Guarana - Paullinia cupana
Guarana hat eine anerkannte medizinische Anwendung. Es wird als Anregungsmittel bei Müdigkeit, Erschöpfung oder während der Genesung verwendet.
Paullinia cupana (syn. Paullinia sorbilis); Guarana-Strauch.
VORKOMMEN
Guarana ist einheimisch im brasilianischen und venezolanischen
Amazonasbecken. Eingeführt wurde die Pflanze in die Regenwaldgebiete von
Uruguay, Mittelamerika und Sri Lanka. Die Kletterpflanze gedeiht am
besten im feuchtnassen Unterholz, auf sauren, nicht verdichteten Böden.
Das Hauptanbaugebiet liegt heute in der Region um das
brasilianische Amazonasstädtchen Maués bis zum 250 km entfernten
Manaus. Neuerdings werden Pflanzungen auch in tief gelegenen Gebieten
Mittelamerikas (Costa Rica, Panama) angelegt. Die Nachzucht aus Samen
ist schwierig.
MERKMALE
Guarana ist eine bis zu 10 m lange, verholzende, immergrüne, mehrjährige
Kletterpflanze. In der kultivierten Form meist als ausladender,
niedriger Busch anzutreffen. Die Pflanze hat grosse, fünfzählige
gefiederte, lederige, stark geaderte, grobkerbig gesägte Blätter. Die
Nebenblätter sind klein oder als Ranken ausgebildet.
Guaraná ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch).
Die gelben bis weisslichen, duftenden Blüten sin in bis zu 30 cm langen
Rispen angeordnet. Zur Blüte kommen gleichzeitig jedoch immer nur
gleichgeschlechtliche Blüten.
Die ungefähr haselnussgrosse, rotorangefarbene,
dreifächrige Kapselfrucht platzt bei der Reife auf. Es sind ein (selten
zwei bis drei) purpurbraunen bis schwarzen Samen enthalten, der in einem
becherartigen, weissen Arillus sitzt.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Guarana (syn. Massa Guaranae, Pasta Guarana, Pasta Seminum Paulliniae, Semen Guaranae); Guaranapaste, die aus den geschälten, getrockneten, gerösteten und gepulverten Samen durch Zusatz von Wasser bereitete Masse.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Cyanogene Glykoside: Aufgrund von Cyanogenese im Samenmehl werden nicht identifizierte cyanogene Glykoside angenommen.
Purine: Bis zu 5,8% Coffein, bis zu 0,17% Theobromin und bis
zu 0,06% Theophyllin. Guarana gilt als die coffeinreichste Droge.
Gerbstoffe: Bis zu 12% Gesamttannine, davon etwa 10%
Proanthocyanidine, 6% (+)-Catechin und 3% (–)-Epicatechin, kaum
hydrolysierbaren Tannine. Dass Coffein in komplexer Bindung mit den
Gerbstoffen vorliegt (früher als Guaranin bezeichnet), konnte bestätigt
werden.
Sonstige Inhaltsstoffe: Nicht näher untersuchte Saponine, viel
Stärke, wenig Samenfette, bis zu 4% Mineralstoffe und Wasser (bis
zu 8%) . Auch wenig ätherisches Öl mit mono- und Sesquiterpenen sowie
Phenylpropanen wurde nachgewiesen.
PHARMAKOLOGIE
Über die Wirkung des Coffeins: siehe Beitrag zum Kaffeestrauch (Coffea arabica).
ANWENDUNG
- Kommission E: keine Monografie.
- ESCOP: Anregungsmittel bei Müdigkeit, Erschöpfung oder während der Genesung.
- HMPC: Erschöpfungszustände und Schwächegefühl.
Volksmedizinische Anwendung:
Die Droge kam erst vor etwa 200 Jahren nach Europa. Als
coffeinreichste Droge wird Guarana bei Ermüdungserscheinungen und als
Stimulans verwendet. , Guarana ist Bestandteil zahlreicher
Fertigpräparate ("schnelle Muntermacher"), manchmal in Kombination mit
Vitamin C und Traubenzucker. In den Heimatgebieten als Anregungsmittel
und bei Kopfschmerzen, sowie manchmal bei Herz- und
Verdauungsbeschwerden, zur Entwässerung und bei Fieber.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Guarana ist in diversen Produkten unter anderem als Pulver, Kapseln,
Tabletten, Brausetabletten, Tinktur, Kaugummi, in Form von
Energy-Drinks, Soft-Drinks, Süsswaren und Kosmetika im Handel.
In der Schweiz ist Guarana z.B. in "Ganavit Pharmaton" enthalten.
STATUS
- Kommission E: - keine Bewertung
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Paulliniae semen)
HOMÖOPATHIE
Guarana HAB 34, die aus den geschälten, gerösteten und gepulverten Samen durch Zusatz von Wasser bereitete Paste.
Anwendungsgebiet
: Kopfschmerzen.
SONSTIGES
1669 wurde die Paullinia vom Missionar J.F. Bettendorf erstmalig beschrieben. Die Pflanze wird bis heute besonders von den Maues-Indianern kultiviert und als "Geschenk Gottes" verehrt. Auch Alexander von Humboldt erwähnte die therapeutischen Eigenschaften von Guarana. Die Droge wurde seit dem 19. Jh. auch in Deutschland über lange Zeit für Migränepulver verarbeitet.
Letzte Änderung: 23.04.2024 / © W. Arnold