Sanikel - Sanicula europaea
Die anerkannte medizinische Anwendung von Sanikelkraut ist die Therapie bei leichten Katarrhen der Luftwege. Unerwünschte Wirkungen sind keine bekannt.
Sanicula europaea (syn. Astrantia diapensia, Caucalis capitata, Sanicula officinarum, S. trilobata, S. vulgaris);
Sanikel (syn. Bruchkraut, Heildolde, Sangel, Wundsanikel).
VORKOMMEN
Die Wald-Sanikel kommt in Europa vom Mittelmeergebiet bis Skandinavien, Nordafrika, Kleinasien, Kaukasus, Iran und Sibirien vor. Sanicula europaea wächst einzeln an beschatteten, frischen bis mässig trockenen, kalkreichen, basischen Stellen, meist auf Lehm-, seltener auch auf Schluffböden, bevorzugt in Buchen- und Hainbuchenwäldern, seltener auch in Auenwäldern.
MERKMALE
Der Sanikel ist eine mehrjährige krautige Pflanze. Sie wird etwa 20 bis 50 cm hoch. Die Blätter sind alle grundständig, dunkelgrün gefärbt und am Rand gesägt. Die Zähne besitzen eine grannenartige Spitze. Der Stängel besitzt kaum Blätter, meistens ist er ganz blattlos. Dolde und Döldchen sind mit Hochblättern versehen. Die Döldchen sind von halbkugeliger Gestalt. Die Blüten sind fast immer weiss (selten rosa). Die Früchte sind etwa 4 bis 5 mm lang, braunschwarz gefärbt und dicht mit hakig gekrümmten Stacheln besetzt.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Saniculae herba (syn. Herba Saniculae, Folia Saniculae);
Sanikelkraut (syn. Bruchkraut), die zur Blütezeit gesammelten und gut getrockneten Blätter.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Wichtig sind Estersaponine vom Triterpentyp mit A1-Barrigenol und R1-Barrigenol als entacylierten Sapogeninen. Als Estersäuren wurden diverse ungesättigte C5-Säuren, unter anderem Dimethylacrylsäure, sowie Essigsäure nachgewiesen werden. Als entacylierte Saponine konnten die Saniculoside A bis D identifiziert werden. Den höchsten Saponingehalt weist die im Frühjahr gesammelte Blattdroge auf.
Vorhanden sind im weiteren Laniaceen-Gerbstoffe, wie
Rosmarinsäure und Chlorogensäure, Flavonoide und organische Säuren.
Tannine und Allantoin konnten jedoch nicht gefunden werden.
Die Flavonolglykoside Rutosid (Rutin), Isoquercitrin und Kämpferol-3-O-glucosid (Astragalin) wurden identifiziert. Allantoin ist nicht vorhanden.
Wenig ätherisches Öl mit einem hohen Gehalt an Sesquiterpenen wurde nachgewiesen.
PHARMAKOLOGIE
Antimikrobielle und antimycetische Wirkung konnte nur mit dem Saponinkomplex festgestellt werden.
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendungen (Angaben der Kommission E):
- Anwendungsgebiete: Leichte Katarrhe der Luftwege.
- Art der Anwendung: Zerkleinerte Droge für Abkochungen sowie andere galenische Zubereitungen zum Einnehmen.
- Gegenanzeigen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.
- Dosierung: Tagesdosis: 4 bis 6 g Droge; Zubereitungen entsprechen.
Der Wald-Sanikel wurde früher fast als „Allheilmittel“ angesehen. Heute nutzt man überwiegend nur noch die wegen der Saponine vorhandene Auswurf fördernde Wirkung der Pflanzeninhaltsstoffe bei leichten Katarrhen der Atemwege. Obsolet sind vor allem die früheren Anwendungen bei Blutungen im Magen- und Darmbereich.
Die topische Anwendung von frischen Blättern und des Aufgusses ist nicht immer problemlos, so führte die Anwendung an der Wange in einem Fall zu einer massiven Schwellung der Gesichtshälfte, starkem Juckreiz, Rötung, Blasenbildung im Gesicht und angrenzenden Hautbezirken. Bei Vergleichspersonen dagegen war keine Reaktionen zu beobachten.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Teebereitung: 1 Teelöffel zerkleinerte Droge mit 1 Tasse Wasser heiss aufgiessen und 10 min ziehen lassen, danach durch ein Sieb abseihen. Mehrmals täglich 1 Tasse trinken. Tagesdosis: ca 5 g Droge.
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Sanicula europaea - Sanikel
Anwendungsgebiet: Durchfallerkrankungen
SANIKEL IM GARTEN
Der Wald-Sanikel benötigt am besten leichten Halbschatten für ein optimales Wachstum. Normale bis leicht lehmige und eher alkalische Erde sich für die Kultur ideal. Die Vermehrung der Pflanze ist möglich durch Teilung oder Aussaat im Spätsommer. Der Wald-Sanikel ist pflegeleicht und bereitet keine Probleme. In meinem Garten habe ich ihn im Halbschatten neben Haselwurz, Waldschlüsselblume, Mädesüss und Wurmfarn.
SONSTIGES
Der Sanikel galt über viele Jahrhunderte als das besten Wundheilmittel. Der Name Sanikel stammt vom lateinisch sanare = heilen, das weisst auf die lange Verwendung als Heilpflanze hin. Heute ist die alte Heilpflanze etwas in Vergessenheit geraten.
Letzte Änderung: 25.04.2025 / © W. Arnold