Gemeiner Stechapfel - Datura stramonium
Stechapfelblätter und Stechapfelsamen haben keine anerkannte medizinische Anwendung. Stechapfel ist eine Arznei- und Giftpflanze und enthält stark wirksame Tropanalkaloide (Scopolamin, Hyoscyamin), welche als Reinstoffe medizinische Verwendung finden. Die Arzneidroge spielt heute - abgesehen von der Alternativmedizin - keine Rolle mehr. Der Stechapfel kann als Rauschmittel missbraucht werden, hierzu ist aber eine Vergiftung notwendig, es kommt deshalb immer wieder zu Todesfällen.
Datura stramonium (syn. Datura bernhardii, D. parviflora, D. Stramonium foetidum);
Gemeiner Stechapfel (syn. Asthmakraut, Kratzkraut, Stachelnuss, Teufelsapfel).
VORKOMMEN
Die Herkunft des Gemeinen Stechapfels ist umstritten. Vermutet wird eine Herkunft aus Nord- und Mittelamerika. In Mitteleuropa ist die Pflanzel häufig als
Ackerunkraut zu finden, der stickstoffreiche Böden wie Schutt, Müll und
Wegränder bevorzugt.
Datura stramonium ist eine schöne, dekorative, aber giftige
Gartenpflanze. Er kann gut als Kübelpflanze gehalten werden.
MERKMALE
Die alte Heilpflanze wird 30-100 cm hoch und ist meist verzweigt. Die Stängel sind kahl und stumpfkantig. Die Blätter sind buchtig und grob gezähnt, spitz, kahl, und bis 25 cm lang. Die Blüten stehen einzeln in den Blattwinkeln und sind gestielt. Die Krone ist lang trichterförmig, weiss, 6-10 cm lang und kahl. Die Frucht ist eiförmig, dicht stachelig, grün und etwa 5-7 cm lang. Der Gemeine Stechapfel blüht vom Juni bis zum Oktober.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Stramonii folium (syn. Folium Daturae stramonii, Folia Stramonii); Stramoniumblätter (syn. Stechapfelblätter, Stechapfelkraut, Stramonium).
Stramonii semen (syn. Semen Daturae, Semen Stramonii); Stramoniumsamen (syn. Stechapfelsamen), die reifen Samen.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Stramonii folium - Alkaloide (0,1-0,65 %, vor allem Scopolamin, Hyoscyamin, daneben Apoatropin, Belladonnin, Nicotin, Cuskhygrin), Withanolide, Flavonoide (vor allem Bioside des Quercetins), Cumarine (u.a. Umbelliferon, Scopoletin).
Stramonii semen - Tropanalkaloide (0,4-0,6 %, vor allem Hyoscyamin, Scopolamin), β-Carbolinalkaloide (u.a. Fluorodaturatin), 4-Methylsterole, Lectine, fettes Öl (15-45 %), Proteine (12-25 %).
Siehe auch die tropanalkaloidhaltigen Heilpflanzen Tollkirsche, Alraune, Bilsenkraut, Glockenbilsenkraut und Engelstrompeten.
PHARMAKOLOGIE
Hyoscyamin ist ein biologisch aktives Tropanalkaloid. Das biologisch aktive (S)-Hyoscyamin (das rechtsdrehende (R)-Hyoscyamin hat keine Wirkung) ist unter anderem in Nachtschattengewächsen häufig vorhanden, beispielsweise im Stechapfel, in der Alraune, in der Engelstrompete, in der Tollkirsche und im Bilsenkraut.
Diese giftige Substanz antagonisiert als Anticholinergikum die Wirkung des körpereigenen Neurotransmitters Acetylcholin, indem es Acetylcholinrezeptoren blockiert. Es findet in der Medizin als racemisches Gemisch Atropin (R,S-Hyoscyamin) Anwendung als Parasympatholytikum, Spasmolytikum und Mydriatikum, aber auch als Antidot bei Vergiftungen mit Insektiziden, Pestiziden und Nervenkampfstoffen.
Vor Einführung der modernen Psychopharmaka wurde Hyoscyamin in der Psychiatrie zur Behandlung von Erregungszuständen eingesetzt.
ANWENDUNG
Stramonii folium -
Stechapfelblätter haben heute in der Medizin keine Bedeutung mehr. Wegen
nicht ausreichend belegter Wirksamkeit und hoher Giftigkeit hat in
Deutschland die Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte diese pharmazeutische Droge negativ bewertet.
In der Veterinärmedizin werden Drogenzubereitungen bei Brechreiz verabreicht.
In der traditionellen Heilkunde dient die Droge zur Behandlung von Asthma und Krampfhusten, Auch auf die Nutzung in rauscherzeugenden Zubereitungen sei hingewiesen.
Stramonii semen - Aufgrund nicht ausreichend belegter Wirksamkeit wird die Anwendung der Droge heute abgelehnt. In der Volksheilkunde erfolgt die Anwendung in Analogie zu Stramonii folium.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Die Droge hat heute in der Medizin kaum mehr eine Bedeutung. Wegen schlecht belegter Wirksamkeit und hoher Toxizität hat die Kommission E Stramonii folium negativ bewertet.
Der Stechapfel kann als Rauschmittel missbraucht werden, hierzu ist aber eine Vergiftung notwendig, es kommt deshalb immer wieder zu Todesfällen.
STATUS
Giftpflanze!
- Kommission E: - negative Bewertung (nicht ausreichend belegte Wirksamkeit, hohens toxikologisches Risiko).
- ESCOP: - nicht bearbeitet
- HMPC: - nicht bearbeitet
HOMÖOPATHIE
Datura stramonium HAB1, die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen.
Anwendungsgebiet : hochfieberhafte Infektionen,
Krampfzustände, Entzündungen der Augen, psychische Erkrankungen,
Schlafstörungen bei Kleinkindern.
STECHAPFEL IM GARTEN
Die Pflanzel mag nährstoffreiche, kalkhaltige und nicht zu trockenen Boden. Datura stramonium bevorzugt warme sonnige Lagen und ist nicht winterhart, d.h. er muss jedes Jahr aus den Samen der letztjährigen Pflanze gezogen werden. Ich halte die schöne Pflanze im Kübel auf der Terrasse. Hier braucht der Stechapfel genügend Wasser und auch etwas Flüssigdünger.
SONSTIGES
Schon um 300 v. Chr. wurde von der narkotischen und toxischen Wirkung des gemeinen Stechapfels berichtet. Von arabischen Ärzten wurde die Pflanze um das Jahr 1000 n. Chr. zum ersten Mal medizinisch eingesetzt.
Letzte Änderung: 01.04.2024 / © W. Arnold