Schlüsselblume - Primula veris

Primula veris (syn. Primula montana, P. odorata, P. officinalis);
Frühlingsschlüsselblume (syn. Arznei-Primel, Wiesen-Schlüsselblume);

ebenfalls verwendet wird:
Spacer
Primula elatior (Hohe Schlüsselblume (syn. Weisse Schlüsselblume, Waldschlüsselblume.)

Primula veris - (Frühlings)-Schlüsselblume

Schlüsselblume

Schlüsselblume  - Primula veris

Primula elatior - Waldschlüsselblume

Primula elatior - Waldschlüsselblume

Waldschlüsselblume

VORKOMMEN

Die Echte Schlüsselblume braucht kalkhaltigen, stickstoffarmen, lockeren Lehmboden mit reichlicher Humusbeimischung. Sie besiedelt Halbtrockenrasen, trockene Wiesen, Raine und lichte Laubwälder. Die Waldschlüsselblume gedeiht meist auf frischen Böden in Auenwäldern und auf extensiv genutzten Gebirgswiesen, so wie an Bach- und Grabenrändern.
Beide Arten haben ein Verbreitungsgebiet das sich von Spanien über Mitteleuropa nach Osten über den Kaukasus bis in den Iran erstreckt. Die Waldschlüsselblume findet sich in Skandinavien nur in Dänemark und Süd-Schweden.
Die Frühlingsschlüsselblume hingegen ist in Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland anzutreffen. Sie fehlt im Tiefland weitgehend, ebenso in Gebieten mit kalkfreiem Gestein. Im übrigen Mitteleuropa kommt sie zerstreut vor.

MERKMALE

Beide Arten der Schlüsselblume sind ausdauernde, krautige Pflanzen, die Wuchshöhen von 8 bis 30 Zentimetern erreichen und meist in kleineren und grösseren Gruppen anzutreffen ist. Sie überwintern mit einem ausdauernden, dicken, kurzen Rhizom. Die vegetativen Pflanzenteile sind oft flaumig behaart aber nicht bemehlt.
Die Laubblätter sind in einer grundständigen Rosette angeordnet, die oft zu mehreren zusammenstehen.
Die Blütezeit erstreckt sich in der Schweiz von Februar bis Mai. Auf einem recht langen, blattlosen, behaarten Blütenstandsschaft befinden sich in einem endständigen, einseitswendigen, doldigen Blütenstand fünf bis zu zwanzig Blüten.
Die Waldschlüsselblume (Primula elatior) unterscheidet sich von der Frühlingsschlüsselblume (Primula veris) vor allem durch die nicht duftenden Blüten und den helleren und grösseren Blüten.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

  1. Primulae flos cum calycibus: Primula-elatior-Blüten
  2. Primulae flos sine calycibus: Schlüsselblumenblüten ohne Kelch.
  3. Primulae radix: Primula-veris-Wurzel

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Schlüsselblumenblüten:
Sehr wenig Triterpensaponine wurden nachgewiesen. Ebenso wenig ätherisches Öl (etwa 0.1 %) und Carotinoide. Insgesamt sind etwa 3 % Flavonoide vorhanden, vor allem Apigenin, Gossypetin, Kämpferol, Luteolin, Quercetin und entsprechende Glycoside, insbesonder Rutin.

Die Wurzeln enthalten 4 bis 10 Prozent Triterpensaponine, meistens mit dem genuinen Aglykon Protoprimulagenin A (13ß,28-Epoxyoleanan-3ß ,16α-diol) und den entsprechenden Glycosiden Primulasaponine 1 und 2. Auch Glykoside des Anagalligenins und des Priverogenins B wurden gefunden.

Inhaltsstoffe Schlüsselblume

Phenolglykoside:
Primverin und Primulaverin sind die Hauptkomponenten. Erntezeitpunkt und Standort der Pflanzen sowie Lagerung und Verarbeitung der Droge spielen einer wesentliche Rolle bezüglich des Phenolglykosidgehalts. Durch Einwirkung des Enzym Primverase entstehen 5-Methoxymethylsalicylsäure und weiteren geruchsbestimmenden Komponenten.

PHARMAKOLOGIE

Die Triterpensaponine haben eine reizende Wirkung auf die Magenschleimhaut. Dieser Effekt soll über Nervenfasern reflektorisch die Bronchialschleimhaut dazu anregen, mehr Schleim zu produzieren. Hierdurch verdünnt sich das Sekret und erleichtert das Abhusten.

ANWENDUNG

Beide Drogen (Blüten und die Wurzel) werden bei den gleichen Anwendungsgebieten eingesetzt. Die Wurzel (Primulae radix) ist aber besser dokumentiert. Angaben der Kommission E (beide Drogen):

  • Wirkungen: Sekretolytisch; expektorierend.
  • Anwendungsgebiete: Katarrhe der Luftwege.
  • Gegenanzeigen: Keine bekannt.
  • Nebenwirkungen: Magenbeschwerden und Übelkeit können vereinzelt auftreten.
  • Wechselwirkungen: mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Die ESCOP definiert die Anwendung etwas genauer, nähmlich "bei produktivem Husten und Katarrhen der Luftwege sowie chronischer Bronchitis".

Volkstümliche Anwendungen:

Primula flos:
Bei Reizbarkeit und Ruhelosigkeit und damit verbundenen Angstzuständen. Allgemein bei Schlaflosigkeit, Erregbarkeit der Nerven und Hysterie. Im weiteren als Nervinum bei Kopfschmerzen, Neuralgien, Gliederzittem und Herzschwäche. Die Wirksamkeit der Droge bei diesen Indikationen ist nicht belegt.
Primulae radix:
Bei Keuchhusten, neuralgischen Beschwerden, Asthma, Gicht, Rheuma und Arthritis. Im weiteren als Nervinum und Herztonikum bei Migräne, Neuralgien, nervösen Kopfschmerzen, Vertigo, Nervenschwäche und Schlaflosigkeit. Die Wirksamkeit der Droge bei diesen Indikationen ist nicht belegt.

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Schlüsselblumenwurzel ist in vielen Fertigarzneimitteln aus der Gruppe der Erkältungsmittel und Expektoranzien enthalten, vielfach kombiniert mit z.B. Spitzwegerich, Thymian, Efeu, Sonnentau, Meerrettich, Kalmus, Fenchel, Bibernelle, Süssholz, Eibisch, Holunder und Gelben Enzian.

Die Wurzel alleine wird vor allem in Form einer Tinktur oder als Teeaufguss verwendet, dieser wird wie folgt zubereitet:

Etwa 0.5 g der gepulverten Droge wird mit kaltem Wasser angesetzt und anschliessend zum sieden erhitzt. Anschliessend 5 Minuten stehen lassen und absieben. Als Hustenlöser alle 3 Stunden eine Tasse trinken. Schlüsselblumenblüten werden in Teemischungen oder in pulverisierter Form in Dragees angeboten.

Teebereitung nur aus Schlüsselblumenblüten: Ungefähr 1,5 g (ca. 1 Teelöffel) Droge wird mit einer Tasse kochendem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 Min. abgesiebt. Als Hustenlöser alle 3 Stunden eine Tasse trinken.

STATUS

HOMÖOPATHIE

Primula veris - die frische, blühende Pflanze.
Anwendungsgebiet: Hautausschläge, Kopfschmerzen.

DIE SCHLÜSSELBLUME IM GARTEN

Die echte Schlüsselblume liebt sonnige Standorte, kommt aber auch mit Halbschatten zu­recht. Der Boden sollte locker und kalkhaltig sein. Schwere, verdichtete Böden müssen mit Sand und Gartenkalk aufbereitet werden.
Die Hohe Schlüsselblume, oder die Waldschlüsselblume gedeiht eher auf feuchten, nähr­stoffreichen, krautigen Wiesen. Sie brauch weniger Sonne und gedeiht am besten im Halbschatten.
Die Echte Schlüsselblume ist bestens geeignet, um im Garten eine wiesen ähnliche Ecke anzulegen. Wenn sie den langweiligen Rasen so aufgebessert haben, müssen sie im Frühjahr den ersten und zweiten Rasenschnitt ausfallen lassen. Bald wird sich das Gänseblümchen und das Wiesenschaumkraut dazu gesellen und sie haben den ersten Farbtupfer auf der Frühjahrswiese. Diese kleine Wiese brauchen sie auch nicht mehr zu düngen.

Echte Schlüsselblume (Primula veris)

Die echte Schlüsselblume steht unter Naturschutz und darf nicht ausgegraben werden. Besorgen sie sich Jungpflanzen in der Gärtnerei. Gepflanzt wird am am besten im Herbst in Abständen von etwa zehn Zentimetern. Einmal angepflanzt wird sich die Schlüsselblume von selbst erhalten.
Die robuste, mehrjährige und winterharte Pflanze ist sehr pflegeleicht. Die Schlüsselblume ist sehr unempfindlich gegenüber Schädlingen und muss höchstens in sehr heissen Sommern gewässert werden.
Sicher findet sich auch in Ihrem Garten ein Plätzchen für diesen liebenswerten Frühlingsboten.
Bei mir im Gartenbeet hat die Schlüsselblume Rosmarin, Salbei, Thymian und Lavendel als Nachbarn.

Sonstiges

Der botanische Name Primula veris stammt von lat. ‚prima' (= die erste) und ‚ver' (= der Frühling) ab. Im Volksglauben galt die Echte Schlüsselblume als Schutz- und Fruchtbarkeitsmittel. In der nordischen Mythologie zählte sie zu den Pflanzen, die von Elfen und Nixen geliebt und beschützt werden. Auch wird von einer Sagengestalt, der Schlüsseljungfrau, berichtet, die auf ihrer Krone einen grossen goldenen Schlüssel trägt und der Pflanze die Gabe verleiht, verborgene Schätze aufzuspüren.

Letzte Änderung: 10.03.2024 / © W. Arnold