Rostblättrige Alpenrose - Rhododendron ferrugineum
Rhododendron ferrugineum (syn. Chamaerhododendron ferrugineum);
Rostblättrige Alpenrose.
Bewimperte Alpenrose (Rhododendron hirsutum)
VORKOMMEN
Die Rostblättrige Alpenrose ist in der gesamten Alpenkette von den Seealpen bis nach Niederösterreich und den Pyrenäen. Auch auf dem Appenin und im südkroatischen Gebirge ist die schöne Pflanze zwischen 1500 und 2800 m Höhe anzutreffen. Bodensaure Nadelwälder, lichte Gebüsche, Zwergstrauchheiden und Krummholzgebüsche werden als Standort bevorzugt. Die Rostblättrige Alpenrose fehlt in den Karpaten. Die Pflanze meidet den Kalk, dort ist Rhododendron hirsutum (bewimperte Alpenrose) zu finden.
MERKMALE
Die Rostblättrige Alpenrose wächst als immergrüner, 0,5 bis 1 m hoher, reich verzweigter Strauch mit kräftigen, elastischen, graubraun berindeten Zweigen. Die Blätter sind immergrün, oval oder lanzettlich, 1,5–4 cm lang, ganzrandig, mit nach unten gebogenem Rand. Die Oberseite der Blätter ist dunkelgrün glänzend, unterseits sind sie zuletzt rostbraun und kahl. Die Blüten sind zu 6 bis 12 in doldigen Trauben am Ende der Zweige angeordnet. Die Krone ist leuchtend rot und ca. 1,5 cm lang. Die Blütezeit reicht von Juni bis August.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Rhododendron ferrugineum-Blätter (syn. Folia Rhododendri, Rhododendri ferruginei folium);
Alpenrosenblätter (syn. Rostfarbene Alpenrosenblätter), die getrockneten Laubblätter.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
In den Blättern wurde Rhododendrin gefunden. Arbutin ist nach der
Kommission E enthalten, nach HAGER ist Arbutin nicht enthalten. Die
Alpenrose ist auch für den Menschen giftig, wobei alle Pflanzenteile
(Blüten, Nektar, Blätter, und Früchte) den Giftstoff Acetylandromedol
(Grayanotoxin I) enthalten.
Gefunden wurde ausserdem Ursolsäure und Triterpene vom Friedelintyp.
PHARMAKOLOGIE (Kommission E)
Rhododendron-Arten können toxische Diterpene mit Andromedan-Grundgerüst
enthalten. Über das Vorkommen von Andromedan-Derivaten in Rhododendron ferrugineum existieren widersprüchliche Angaben. Fallberichte über Vergiftungen von Weidevieh durch Rhododendron ferrugineum deuten darauf hin, dass Verbindungen dieser Substanzgruppe tatsächlich
in den Blättern enthalten sein können. Symptome einer akuten
Grayanotoxinvergiftung sind Blutdruckabfall, Bradykardie, Krämpfe,
später Herzversagen und Atemstillstand.
Die chronische Toxizität der Verbindungen ist im Tierreich
relativ gering. Beim Menschen wurden u.a. nach Genuss von Honig die
folgenden Vergiftungssymptome beobachtet: Erbrechen, Durchfall,
Schmerzen und Krämpfe im Magen-Darm-Bereich, Gliederschmerzen,
Gleichgewichtsstörungen, Atemnot, zentrale Erregungszustände, Lähmungen
sowie Brennen und Juckreiz auf Haut und Schleimhäuten.
Bei langdauernder Einnahme besteht darüber hinaus durch das in
der Droge enthaltene Arbutin die Möglichkeit einer chronischen
Intoxikation durch Hydrochinon. Berichte über schwere Vergiftungen nach
der in der Volksmedizin früher üblichen Anwendung als Teeaufguss
(Tagesdosis 5-6 g Droge) liegen nicht vor.
ANWENDUNG (Kommission E)
Rostrote Alpenrosenblätter werden in der Volksmedizin ausschliesslich in Kombinationspräparaten bei Hypertonie, Muskel- und Gelenkrheumatismus, Arthrosen, Muskelverhärtungen, Muskelschmerzen, Bindegewebsschwäche, Neuralgien, Wetterfühligkeit, Ischias, Trigeminusneuralgie, Migräne, Kopfschmerzen, Intercostalneuralgie, Gicht, Steinbeschwerden sowie in Geriatrika bei Alterserkrankungen und -beschwerden angewendet.
Da die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten nicht belegt ist und Risiken bei der Anwendung entsprechender Zubereitungen nicht ausgeschlossen werden können, ist eine therapeutische Anwendung nicht zu vertreten.
STATUS
- Kommission E: - negative Bewertung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Rhododendron ferrugineum HAB 34; die getrockneten, beblätterten Zweige.
Anwendungsgebiete: Rheuma, Nervenschmerzen, Hodenentzündungen.
ALPENROSE IM GARTEN
Im Garten sollte man der Rostblättrigen Alpenrose an einem sonnigen oder
hellen halbschattigen Platz pflanzen. Als Substrat muss ein
humusreicher, kalkfreier, saurer, feuchter, aber wasserdurchlässiger
Boden gewählt werden. Preiselbeere, Heidelbeere, Rosenwurz und Arnika habe ich als Begleiter gepflanzt.
Die bewimperte Alpenrose benötigt hingegen eher kalhaltigen
Boden. Beide Arten kann jede gute Gärtnerei als Jungpflanzen anbieten.
Im Vordergrund grösserer Rhododenden und Azaleen kommt die
Rostblättrige Alpenrose gut zur Geltung. Unter einer Schneedecke
übersteht die Alpenrose gut die Winterzeit, in schneefreien Lagen sollte
man sie vor Frost durch das Abdecken mit Reisig schützen.
SONSTIGES
Diese Pflanzenart wird von Bergbauern auch „Rostzetten“ oder „Echte Alpenrose“ genannt. Als „echte Alpenrose“ kann man aber vielmehr die Alpen-Rose bzw. Alpen-Heckenrose oder Gebirgs-Rose (Rosa pendulina) bezeichnen, die wirklich zur Gattung der Rosen gehört.
Letzte Änderung: 24.04.2024 / © W. Arnold