Mäusedorn - Ruscus aculeatus
Mäusedorn (syn. Stechmyrte, Stechender Mäusedorn)
Die anerkannte medizinische Anwendung des Mäusedornwurzelstocks bzw. dessen Extrakte ist die unterstützenden Therapie der Symptome der chronisch venösen Insuffizienz (CVI) wie Schmerzen, Schweregefühl, Kribbeln und Schwellungen der Beine. Mäusedorn hift ausserdem unterstützend bei Symptomen von Hämorrhoiden (Juckreiz, Brennen).
VORKOMMEN
Ruscus aculeatus ist heimisch im Mittelmeergebiet. Auch in Nordafrika, der Atlantikküste Frankreichs und Englands und in Vorderasien und in den südlichen USA ist er anzutreffen. Die Pflanze wächst bevorzugt in Gebüschen, in Wäldern und an trockenen Abhängen.
MERKMALE
Der Stechende Mäusedorn ist ein immergrüner Strauch, der eine Höhe von ca. 1 m erreicht. Die Pflanze bildet blattartige Kurztriebe (Phyllokladien), diese sind breit-lanzettlich, lederig steif und haben eine stechende Spitze. Die Länge der Kurztriebe ist etwa 2-4 cm. Die eigentlichen Laubblätter sind nur ca. 1 cm lang und 2 mm breit. Diese fallen aber früh ab. Die Blüten sind grünlichweiss, mit einem Durchmesser von ca. 5 mm. Die Früchte sind leuchtend rote Beeren, oft scheinbar auf der Unterseitedes des Phyllokladiums.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Rusci aculeati rhizoma (syn. Radix Rusci, Rhizoma Rusci);
Stechmyrtenrhizom (syn. Mäusedornwurzelstock, Myrtendorn).
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Die Droge enthält bis zu 6 % Saponine (ein Gemisch von ca. 30 Steroidsaponinen) vom Spirostanol- und Furostanoltyp. Nach Hydrolyse werden die Aglyka Neoruscogenin und Ruscogenin (als Ruscogenine bezeichnet) gebildet. Hauptsaponine sind Ruscosid und Deglucoruscosid.
Im Weiteren wurden Triterpene und wenig ätherisches Öl gefunden.
Ausserdem enthält die Droge noch Sitosterol, Stigmasterol,
Campesterol , Chrysophansäure, Fettsäuren, Lupenon, Euparon und
Ruscolidbenzofuran. Auch Flavonoide wie Rutin, Vitexin,
Isoquercitrin, Narcissin, Nicotiflorin, Orientinglucosid und Schaftosid
sind enthalten.
PHARMAKOLOGIE
Die Wirksamkeit von standardisierten Extrakten ist bei den anerkannten medizinischen Anwendungen (v.a. chronisch venöser Insuffizienz) durch mehrere klinische Studien belegt. So wurden antiexsudative, ödemhemmende, antiphlogistische und antiproliferative Wirkungen nachgewiesen. An Venen und auch an den Lymphgefässen wurde eine vasoaktive Wirkung nachgewiesen. Als möglicher Wirkungsmechanismus wird eine Hemmung der Blockade der Adrenorezeptoren diskutiert (venentonisierende Wirkung).
Ähnliche Wirkungen bei chronisch-venöser Insuffizienz und ähnlichen Beschwerden haben Extrakte aus:
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendungen:
- ESCOP, Kommission E: Zur unterstützenden Therapie von Beschwerden bei chronisch venöser Insuffizienz wie Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz und Schwellungen. Unterstützende Therapie von Beschwerden bei Hömorrhoiden wie Juckreiz oder Brennen.
- Vom HMPC wurde Mäusedornwurzelstock als traditionelles pflanzliches Arzneimittel
eingestuft. Traditionell bei Beschwerden und Schweregefühl in den
Beinen im Zusammenhang mit leichten venösen Durchblutungsstörungen und
bei Hämorrhoiden.
Volkstümliche Anwendungen:
Als harn- und schweisstreibendes Mittel, in Asien auch
extern bei Hauterkrankungen. Die Wirksamkeit der Droge ist bei den
genannten Anwendungsgebieten nicht belegt.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Praktisch nur In Fertigpräparaten mit standardisierten Extrakten oder
isolierten Ruscogeninen. Die Dosierung ist der Packungsbeilage zu
entnehmen.
Mäusedorn ist als Gel (z.B. Alpinamed® Ruscovarin) oder in Form von Kapseln (Arkocaps® Fragon 350 mg) in Apotheken erhältlich.
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Rusci rhizoma)
MÄUSEDORN IM GARTEN
Ruscus aculeatus stammt aus dem Mittelmeerraum, ist also nur bedingt winterhart. Die Pflanze gedeiht mit genügend Pflege und Schutz hierzulande im Freien oder auch als Kübelpflanze. An den Boden stellt die Heilpflanze keine besonderen Ansprüche, er kommt mit jedem Boden zurecht. Der Boden muss feucht gehalten werden, aber vermeiden sie Staunässe. Im Freiland gepflanzt benötigt der Mäusedorn einen windgeschützten Standort. Er hat gerne Halbschatten, soll aber so hell wie möglich gepflanzt werden.
Vor dem ersten Frost muss der Mäusedorn mit einer dicken Schicht Laub vor Frost geschützt werden. Zum Schutz der Triebe werden Tannenzweige um diese gebunden. Als Kübelpflanze überwintert der Mäusedorn an einem kühlen, frostfreien und hellen Ort. Im Frühling so früh wie möglich (ab Februar) wieder hell und warm stellen, gut geeignet ist ein Südfenster.
SONSTIGES
Dem bäuerlichen Brauch, Mäuse von Vorräten fernzuhalten, indem sie
einige der dornigen Zweige des Mäusedorns zum Fleisch hängten, verdankt die Pflanze
wahrscheinlich ihren umgangssprachlichen Namen.
Die Vernichtung mediterraner Wälder hat den Lebensraum des
Mäusedorns stark eingeschränkt. Auch die Sammlung für den Pharmamarkt
ist eine wesentliche Gefährdungsursache für die selten werdende Pflanze.
Letzte Änderung: 24.04.2024 / © W. Arnold