Osterluzei - Aristolochia clematitis

Aristolochia clematitis (syn. Aristolochia infesta);
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Osterluzei (syn. Aristolochia).

Die Osterluzei ist eine Giftpflanze und hat dementsprechend keine anerkannte medizinische Anwendung. Die in der Pflanze vorkommenden Aristolochiasäuren gelten als nierenschädigend und krebserzeugend. In der Schweiz sind nur homöopathische Präparate in einer Verdünnung ab D12 zulässig.

Osterluzei

Osterluzei - Aristolochia clematitis

Osterluzei - Aristolochia clematitis

VORKOMMEN

Die Gewöhnliche Osterluzei ist ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet und findet sich heute durch Verwilderungen in ganz Mitteleuropa an wärmeren Standorten, zum Beispiel im Bereich von Weinbergen, Böschungen und Auwäldern. Sie ist in Europa ziemlich weit verbreitet, aber wahrscheinlich nicht ursprünglich (möglicherweise durch Weinbau eingeschleppt) und tritt stellenweise sehr häufig auf (Weinberge, Gebüsche, Hecken, Zäune, Feldränder).

MERKMALE

Die Osterluzei wird 30–80 cm hoch. Der Stängel ist aufrecht, unverzweigt, oft hin und her gebogen und im unteren Teil verholzt. Die Blätter sind tief herzförmig, bis 10 cm lang, etwa so lang wie breit und lang gestielt. Die Blüten sind gelb, 3–5 cm lang, röhrig, am Grunde bauchig erweitert, mit zungenartigem Saum. Sie sind in Büscheln von 2–8 in den Blattwinkeln angeordnet und zur Blütezeit aufrecht, später zurückgebogen erscheinend. Die Frucht ist hängend.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

Aristolochiae herba (syn. Herba Clematitis) - Osterluzeikraut.

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Die Wurzeln der Osterluzei enthalten bis zu einem Prozent flüchtiger, wasserunlöslicher, giftiger Aristolochiasäuren, der Gehalt in den Blättern liegt bei maximal 0,03 %. Wesentlich höher ist ihr Anteil im Rhizom und den Wurzeln (bis zu 0,7 %) und in den Samen (bis zu 0,43 %).
Die Aristolochiasäuren gelten als nierenschädigend und krebserzeugend. Weitere Inhaltsstoffe sind 0,4 % ätherische Öle, Gerbstoffe und Clematinin. Alkaloide und Saponine sind nicht vorhanden.

Chemische Formeln der Aristolochiasäuren

PHARMAKOLOGIE

In Labor- und epidemiologische Studien konnte die Giftigkeit pflanzlicher Zubereitungen, die Pflanzenbestandteile von Aristolochia-Arten enthalten, nachgewiesen werden. So hat die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) solche Präparate als für den Menschen karzinogen (krebserregend) eingestuft (Karzinogen der Kategorie 1).

ANWENDUNG

Der Gattungsname Aristolochia geht auf die griechischen Worte aristos (sehr gut, das Beste) und lockeius (zum Gebären gehörig) zurück und deutet auf die Anwendung im Altertum hin: Die Wirkstoffe der Pflanze sollen die Geburt erleichtern und beschleunigen. So schreibt der griechische Arzt Pedanios Dioscurides im 1. Jahrhundert in seiner „Arzneimittellehre“ (Die Aristolochia trägt ihren Namen daher, weil sie Wöchnerinnen helfen soll). Aufgrund der Wehen einleitenden Wirkung galt diese Pflanzenart auch als Abtreibungsmittel, jedoch war hierbei die Gefahr einer Vergiftung gross.
In der Homöopathie wurde die Pflanze nicht nur für verschiedene gynäkologische Indikationen, sondern auch als innerliches und äusserliches Wundheilmittel eingesetzt. Im Weiteren wurden damit chronische Geschwüre behandelt.

In Deutschland wurden im Zuge eines Stufenplanverfahrens (vom 3. Juni 1981) alle „Human- und Tierarzneimittel, die unter Verwendung Aristolochiasäure-haltiger Pflanzen hergestellt werden“ als bedenklich eingestuft und deren arzneimittelrechtliche Zulassung wurde widerrufen. Dies gilt auch für Registrierungen Homöopathischer Arzneimittel bis zur Potenzstufe D10. Damit sind Arzneimittel mit Osterluzei nicht mehr verkehrsfähig.

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Die Osterluzei darf nicht als pflanzliches Arzneimittel verwendet werden. In der Schweiz sind nur homöopathische Präparate in einer Verdünnung ab D12 zulässig.

STATUS

Giftpflanze! - Keine Bearbeitung der Kommission E, ESCOP und HMPC.

HOMÖOPATHIE

Aristolochia clematidis HAB1, die frischen oberirdischen Teile.
Anwendungsgebiete: Unter anderem Menstruationsbeschwerden und Erkrankungen des venösen Systems.

OSTERLUZEI IM GARTEN

Die wärmeliebende Osterluzei braucht einen sonnigen bis halbschattigen Platz. Die Pflanze braucht kalkhaltigen, nährstoffreichen, lockeren Lehmboden. In meinem Garten gedeiht die Osterluzei gut in normalen Gartenboden, in Nachbarschaft von Echinacea, Fenchel, Eibisch und Deutscher Schwertlilie. Sie vermehrt sich bei mir durch Ausläufer und wird fast ein wenig lästig.
Die Osterluzei war früher in jedem Bauerngarten anzutreffen - heute ist die schöne Heilpflanze eine Seltenheit. Dementsprechend ist der Osterluzeifalter in der Schweiz ausgestorben.
Die Osterluzei gehört zu den uralten Heilpflanzen und soll in keinem naturnahen Garten fehlen. Der Verwandte der Osterluzei, nämlich der Europäische Haselwurz, ist ebenfalls eine schöne und seltene Garten- bzw. Heilpflanze.

Osterluzei

Die Raupen einiger Faltergattungen aus der Familie der Ritterfalter (Papilionidae) haben sich auf Pflanzenarten aus den oben genannten Gattungen spezialisiert. Sie sind immun gegen die enthaltenen Giftstoffe und schützen sich auf diese Weise vor potentiellen Fressfeinden.

Osterluzei-Falter

SONSTIGES

Die Osterluzei gehört zu den uralten Heilpflanzen. Im Altägyptischen bedeutet der Name Aristolochia "schlangenwidrig". Die Aristolochia-Arten dienten bei allen berühmtem Ärzten des Altertums als Mittel gegen Schlangenbiss.
Die Osterluzei ist regional Bestandteil eines Pflanzengebindes bei der Kräuterweihe, die in manchen katholischen Gegenden an Mariä Himmelfahrt in der Kirche gefeiert wird.
Der deutsche Name Osterluzei wird mit Ostern in Verbindung gebracht.

 Osterluzei

Letzte Änderung: 13.01.2024 / © W. Arnold