Römische Kamille - Chamaemelum nobile

Chamaemelum nobile (syn. Matricaria nobilis, Ormenis aurea, O. nobilis);
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Römische Kamille (syn. Römische Hundskamille, Edel-Kamille, Gartenkamille).

Die anerkannte medizinische Anwendung von römischen Kamillenblüten ist die innerliche Therapie bei leichten dyspeptischen Beschwerden wie Blähungen, Übelkeit, Flatulenz und Appetitlosigkeit. Äusserlich wird die Heilpflanze bei leichten Entzündungen der Mundschleimhaut und der Haut (Wunden und Schürfwunden), gegen Juckreiz, bei Augenreizungen und Augenbeschwerden verwendet.

Römische Kamille (Chamaemelum nobile)

Gartenkamille (Römische Kamille)

Grosse Kamille (Römische Kamille)

VORKOMMEN

Die Römische Kamille ist in Süd- und Westeuropa sowie in Nordafrika (Marokko, Algerien) beheimatet. In Südeuropa und im mittleren Südeuropa ist sie teilweise eingebürgert, so auch in Deutschland, wo die Pflanze auf kiesigen Sandbänken, an Rändern stehender Gewässer, aber auch an trockenen Standorten anzutreffen ist. Auf die fremde Herkunft weist der deutsche Name „Römische“ Kamille hin. Der kommerzielle Anbau erfolgt in Europa, den USA und Argentinien.

MERKMALE

Chamaemelum nobile ist eine ausdauernde, niederliegende, 20 bis 50 cm hohe Pflanze mit stark aromatischem Geruch. Die mehrjährige Pflanze wird 20 bis 50 cm hoch.
Der Stängel ist rundlich, mit Längsfurchen und Haaren, er trägt doppelt- bis 3-fach gefiederte Blätter mit länglichen Fiederblättchen.
Die Blütenköpfchen stehen einzeln an langen Blütenstielen und haben einen Durchmesser von 2 bis 2,5 cm. Auf dem gewölbten Blütenboden stehen gelbe Röhrenblüten umgeben von 12 bis 15 weissen Zungenblüten. Der Köpfchenboden ist nicht hohl wie bei der Echten Kamille (Matricaria recutica).

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

1.Chamomillae romanae flos - Römische Kamillen (Blüten)
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2. Chamomillae romanae aetheroleum - (syn. Aetheroleum Chamomillae romanae); Römisches Kamillenöl

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Ätherisches Öl:
Die Blütenköpfchen enthalten bis zu 2,4 % ätherisches Öl. Es besteht vorwiegend aus Estern der Angelicasäure bzw. der isomeren Tiglinsäure, daneben auch der Methacryl- und Iso-buttersäure, mit aliphatischen C3- bis C6-Alkoholen wie n-Butanol, Isobutanol, Isoamylalkohol und 3-Methyl-pentan-1-ol. Das ätherische Öl enthält im mweiteren bis zu 36,0 % Isobutylangelat, Iso-amylangelat und etwa 3,5 % Isobutylbutyrat. Ferner finden sich ca. 5 % Terpen-Kohlenwasserstoffe, u. a. α-Pinen und β-Pinen, sowie Chamazulen, Famesen, Bisabolen, Cadinen und Bisabolol.

Sesquiterpene:
Sesquiterpenlactone vom Germacranolid-Typ: In den Blüten Nobilin, 3-Epinobilin, 1,10-Epoxynobilin und 3-Dehydronobilin.

Polyphenole:
Etwa 0,5 % Flavonoide: Anthemosid, Apigenin-7-glucosid, Cosmosiosid (Apigenin-7-glucosid), Luteolin-7-glucosid und weitere Verbindungen.

Sonstige Verbindungen:
Polyine (cis-Dehydromatricariaester und trans-Dehydromatricariaester) und Triterpene und Steroide.

Inhaltsstoffe der römischen Kamille

PHARMAKOLOGIE

Die Römische Kamille ist pharmakologisch weniger gut untersucht als die Echte Kamille (Matricaria recutita). Wie in anderen Drogen ( z.B. Arnika) sind wahrscheinlich die Sesquiterpenlactone massgeblich für die antiphlogistischen und antibakteriellen Wirkungen der Droge verantwortlich.

ANWENDUNG

Anerkannte medizinische Anwendungen und Beurteilung (Kommission E):

Zubereitungen aus Römischen Kamillenblüten werden bei Völlegefühl, Blähungen und leichten krampfartigen Magen-Darm-Störungen, Entzündungen im Mund- und Rachenraum, Magenschleimhautentzündungen, Schnupfen, Nebenhöhlenkatarrh sowie äusserlich bei, Ekzemen, Wunden und Entzündungen angewendet.

Risiken:
Nicht anzuwenden bei bekannter Allergie gegen Römische Kamille und andere Korbblütler. Die Sensibilisierungspotenz der Droge ist mittelstark, die Häufigkeit selten.

Beurteilung:
Da die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten nicht belegt ist, kann eine therapeutische Anwendung nicht befürwortet werden. Gegen die Verwendung als Schmuckdroge in Teemischungen bestehen keine Bedenken, sofern auf das allergene Risiko hingewiesen wird.

Die Blüten wurden von der HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Sie werden zur Behandlung leichter krampfartiger Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, die mit Blähungen und Flatulenz einhergehen, verwendet.

Volksmedizin:
Chamaemelum nobile wird in Westeuropa, besonders in Frankreich, Belgien und Grossbritannien, wie die Echte Kamille verwendet. Verwendet werden die Blütenköpfchen, die als Droge (Chamomillae romanae flos) einen Mindestgehalt an ätherischen Ölen aufweisen müssen. Anwendungsgebiete sind - wiederum vor allem in Westeuropa - Menstruationsbeschwerden und als Karminativum bei Verdauungsproblemen. Im Weiteren bei Nervosität, Hysterie und allgemeiner Schwäche. Äusserliche Anwendungen (Aufgüsse) erfolgen zur Wundspülung, bei Entzündungen etwa im Mundbereich. Die Wirksamkeit bei den genannten Anwendungsgebieten ist nicht hinreichend dokumentiert.

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Teebereitung: etwa 2 g fein geschnittene Römische Kamillenblüten mit einer Tasse kochendem Wasser übergiessen und nach 10 Min. abseihen. 3 mal täglich 1 Tasse zwischen den Mahlzeiten warm trinken.

STATUS

  • Kommission E: - negative Bewertung
  • ESCOP: - positive Bewertung
  • HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft.

HOMÖOPATHIE

Chamaemelum nobile HAB1, die frischen oberirdischen Teile blühender Pflanzen.
Anwendungsgebiet: Magen-Darm-Beschwerden, nervöse Störungen.

RÖMISCHE KAMILLE IM GARTEN

Chamaemelum nobile mag es gerne sonnig, kommt aber auch mit halbschatten zurecht. Der Boden muss gut durchlässig, sandig und eher mager sein. Staunässe wird von der römischen Kamille nicht vertragen. Wird sie als Duftrasen angebaut, sollten Sie diesen bei Bedarf etwas zurückschneiden. Die Pflanze ist mehrjährig und anspruchslos. Sie wächst bei mir am Rasenrand neben Gänseblümchen und Löwenzahn, sowie unter der Zaubernuss und dem Mönchspfeffer.

Römische Kamille

SONSTIGES

Chamaemelum nobile ist seit langem als Arzneipflanze bekannt. Angewendet wurde sie zuerst in England, wo sie als gemeines Unkraut verbreitet war. Der Name "nobile" (lat., edel) sollte die therapeutische Überlegenheit gegenüber der Gemeinen Kamille andeuten.

Letzte Änderung: 03.01.2024 / © W. Arnold