Betonie, Echter Ziest - Stachys officinalis
Die Betonie hat keine anerkannte medizinische Anwendung. Die Inhaltsstoffe weisen die Betonie als Gerbstoffdroge aus, deren Wirkung durch die Bitterstoffe noch verstärkt wird. Der Tee aus Betonienkraut gilt in der Volksmedizin als gutes Mittel bei Durchfall und Darmbeschwerden.
Stachys officinalis(syn. Stachys betonica, Betonica officinalis);
Betonie (syn. Echter Ziest, Gemeine Betonie, Heilziest, Flohblume).
VORKOMMEN
In Europa reicht das geschlossene Verbreitungsgebiet bis 58° nördlicher Breite, weiter nördlich finden sich nur vereinzelte, unbeständige Vorkommen. Im Nordwesten ist sie dabei selten oder fehlt. Zerstreut kommt sie in Moorwiesen, mageren Bergwiesen und Heidegesellschaften vor. Sie bevorzugt feuchte, basenreiche oft kalkarme Böden an etwas wärmeren Standorten. Sie kommt ausserdem in verschiedenartigen Waldtypen, Strauchgesellschaften und unterschiedlichen Degradationsstadien von Laubwäldern vor.
MERKMALE
Die Echte Betonie ist eine ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von zumeist 30 bis 80 (20 bis 120) Zentimetern. Der Stängel ist aufrecht, charakteristisch stumpf vierkantig und fast kahl oder trägt bis zu 1,5 Millimeter lange, anliegende Haare. Zwei bis drei Paare der Laubblätter sind kurz gestielt bis sitzend und kreuzgegenständig am Stängel angeordnet. Der Blütenstand ist aus locker stehenden Scheinähren zusammengesetzt. Die Scheinquirlen bestehen aus jeweils etwa zehn Blüten. Es sind fünf bis zehn sitzende, laubblattähnliche Tragblätter vorhanden.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Betonicae herba (syn. Herba Betonicae, Herba Betoniae); Betonienkraut, das getrocknete Kraut.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Im Bezug des aktuellen pharmazeutischen Kenntnisstandes ist die
Bewertung der Inhaltsstoffe und ihre Wirkung auf den menschlichen Körper
ausschlaggebend. Betonica officinalis enthält Polyphenole wie Bitter-
und Gerbstoffe, sowie vor allem Stachydrin, Betonicin, Turicin, Cholin
und andere Alkaloide aus der Familie der Betaine. Der Gehalt an
ätherischen Ölen ist gering. Diesem geringen Gehalt an ätherischen Ölen
wird daher keine pharmakologische Wirkung zugesprochen.
Es wurden folgende Inhaltsstoffe gefunden:
- 0,5 % Betaine mit viel Betonicin und weniger Stachydrin und Turcin
- 0,5 % Kaffeesäure, daneben Chlorogen- und Rosmarinsäure
- Phenylpropanderivate: 4-Kaffeoylchinasäure (Kryptochlorogensäure), Neochlorogensäure, 1-Kaffeoylchinasäure (Pseudochlorogensäure)
- im weiteren Harpagid, Flavonoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Cholin, Ätherisches Öl (in Spuren), Flavinglykosid, Glykoside
PHARMAKOLOGIE
siehe Links!
ANWENDUNG
Die Inhaltsstoffe weisen die Betonie als Gerbstoffdroge aus, deren Wirkung durch die Bitterstoffe noch verstärkt wird. Der Tee aus Betonienkraut gilt in der Volksmedizin als gutes Mittel bei Durchfall und Darmbeschwerden.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Teebereitung: Ein gehäufter Teelöffel Betonienkraut wird mit 0.3 Liter kochendem Wasser übergossen und nach 15 Minuten wird abgesiebt.
STATUS
- Kommission E: - keine Bearbeitung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Stachys officinalis HAB 1; Ziest, die frischen, zur Blütezeit gesammelten, oberirdischen Pflanzenteile.
Anwendungsgebiet: Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der Galle, Leber und der Bauchspeicheldrüse.
ECHTER ZIEST IM GARTEN
Der echte Ziest bzw. die Betonie ist eine mehrjährige, winterharte und
elegante alte Heilpflanze. Es eignet sich jeder gut durchlässige normale
Gartenboden ohne Staunässe. Der echte Ziest liebt sonnige bis
vollsonnige Standorte.
Die Betonie ist äusserst pflegeleicht und anspruchslos.
Jungpflanzen bietet jede Kräutergärtnerei an, sie lässt sich auch durch
Aussaat von Samen anpflanzen. Je nach Standort und Temperatur muss
regelmässig gegossen werden. Bienen und Hummeln lieben den echten Ziest sehr. Bei mir im Garten wächst die Betonie neben Baldrian, Gelbem Enzian, Steinklee und Wilder Malve.
SONSTIGES
Die Betonie wird in der Schulmedizin nicht genutzt. Ihre weite Nutzung in der Antike und im Mittelalter ist durch häufige Darstellungen in klassischen Medizin- und Kräuterbüchern vielfach belegt.
Letzte Änderung: 25.04.2024 / © W. Arnold