtreibende Wirkung der Weinraute verantwortlich ist.
PHARMAKOLOGIE
In der heutigen Pflanzenheilkunde findet die Weinraute keine Verwendung
mehr. Die Pflanze ist phototoxisch, das heisst, sie kann Hautreizungen
bei gleichzeitiger Berührung und Sonneneinstrahlung hervorrufen. Sie
sollte ausserdem nicht von schwangeren Frauen verwendet werden, da sie
zu Fehlgeburten führen kann.
Zahlreiche unerwünschte Wirkungen werden bereits bei therapeutischer Dosierung beobachtet, diese sind vor allem Photosensibilisierung, schwere Leber- und Nierrenschäden, Melancholie, Schlafstörungen, Müdigkeit, Schwindel und Krämpfe
ANWENDUNG
Heute nur noch In der Alternativmedizin. Die Anwendung als Phytopharmakon wird heute abgelehnt.
STATUS
Giftpflanze!
- Kommission E: - negative Bewertung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Ruta graveolens HAB 1; Gartenraute, die frischen, zu Beginn der Blüte gesammelten, oberirdischen Pflanzenteile.
Anwendungsgebiete: Quetschungen, Prellungen, körperliche Überanstrengung, Krampfaderleiden, Rheumatismus vor allem der Wirbelsäule.
WEINRAUTE IM GARTEN
Die Weinraute liebt magere Böden mit etwas Kalk und Steinen. Staunässe verträgt die Pflanze nicht. Weinraute kann gut im Steingarten angepflanzt werden, in Kombination mit z.B. Lavendel, Küchenschelle und Adonisröschen. Die Staude ist nicht ganz winterhart, sie muss also im Winter etwas geschützt werden. Die Weinraute lässt sich gut durch Teilung älterer Wurzelstöcke im Frühjahr vermehren. Die mehrjährige Pflanze ist ansonsten robust und braucht wenig Pflege.
SONSTIGES
Die Weinraute durchzieht die medizinische Literatur seit der Antike. Die Pflanze war ein Universalheilmittel, man sagte der Weinraute nach, dass sie gegen alle Gifte und gegen Geister und vor dem Bösen Blick schützen sollte.
Letzte Änderung: 24.04.2024 / © W. Arnold