Besenginster - Cytisus scoparius
Cytisus scoparius (syn. Genista angulata, G. glabra, G.
hirsuta, G. scoparia, G. scoparius, G. vulgaris, Sarothamnus ericetorum,
S. vulgaris, Spartium angulosum, S.
glabrum, S. scoparium);
Besenginster (syn. Bram, Besenpfriem, Besenstrauch, Pfriemenstrauch).
Die medizinisch anerkannten Anwendungen (Kommission E) von Besenginsterkraut sind funktionelle Herz- und Kresilaufbeschwerden. Wegen seiner Nebenwirkungen bzw. Giftigkeit wird die Heilpflanze jedoch nur noch in der Alternativmedizin verwendet.
VORKOMMEN
Der Besenginster ist in Europa, Nordafrika und den Kanaren heimisch, eingebürgert ist er in Amerika, Japan, Südafrika. In Gärten sind meist nur noch Hybriden zu finden. Der Besenginster lebt häufig und gesellig auf Extensivweiden (Brandweiden), in Waldschlägen, an Waldsäumen, in Brachen, an Wegen und Böschungen sowie in lichten bodensauren Eichen- und Hainbuchenwäldern. Er liebt basen- und stickstoffarme Böden, die lehmig, sandig oder steinig sein können. Die Pflanze fehlt in reinen Kalkgebieten.
MERKMALE
Der Besenginster ist ein winterkahler, auch sommerkahler Strauch (Rutenstrauch), der Wuchshöhen von ein bis zwei Meter erreicht. Er besitzt lange, besenförmige, fünfkantige Zweige. Die wechselständigen, dreiteiligen Laubblätter haben verkehrteiförmige Teilblättchen und sind seidig behaart. In seiner Blütezeit (Mai bis Juni) bildet er goldgelbe Blüten (bis 2,5 cm lang) aus, die einzeln an Stielen sitzen und in den oberen Zweigteilen gehäuft auftreten. Alle zehn Staubgefässe sind zu einer Röhre verwachsen. Es werden Hülsenfrüchte gebildet.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Cytisi scoparii herba (syn. Herba Genistae scopariae, Herba
Spartii scoparii, Scoparii cacumina, Scoparium, Summitates Scoparii);
Besenginsterkraut (syn. Besenstrauch, Ginsterkraut), die getrockneten
oberirdischen Teile.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Chinolizidinalkaloide: bis zu 1,6 % Chinolizidinalkaloide mit dem
Hauptalkaloid (-)-Spartein; Nebenalkaloide sind: 11,12-Dehydrospartein,
17-Oxospartein, Lupanin, α-Isospartein und weitere
Chinolizidinalkaloide.
Phenylalaninderivate : unter anderem Tyrosin, Tyramin, Epinin, Dopamin, Methyloxytyramin.
Flavonoide:
bis zu 0,6 % in der Droge enthalten, unter anderem Spiraeosid,
Quercetin- und Kämpferolglykoside, Glykosyle des Apigenins und
Luteolins, Scoparin), Isoflavone wie Sarothamnosid, Genistein.
PHARMAKOLOGIE
Für die Droge liegen keine genauen Untersuchungen vor, jedoch wurde der
Wirkstoff (-)-Spartein gründlich untersucht und als antiarrhythmisch
wirksame Substanz klassifiziert. Spartein wird heute wegen seiner
unsicheren Wirksamkeit und Giftigkeit nicht mehr als Heilmittel
eingesetzt.
Tyramin wirkt als indirektes Sympathomimetikum, wird jedoch durch
Monoaminooxidasen rasch abgebaut, so dass im Normalfall bei oraler
Aufnahme keine Kreislaufwirkung beobachtet werden kann. Bei einer
gleichzeitig vorliegenden Medikation mit unselektiven MAO-Hemmern kann
die Ingestion im Zuge der Hemmung seines Abbaus zu einer Anreicherung
des Tyramins mit gegebenenfalls stark ausgeprägter Kreislaufwirkung bis
hin zur hypertensiven Krise, unter Umständen mit fatalen Folgen, führen.
Man spricht dann vom sogenannten "Cheese-Effect". Tyramin ist ein
unspezifisches Substrat der Monoaminooxidasen.
ANWENDUNG
Anerkannte Anwendung nach Kommission E:
Funktionelle Herz- und Kresilaufbeschwerden.
Volkstümliche Anwendungen:
Hier wird ein Dekokt eingesetzt bei Ödemen, zur Diurese, bei
Herzbeschwerden und niedrigem Blutdruck. Auch bei zu starker
Menstruation und Blutungen nach der Geburt sowie bei Gicht, Rheuma,
Ischias, Gallen- und Harnsteinen und Gelbsucht wird das Dekokt
eingesetzt. Klinische Erfahrungsberichte zur Wirksamkeit der Droge für
diese Anwendungen liegen jedoch nicht vor.
Besenginsterkraut ist apothekenpflichtig!
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Wässrig-ethanolische Auszüge zum Einnehmen mit einem maximalen Spartein-Gehalt von 1 mg/mL, entsprechend 1 bis 1,5 g Droge.
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Cytisus scoparius (syn. Spartium scoparium) HAB1, die frischen, abgestreiften Blüten zusammen mit den anfallenden Blättern (ohne Zweigspitzen).
Anwendungsgebiete: Herzinsuffizienz, Herzmuskelschwäche.
BESENGINSTER IM GARTEN
Besenginster liebt einen Standort an voller Sonne. Der Boden sollte nährstoffarm bis normal sein, am besten humusreich und eher sauer, aber vor allem trocken. Der Besenginster verträgt keine feuchten und nassen Böden, er neigt dann schnell zum Verfaulen. Normale Gartenerde wird aber auch vertragen. Beim Einpflanzen junger Besenginster ist darauf zu achten, dass die Pflanze mit einem Topfballen und nicht wurzelnackt eingepflanzt wird. Besenginster ist ansonsten robust, mehrjährig und winterhart. Er benötigt keine besondere Pflege und vor allem keine Düngung.
Als gute Alternative zu „monotonen Lebensbaum- und Koniferenkulturen“ kann der Besenginster auch in Hecken verwendet werden, zusammen mit z.B. Sanddorn, Wacholder, Weissdorn, Heckenrose, Pfaffenhütchen oder Holunder.
Letzte Änderung: 01.04.2024 / © W. Arnold