Echter Buchweizen - Fagopyrum esculentum
Buchweizen wurde bis vor wenigen Jahren praktisch nur in der Volksheilkunde verwendet. Durch klinische Studien konnte die Wirksamkeit bei den Hauptanwendungsgebieten chronisch-venöse Insuffizienz der Stadien I und II und Mikrozirkulationsstörungen sowie bei der Arterioskleroseprophylaxe nachgewiesen werden.
Fagopyrum esculentum (syn. Fagopyrum cereale, F. sagittatum, F. sarracenicum, F. vulgare, Phegopyrum esculentum, Polygonum cereale, P. fagopyrum);
Echter Buchweizen (syn. Heidenkorn).
VORKOMMEN
Der Buchweizen ist heimisch in Zentralasien (Nordchina, Südsibirien, Steppen von Turkestan). In der Mandschurei kommt die Pflanze noch heute wild vor. In Europa wird er auf leichten, mässig sauren Sandböden als Mehlfrucht-, Bienenfutter- und Gründüngungspflanze kultiviert. Auf Schutt und Ruderalflächen sowie auf Äckern ist er bei uns verwildert zu finden.
MERKMALE
Fagopyrum esculentum wird etwa 20–70 cm hoch und ist nicht oder nur wenig verzweigt. Die Blätter sind spiess- oder pfeilförmig, etwa gleich lang wie breit oder etwas länger. Die unteren Blätter sind lang gestielt, die obersten sind fast sitzend angeordnet. Die Blütenstände sind ährig, dicht, gestielt und in Blattwinkeln sitzend. Es sind 5 weisse bis hellrote Perigonblätter vorhanden, die zur Fruchtzeit 3-4 mm lang sind. Die Früchte sind 5-6 mm lang, braun und scharf 3kantig, wobei die Kanten nicht gezähnt sind.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Fagopyri herba (syn. Herba Fagopyri); Buchweizenkraut (syn. Fagopyrum-esculentum-Kraut), die zur Blütezeit geernteten und getrockneten Blätter und Blüten der Pflanze.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Die Blätter enthalten bis zu 8 %, die Blüten bis zu 4 % und die Stengel bis zu 0,4 % Rutin. Der Gesamtflavonoidgehalt im Kraut ist von der Sorte und dem Standort abhängig. Das zur Blütezeit geerntete Buchweizenkraut enthält ausserdem noch ca. 0,01 % Fagopyrin sowie Phenolcarbonsäuren und wenig Sitosterol und Anthocyane.
PHARMAKOLOGIE
Rutin wird zunächst im Dünndarm festgehalten und durch die dortige Darmflora in Quercetin-3-glucosid umgewandelt, das teilweise ins Blut übergeht und in den Microsomen der Mucosa, aber auch in der Leber zu Quercetin-3-glucuronid umgebaut wird. Der restliche Teil des Rutins wirkt lokal im Darm und wird ins Ileum transportiert, wo es schliesslich von einer bestimmten Art der dortigen Darmflora (Eubacterium ramulus) zu Derivaten der Phenylessigsäure abgebaut und im Urin ausgeschieden wird. Physiologisch bedeutsam ist dabei nur 3,4-Dihydroxyphenylessigsäure (3,4-DHPAA), der krebshemmende Eigenschaften zugeschrieben werden.
Ähnliche Wirkungen bei chronisch-venöser Insuffizienz haben Extrakte aus:
ANWENDUNG
Buchweizenkraut (meist als Teezubereitung) wird volkstümlich als Venen- und Gefässtonikum sowie zur Vorbeugung gegen allgemeine Arterienverkalkung angewendet. Bei venösen Stauungen bzw. bei Krampfaderbildung soll sich die rutinhaltige Droge günstig auf die Beschwerden auswirken. Die Wirksamkeit ist durch mehrere, placebokontrollierte Untersuchungen belegt.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Die Droge ist als Buchweizentee und Buchweizentablette im Handel erhältlich.
Teebereitung: 2 g Buchweizen werden mit einer Tasse kochendem Wasser übergossen und 3 Minuten am Kochen gehalten. Nach 10 Minuten wird durch ein Teesieb filtriert. So gehen etwa 90% Rutosid in das Getränk über.
STATUS
- Kommission E: - keine Bearbeitung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Fagopyrum esculentum HAB1, die frischen, nach der Blüte und vor der Fruchtreife geernteten oberirdischen Teile.
Anwendungsgebiete: Kopfschmerzen, Haut- und Lebererkrankungen mit Juckreiz.
BUCHWEIZEN IM GARTEN
Die einjährige Pflanze stellt kaum Ansprüche an den Boden, ist aber sehr frostempfindlich. Er kann also erst nach den letzten Frosttagen ausgesät werden. Der Buchweizen keimt sehr schnell und ist etwa in drei Monaten ausgewachsen. Er benötigt weder Dünger noch einen besonderen Pflanzenschutz, er wächst praktisch ganz von alleine. Allerdings kann sich der Buchweizen nur durch die Befruchtung von Insekten entwickeln.
SONSTIGES
Der Echte Buchweizen wurde wahrscheinlich zuerst in China kultiviert,
etwa im 14. Jh.gelangte er durch die Mongolen aus seiner Heimat
Zentralasien nach Mitteleuropa.
Archäologisch nachgewiesen sind Buchweizenkörner auch aus
skythischen Siedlungen des 7. bis 4. Jahrhunderts vor Christus nördlich
des Schwarzen Meeres.
Letzte Änderung: 23.04.2024 / © W. Arnold