Schwalbenwurz - Vincetoxicum hirundinaria
Vincetoxicum hirundinaria (syn. Alexitoxicum vincetoxicum, A. alba, Cynanchum vincetoxicum, Vincetoxicum album, V. officinale, V. vulgare)
Schwalbenwurz (syn. Sankt-Lorenz-Wurzel, Weisse Schwalbenwurz)
VORKOMMEN
Die kalkliebende Schwalbenwurz ist in Europa weit verbreitet; in Deutschland zerstreut, in Österreich häufig in allen Bundesländern vertreten. Als Standort werden trocken-warme, lichte Wälder und steinige Trockenrasen bevorzugt.
MERKMALE
Die Schwalbenwurz wird 30–100 cm hoch. Stängel und Blattstiele sind flaumig. Die Blätter sind gegenständig, eilanzettlich, lang zugespitzt, am Grunde gerundet oder herzförmig, ganzrandig und glänzend. Die Blüten sind in den oberen Blattwinkeln, in gestielten, knäueligen Blütenständen angeordnet. Die Krone mit Nebenkrone ist weiss bis gelbgrün, trichterförmig und fast bis zum Grund in 5 nach aussen umgerollte Zipfel geteilt. Die Früchte sind 3-5 cm lang, schlank-kegelförmig und zugespitzt. Die Samen sind mit einem seidigem Schopf ausgestattet.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Vincetoxici radix (syn. Radix Vincetoxici, Rhizoma Vincetoxici);
Schwalbenwurzel (syn. Giftwurzel, St. Lorenzkrautwurzel), der getrocknete Wurzelstock und die Wurzeln.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
15-Oxasteroidglykoside mit den Aglyka Hirundigenin und Anhydrohirundigenin. Ferner Alkaloide (ca. 0,02 %), unter anderem Tylophorin enthaltend, sowie Triterpene, Sterole und Phenolcarbonsäurederivate, Chlorogensäure und Sinapinsäure. Das Steroidglykosidgemisch Vincetoxin ist in den Samen zu etwa 0.5% und in der Wurzel zu etwa 1% enthalten.
PHARMAKOLOGIE
Früher wurde die Pflanze in der Heilkunde verwendet. Als Wirkstoffe sind besonders in den unterirdischen Organen Oxasteroidglykoside mit Saponin ähnlichen Eigenschaften (Vincetoxin) neben geringen Mengen an Isochinolinalkaloiden wie Tylophorin enthalten.
ANWENDUNG
Heute wird die Schwalbenwurz in der Schulmedizin nicht mehr genutzt. Die frühere Anwendung der unterirdischen Teile als harn- und schweisstreibendes Mittel ist veraltet. Allein der Name ist von dem ursprünglichen Gebrauch als Antidot gegen Schlangengift erhalten geblieben.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Keine Anwendung mehr! - gilt heute als Giftpflanze.
STATUS
- Kommission E: - keine Bearbeitung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Vincetoxicum hirundinaria HAB 1; Schwalbenwurz, die frischen Blätter.
Anwendungsgebiete: Entzündliche Prozesse, Virusinfektionen.
SCHWALBENWURZ IM GARTEN
Die Weisse Schwalbenwurz liebt kalkhaltigen, mageren und trockenen Boden sowie viel Sonne. Die Pflanze ist somit gut geeignet für den Steingarten. Die mehrjährige und winterharte Schwalbenwurz braucht keine weitere Pflege.
SONSTIGES
Der Gattungsname Vincetoxicum leitet sich vom lateinischen "vincere" (besiegen) und "toxicum" (Gift) ab und bezeichnet eine Pflanze, die als Antidot wirkt. Der Name Schwalbenwurz ist aus dem mittellateinischen Namen der Pflanze "hirundinaria" bzw. vom lateinischen "hirundo" (Schwalbe) abgeleitet und drückt die Ähnlichkeit der mit einem Haarschopf versehenen Samen mit fliegenden Schwalben aus. Weitere Trivialnamen sind auch Sankt-Lorenz-Wurzel, Sankt-Lorenzkraut sowie Weisse Schwalbenwurz.
Letzte Änderung: 28.04.2024 / © W. Arnold