Echte Myrrhe, Myrrhenbaum - Commiphora myrrha


Die anerkannte medizinische Anwendung der Myrrhe (als verdünnte Tinktur) ist die lokale Behandlung leichter Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut, sowie bei Entzündungen des Zahnfleischs und bei Prothesendruckstellen.

Commiphora myrrha (syn. Balsamodendron myrrha, Commiphora molmol);
Myrrhenbaum.

Echte Myrrhe, Myrrhenbaum

Echte Myrrhe, Myrrhenbaum (Commiphora myrrha)

VORKOMMEN

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Myrrhenbaumes reicht vom nordöstlichen Kenia über das östliche Äthiopien, Djibouti und Somalia bis auf der arabischen Halbinsel Oman sowie Jemen.

MERKMALE

Commiphora myrrha wächst als laubabwerfender, stämmiger Strauch oder kleiner Baum, meist mit nur einem kurzen Stamm und erreicht Wuchshöhen von bis zu 4 Meter. Die Blütezeit liegt kurz vor der Regenzeit. Die Pflanze ist zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch).

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

Myrrha (syn. Gummi Myrrha, Gummiresina Myrrha);
Myrrhe (syn. Echte Myrrhe, Somali-Myrrhe), das aus der Rinde ausgetretene, an der Luft getrocknete Gummiharz.

Myrrhe

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Die Droge enthält äther. Öl (bis zu 10 %) mit Sesquiterpenen ( δ-Elemen) und Furanosesquiterpenen (Germacren-, Commiferin) als Hauptkomponenten.
Geruchsträger ist 5-Aceto-2-methoxy-4,5-dihydrofiranodien-6-on.
Gefunden wurden einige Monoterpene (Limonen, α-und β-Pinen und Phenylpropanderivate).

Commiferin

ANWENDUNG

Anerkannte medizinische Anwendungen:

  • Kommission E: Zur lokalen Behandlung leichter Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut, bei Entzündungen des Zahnfleischs und bei Prothesendruckstellen.
  • ESCOP: bei Entzündungen des Zahnfleischs und der Mundschleimhaut (Aphthen) sowie bei leichten Hautentzündungen, kleinen Wunden und Hautabschürfungen; unterstützend bei Entzündungen der Rachenschleimhaut (Halsschmerzen) und Mandelentzündung.
  • Myrrhe wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft.

Als Myrrhentinktur hat die Droge heute pharmazeutische Bedeutung bei Entzündungen der Mundschleimhaut. Sie wirkt auf der Haut desinfizierend, zusammenziehend und fördert die Narbenbildung. Sie besitzt eine blutstillende Wirkung. Die Droge wirkt auch krampflösend und wird deshalb bei Darmerkrankungen eingesetzt. Die alte Heilpflanze setzt den Spannungszustand der glatten Darmmuskulatur herab. Dadurch verringert sich die Zahl der Darmkontraktionen und Darmkrämpfe werden gelindert. Innerlich angewendet wirkt sie bei Bronchitis und bei Darmentzündungen.

In Kombination mit Kaffeekohle und Kamille wird Myrrhe sowohl bei den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn als auch beim Reizdarmsyndrom angewendet und wissenschaftlich erforscht: Eine klinische Studie hat gezeigt, dass diese pflanzliche Therapie zur Erhaltung der schubfreien Phase bei Colitis ulcerosa vergleichbar wirksam ist wie die Standardtherapie mit Mesalazin. Weiter dokumentierte eine Multi-Center-Studie die Wirksamkeit bei Darmerkrankungen mit chronischem und akutem Durchfall. Besonders wirksam war die pflanzliche Dreierkombination bei Reizdarmpatienten mit Blähungen und Durchfall.

Myrrhe ist z.B. in Zeller Balsam in Kombination u.a. mit Wermut, Schafgarbe, Weihrauch und Blutwurz enthalten.

Volkstümliche Anwendungen:
Die Myrrhe wird zur Therapie und für die Prophylaxe unspezifischer Darminfektionen verwendet. Myrrhentinktur wird zudem innerlich bei Husten angewendet. Die ägyptische Volksmedizin verwendet die Myrrhe für die Behandlung von Wunden und Geschwüren an. Die Wirksamkeit bei den genannten Anwendungsgebieten ist gegenwärtig nicht belegt.

STATUS

SONSTIGES

Myrrhe gehört neben Weihrauch zu den ältesten Drogen.
Im alten Ägypten nutzte man bereits vor 3000 Jahren Myrrhe zur Einbalsamierung. Das getrocknete, gelb-braune Harzgranulat wird seit Jahrtausenden vor allem in Jemen, Äthiopien, Sudan und Somalia verwendet. Im Judentum gehörten Myrrhe und Aloe zur ordnungsgemässen Bestattung des Leichnams. Vor Christus wurde Myrrhe unter anderem als Aphrodisiakum verwendet. Frauen und Männer trugen es als Parfum, Betten wurden vor dem Geschlechtsverkehr damit beträufelt. Aus dem Myrrhenharz wurden im Mittelalter in Europa Pestpillen hergestellt und diesen auch eine fiebersenkende Wirkung zugesprochen.

 

Letzte Änderung: 01.03.2024 / © W. Arnold