Schmalblättriger Sonnehut - Echinacea angustifolia
Die anerkannte medizinische Anwendung der Wurzel des Schmalblättrigen Sonnenhutes ist die innerliche Behandlung wiederkehrender Infekte der oberen Atemwege. Die Wirksamkeit ist im Gegensatz zu den anderen Echinacea-Arten umstritten.
Echinacea angustifolia (syn. Brauneria angustifolia);
Schmalblättriger Sonnenhut (syn. Schmalblättrige Kegelblume, Schmalblättriger Igelkopf).
VORKOMMEN
Das Areal von Echinacea angustifolia liegt in den trockenen Prärien (Great Plains), auf steinigen bis sandig-lehmigen Böden in Höhenlagen zwischen 100 und 1600 Meter. Fundorte der Pflanze befinden sich in den kanadischen Provinzen Manitoba und Saskatchewan sowie in den US-Bundesstaaten Colorado, Iowa, Kansas, Minnesota, Missouri, Montana, Nebraska, New Mexico, North Dakota, Oklahoma, South Dakota, Texas und Wyoming.
MERKMALE
Der Schmalblättrige Sonnenhut ist eine ausdauernd Pflanze und wird 10 bis 50 cm hoch. Die Stengel sind einfach oder mehrfach verzweigt und unten glatt oder behaart. Die Blätter sind länglich-lanzettlich bis elliptisch geformt, ganzrandig, dunkelgrün und rauhhaarig bis höckerig-borstig. Die Grundblätter sind kurz bis lang-gestielt, 5 bis 27 cm lang und 1 bis 4 cm breit. Die unteren Stengelblätter sind gestielt, 4 bis 15 cm lang und 0,5 bis 3,8 cm breit, die oberen Stengelblätter sind sitzend und spitz geformt. Die Blütenköpfchen sind 1,5 bis 3 cm hoch und ohne Zungenblüten 1,5 bis 2,5 cm breit. Die Hüllblätter sind in 3 bis 4 Reihen angeordnet, sie sind lanzettlich, spitz, ganzrandig, 6 bis 11 mm lang, und 2 bis 3 mm breit. Die Zungenblüten sind abstehend, 2 bis 4 cm lang, 5 bis 8 mm breit und haben eine weisse, rosa oder purpurne Farben. Die Blütezeit reicht vom Spätfrühling bis zur Sommermitte
Häufig wird Echinacea angustifolia mit Echinacea pallida verwechselt. Echinacea angustifolia ist in seinen morphologischen Merkmalen vor allem durch die geringe Wuchshöhe, die rauhe Behaarung und die relativ kurzen Zungenblüten gekennzeichnet.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Echinaceae angustifoliae radix (syn. Radix Echinaceae angustifoliae); Echinaceae-angustifolia-Wurzel (syn. Echinaceawurzel, Schmalblättrige Sonnenhutwurzel), die getrockneten Wurzeln.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Ätherisches Öl:
Echinacea-angustifolia-Wurzeln enthalten üblicherweise weniger als 0,1 % ätherisches Öl, während Echinacea-pallida-Wurzeln bis über 2,0 % aufweisen. Die Hauptkomponenten des ätherischen Öls von Echinacea-angustifolia-Wurzeln stellen Verbindungen vom Typ des Dodeca-2,4-dien-1-ylisovalerats sowie Palmitin- und Linolensäure dar, während das Öl von Echinacea pallida vor allem aus Ketoalkeninen besteht.
Kaffeesäure-Derivate:
Etwa 0.2-1.7% Echinacosid,
1,5 -Dicaffeoylchinasäure (= Cynarin) und 1,3 -Dicaffeoylchinasäure (beide Substanzen kommen nicht in Echinaceae pallidae radix vor), Chlorogensäure und Isochlorogensäure. Echinacein (Dodeca-2E,6Z,8E,10E-tetraensäureisobutylamid) ist nicht vorhanden.
Alkamide:
Etwa 0,01-0,15 % Alkamide (Alkylamide) wurden in der Droge gefunden. Identifiziert
wurden bisher etwa 20 Verbindungen, darunter die Isobutylamide der isomeren Dodeca-2E,4E,8Z,10E/Z-tetraensäuren.
Die Wurzeln von Echinacea pallida enthalten keine oder allenfalls Spuren von Alkamiden. Die Alkamide verursachen beim Kauen der Wurzeln einen säuerlichen Geschmack und ein anästhesierendes Gefühl auf der Zunge, das bei Echinacea-pallida-Wurzeln normalerweise nicht auftritt.
Polyacetylene:
Nur Spuren von Pentadeca-8Z,13Z-dien-11-in-2-on.
Polysaccharide und Glykoproteine:
Gefunden wurden Fructane und immunmodulierende Glykoproteine mit einem Proteinanteil von ca. 3% sowie Arabinose, Galactose und Glucosamine als dominierende Zuckerbausteine.
Weitere stickstoffhaltige Verbindungen:
Betainhydrochlorid und die Pyrrolizidinalkaloide Tussilagin und Isotussilagin.
PHARMAKOLOGIE
Als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe werden die Alkamide angesehen. Diese binden, ähnlich wie Anandamid an Cannabinoidrezeptoren. Sie besitzen einen Triggereffekt auf proinflammatorische Zytokine, wirken aber auch antiphlogistisch. In vitro wurden in neuen Untersuchungen die immunodulierenden Effekte der Alkamide experimentell bestätigt.
Die Droge stammt aus der Erfahrungsmedizin der indianischen Ureinwohner Nordamerikas. Die Wirkung bei der Prophylaxe und Therapie von Infektionen der oberen Atemwege soll auf einer Steigerung der körpereigenen Abwehrkräfte durch eine unspezifische Stimulation des Immunsystens beruhen, konnte jedoch in klinischen Studien nicht bestätigt werden.
ANWENDUNG
Angaben der Kommission E:
- Anwendungsgebiete: Zubereitungen aus Echinacea angustifolia werden angewendet zur Unterstützung und Förderung der natürlichen Abwehrkräfte, insbesondere bei Erkältungskrankheiten im Hals-, Nasen- und Rachenbereich, als Umstimmungsmittel bei Grippe, bei entzündlichen und eitrigen Traumen, Abszessen, Furunkeln, Ulcus cruris, Herpes simplex, Phlegmonen, Wunden, Kopfschmerzen, Stoffwechselentgleisungen, als schweisstreibendes Mittel und Antiseptikum.
Die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten ist nicht belegt.
Die ESCOP schreibt: Zur unterstützenden Therapie und Vorbeugung wiederkehrender Infekte der oberen Atemwege.
Die Wurzel des blassen Sonnenhutes wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (unterstützend bei Erkältungskrankheiten).
Volkstümliche Anwendungsgebiete:
Die Indianer Nordamerikas kauten die Wurzel bei Halsschmerzen und Zahnschmerzen. Auch soll die Pflanze bei Wunden, Verbrennungen, Insektenstichen, Schlangenbissen, Mumps, Masern und Gonorrhoe Anwendung gefunden haben. Es ist aber anzunehmen, dass die Indianer nicht zwischen den einzelnen Echinacea-Arten unterschieden haben. Die weissen Siedler Nordamerikas haben dann den Gebrauch des Sonnenhutes von den Ureinwohnern übernommen.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Viele Präparate wurden wegen der unsicheren Wirkung von Echinacea angustifolia umgestellt auf Auszüge von Echinacea pallida. Nur in homöopathischen Arzneimitteln sind noch Auszüge aus Echinacea angustifolia zu finden.
STATUS
- Kommission E: - negative Bewertung!
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Echinaceae angustifoliae radix)
HOMÖOPATHIE
Echinacea angustifolia HAB1 (syn. Echinacea), die frische, blühende Pflanze mit Wurzel.
Anwendungsgebiete: unterstützende Behandlung schwerer und fieberhafter Infektionen.
BLASSER SONNENHUT IM GARTEN
Die Staude braucht eine sonnige bis halbschattige Lage mit nährstoffreichem, frischem und durchlässigem Boden. Dieser sollte weder sauer nocjh alkalisch sein. Die winterharte Staude sollte in Gruppen gepflanzt werden. Echinacea angustifolia ist eine anspruchslose Gartenpflanze, steht aber immer im Schatten des Roten Sonnenhutes (Echinacea purpurea). Bei mir im Garten wächst der Schmalblättrige Sonnenhut neben Fingerhut, Eibisch, Enzian, Johanniskraut und Rotem Sonnenhut.
SONSTIGES
Der Name Echinacea stammt vom griechischen echinos (= Igel), ab, und bezieht sich auf die stachligen Fruchtböden. Die Pflanze wurde bereits von den Indianern Nordamerikas als Antiseptikum gegen Entzündungen, Eiterungen und Furunkel genutzt. Vor allem die Sioux-Indianer brauchten die Pflanze als Gegenmittel bei Schlangenbissen.
Letzte Änderung: 24.12.2020 / © W. Arnold