Boldo - Peumus boldus
Die anerkannte medizinische Anwendung von Boldoblättern ist die Therapie bei leichter Leber-Gallen-Dysfunktion und zur symptomatischen Behandlung leichter Verdauungsbeschwerden sowie unterstützend bei Verstopfung.
VORKOMMEN
Peumus boldus (Boldo) ist an trockene Klimazonen angepasst. Der Strauch stammt ursprünglich aus Chile. Diese Art kommt jedoch verwildert auch im Mittelmeerraum, vor allem aber in Nordafrika vor.
MERKMALE
Boldo ist ein immergrüner Strauch oder kleiner Baum, der Wuchshöhen von bis zu 6 m erreicht. Die Laubblätter sind eiförmig, ganzrandig, lederartig und brüchig. Die stark duftenden Blüten sind in traubigen Blütenständen angeordnet und sind weiss oder gelb. Die Beeren sind klein und gelblich-grün.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Boldo folium (syn. Folia Boldo, Boldo); Boldoblätter, die getrockneten Laubblätter.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Alkaloide (bis zu 0,5 %), unter anderem Boldin (bis zu 0.1 %),
Isocorydin, Norisocorydin, N-Methyllaurotetanin, Reticulin,
Isocorydin-N-oxid, Cholin, Isoboldin, Laurotetanin und Laurolitsin.
Im weiteren ätherisches Öl mit p-Cymol, 1,8-Cineol und 40%
Ascaridol (Hauptbestandteil). Daneben wurden
Rhamnetin-3-arabinosid-3'-rhamnosid (Peumosid),
Isorhamnetin-3-glucosid-7-rhamnosid (Boldosid) und weitere
Flavonoid-Glykoside nachgewiesen.
PHARMAKOLOGIE
Boldoblätter besitzen einen choleretischen und auch leicht hypnotischen
Effekt. Unter den diversen Alkaloiden sind Stoffe mit Wirkungen auf den
Blutzuckerspiegel, auf Nieren und Kreislauf.
Die Toxizität ist relativ gering und mehr auf die Atmung als auf
den Kreislauf gerichtet. Boldin fördert die Sekretion der Galle, der
Speicheldrüsen, und der Schleimdrüsen. Am Verdauungstrakt wurde eine
Senkung des Tonus mit Hemmung der Peristaltik beobachtet. Eine Anregung
der Diurese wurde beobachtet. Eine gewisse antiparasitäre, leicht
sedative, cardiotonische und stoffwechselhemmende Wirkung ist vorhanden.
ANWENDUNG
Angaben der Kommission E:
- Wirkungen: spasmolytisch; choleretisch; steigert die Magensaftsekretion.
- Anwendungsgebiete: leichte krampfartige Magen-Darm-Störungen; dyspeptische Beschwerden.
- Gegenanzeigen: Verschluss der Gallenwege, schwere Lebererkrankungen. Bei Gallensteinleiden nur nach Rücksprache mit einem Arzt anzuwenden.
- Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.
- Dosierung: Soweit nicht anders verordnet:
mittlere Tagesdosis: 3,0 g Droge;
Zubereitungen entsprechend. - Art der Anwendung: Zerkleinerte Droge für Aufgüsse sowie andere, praktisch ascaridolfreie (Ascaridol ist allergieauslösend) Zubereitungen zum Einnehmen.
Hinweis: Auf Grund des Ascaridolgehalts dürfen das ätherische Öl sowie Destillate aus Boldoblättern nicht verwendet werden.
Die ESCOP definiert die Anwendung folgendermassen:
Bei leichter Leber-Gallen-Dysfunktion und zur symptomatischen
Behandlung leichter Verdauungsbeschwerden sowie unterstützend bei
Verstopfung.
Vom HMPC wurden Boldoblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel bewertet.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Zur Teezubereitung verwendet man als Einzeldosis 1 Teelöffel (ca. 1,5 g) feingeschnittene Droge.
Boldo ist in diversen Fertigarzneimitteln (vor allem
Gallentherapeutika als Teemischungen, Tropfen, oder Tabletten)
enthalten, neben z.B. Kamille, Artischocke, Fenchel, Odermennig, Benediktenkraut, Tausengüldenkraut, Wegwarte, Schafgarbe, Löwenzahn, Süssholz und Curcuma.
Produkte Schweiz:
- Boldocynara Leber-Galle, Tropfen (Bioforce AG)
- Künzle Verdauungstee, geschnittene Drogen (Kräuterpfarrer Künzle AG)
- Sidroga Gallen- und Lebertee, geschnittene Drogen (Sidroga AG)
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Boldi folium)
HOMÖOPATHIE
Peumus boldus HAB 1; Boldoblätter, die getrockneten Blätter.
Anwendungsgebiete: Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse.
SONSTIGES
Der Gattungsname Peumus ist der chilenische Pflanzenname. Nach dem spanischen Botaniker Boldo wurde der Artname boldus geprägt.
Letzte Änderung: 21.04.2024 / © W. Arnold