Echte Myrte - Myrtus communis
Myrtus communis - Echte Myrte (Braut-Myrte)
Die Echte Myrte hat keine anerkannte medizinische Anwendung. Das ätherische Öl und Myrtol, ein pflanzliches Mischdestillat, werden in Fertigarzneimitteln zur Behandlung von Erkältungskrankheiten angewendet.
VORKOMMEN
Das Verbreitungsgebiet der Myrte umfasst den Mittelmeerraum, die Kanaren und reicht östlich bis Zentralasien. Als Standort werden Macchien und Wälder auf etwas feuchteren, steinigen, kalkfreien Böden bevorzugt. Die Myrte wird seit dem Altertum kultiviert und ist entsprechend häufig verwildert. Als ältestes und grösstes Exemplar in Deutschland gilt die Myrte im Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim an der Bergstrasse.
MERKMALE
Die Myrte ist ein immergrüner, reich verzweigter Strauch, der Wuchshöhen
bis zu 5 Metern erreichen kann. Ältere Zweige sind kahl, nur die jungen
Zweige sind drüsenhaarig. Die derben, ganzrandigen Blätter sind kurz
gestielt und zugespitzt eilanzettlich. Die Blattstellung ist
gegenständig, bisweilen stehen auch drei Blätter an einem Knoten. Die
Blätter sind durchscheinend drüsig punktiert und werden zwischen 1 und 5
cm lang. Die Oberseite der Blätter ist dunkler grün und glänzend, die
Unterseite ist heller.
Zwischen Mai und August entwickeln sich zahlreiche kleine,
weisse duftende Blüten. Sie stehen einzeln in den Blattachseln an bis zu
3 cm langen Blütenstielen und werden bis zu 3 cm breit. Später entwickelt sich eine kugelige, blauschwarze Beerenfrucht.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Myrti aetheroleum (syn. Oleum Myrti);
Myrtus-communis-Blätteröl, das aus den Blättern und Zweigspitzen gewonnene äther. Öl.
Myrti folium (syn. Folia Myrti); Myrtenblätter, die getrockneten Blätter.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Myrti aetheroleum - Das ätherische Öl besteht aus Mono- und Sesquiterpenen.
Qualitätsbestimmende sind folgende Hauptkomponenten: 1,8-Cineol (bis 45
%), α-Pinen (bis 38 %), Myrtenöl (bis 5 %) und Myrtenylacetat (bis 20 %)
sowie Linalool (bis 19 %).
Myrti folium - Ätherisches Öl (bis zu 0,5 %, Zusammensetzung siehe oben), Gerbstoffe
(bis 20 %), Flavonole (Kämpferol und Myricetin und ihre Glykoside).
Weiterhin wurden die zwei Phloroglucinderivate Myrtucommulon A und B
isoliert.
Myrtol ist eine eingetragene Marke zur Kennzeichnung eines pflanzlichen Mischdestillats aus rektifiziertem Eukalyptusöl, rektifiziertem Süssorangenöl, rektifiziertem Myrtenöl und rektifiziertem Zitronenöl (Verhältnis 66:32:1:1). Laut Herstellerangaben enthält Myrtol nicht weniger als 25 Prozent Limonen, 25 Prozent Cineol und 6,7 Prozent (+)-α-Pinen enthält. Dieses Stoffgemisch wirkt schleimlösend und auswurffördernd und wird daher bei akuten und chronischen Bronchitiden sowie bei einer Nebenhöhlenentzündung (Sinusitis) eingesetzt.
PHARMAKOLOGIE
Zu Myrtol existieren ca. 100 präklinische Studien zur Pharmakodynamik, Pharmakokinetik und Toxizität sowie 27 klinische Studien mit ca. 6200 Patienten. Myrtol gilt als dasjenige Arzneimittel auf Basis ätherischer Öle, dessen Wirksamkeit am besten durch moderne klinische Studien belegt ist.
Die Myrte enthält auch Myrtucommulon A, eine pharmakologisch interessante Substanz, die unter anderem antibakteriell, schmerzlindernd und stark entzündungshemmend wirkt. Neuere Untersuchungen belegen zudem eine hoch selektive zytostatische Wirkung auf Tumore. Besonders vorteilhaft ist dabei, dass Myrtucommulon äusserst selektiv vorgeht: Er greift etwa bei Leukämie, nur die Krebszellen an, verschont aber alle anderen weissen Blutzellen. In zukünftigen Studien gilt es nun den Wirkstoff Myrtucommulon und seinen möglichen Einsatz in der Krebsbehandlung weiter zu erforschen.
ANWENDUNG
Erkrankungen der Atmungsorgane wie Bronchitis, Sinusitis, Keuchhusten, Schnupfen, Prostatitis und Erkrankungen der Harnblase. Die Blattdroge wird auch bei Hämorrhoiden angewendet.
Myrtol wird in Form von magensaftresistenten Weichgelatinekapseln angeboten. In dieser Form wird das Myrtol erst im Dünndarm freigesetzt.
Fertigprodukte (Schweiz):
- GeloDurat, Kapseln (Gebro Pharma AG)
- GeloMyrtol 300 mg, Kapseln (Alpinamed AG)
STATUS
- Kommission E: - keine Bearbeitung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Myrtus communis HAB 34 - Myrte, die frischen, blühenden Zweige.
Anwendungsgebiete: Erkrankungen der unteren Atemwege (Bronchitis), der Nieren und ableitenden Harnwege.
MYRTE IM GARTEN
Besonders gut lässt sich Myrte in einem Kübel halten. Verwenden Sie als Substrat Azaleenerde. Im Haus wächst die Myrte gut an einem sehr hellen Platz am Fenster. Im Freien muss man darauf achten, dass die Pflanze nicht zu starker Sonnenstrahlung ausgesetzt ist. Ein leicht sonniger bis halbschattiger Standort im Frühjahr begünstigt also ihr Wachstum. Nachdem die Pflanze im Haus überwintert hat, müssen die empfindlichen Blätter erst wieder an die Sonne gewöhnt werden. Gehen Sie dabei schrittweise vor. Damit Myrte-Pflanzen auf der Terrasse oder dem Balkon prächtig gedeihen, sollten sie reichlich gegossen werden. Staunässe müssen Sie allerdings vermeiden. Giessen Sie die Myrte am besten mit kalkfreiem Wasser. Im Winter kann die Myrte nicht draussen bleiben, weil sie nur leichte Fröste verträgt, also hell, kühl und bei Temperaturen zwischen 8 und 12° überwintern.
SONSTIGES
Die Myrte spielte in der griechischen Mythologie eine grosse Rolle. Es ist ein Ritual überliefert, bei dem Myrtenzweige auf einen zu beschreitenden Weg gestreut werden, während Weihrauch verbrannt wird. Im alten Griechenland war die Myrte der Göttin Aphrodite geweiht, der Göttin der Liebe und Schönheit. Myrtenzweige gelten als Symbol für Jungfräulichkeit, Lebenskraft und viele gesunde Kinder, aber auch der über den Tod hinausgehenden Liebe. Bereits Griechen und Römer schmückten die jungfräuliche Braut mit einem Myrtenkranz. Im 16. Jahrhundert wurde dieser Hochzeitsbrauch auch in Deutschland Sitte. Der Bräutigam und die Trauzeugen erhielten Zweige zum Anstecken. Teilweise wurden auch die Brautjungfern mit einem Myrtenkranz geschmückt. Es entwickelte sich der Brauch, dass die junge Ehefrau einen aus dem Brautkranz stammenden Zweig in die Erde setzte und bewurzeln liess. Die grünende Pflanze wurde als Indikator für das beständige Eheglück angesehen und besonders gehegt. So fand die Myrte Einzug in die Wohnstuben und gilt als eine der ältesten Zimmerpflanzen.
Letzte Änderung: 21.04.2024 / © W. Arnold