Granatapfel, Grenadine - Punica granatum
Die Granatapfel hat keine anerkannte medizinische Anwendung. Saft, gepresstes Öl aus den Kernen und Zubereitungen werden als Nahrungsmittelergänzung gehandelt. Granatapfel wird traditionell auch als Aphrodisiakum verwendet.
VORKOMMEN
Als ursprüngliche Heimat des Granatapfelbaums gilt das südwestliche
Asien. Das heutige Verbreitungsgebiet umfasst den Mittelmeerraum
Vorderasien, Südafrika, südliches Asien, China, Australien, südwestliche
USA und Südamerika.
Der Granatapfelbaum hat gerne ein heisses und trockenes
Klima und stellt kaum Ansprüche an die Bodenqualität. Kulturformen
werden z.B. im Mittelmeergebiet, in Vorderasien, im südlichen
Kalifornien, Peru, Chile und Argentinien zur Gewinnung der Früchte
angebaut.
MERKMALE
Der Granatapfel wächst als sommergrüner kleiner Baum und wird oft als
Strauch kultiviert; er erreicht Wuchshöhen bis zu 5 Metern, wird bis zu 3
Meter breit und kann einige hundert Jahre alt werden. Die mehr oder
weniger gegenständigen Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite
gegliedert.
Die Blüten sind meist zu 1 bis 3 an den Zweigspitzen und
trichterförmig bis radförmig angeordnet. Der Kelch und der Achsenbecher
sind korallenrot (granatrot). Die bei einem Durchmesser von 5 bis 12
Zentimetern kugelige, apfelähnliche, anfangs grüne, später orangerote,
rote bis gelb-grüne oder rot-braune Frucht ist der Grenzfall einer
ledrigen Beere, da das Fruchtfleisch nicht fleischig ist, aber nicht
verholzt.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Granati cortex - (syn. Cortex granati, Cortex Punicae granati, Granatum); Granatbaumrinde (syn. Granatapfelbaumrinde), die getrocknete Rinde der Wurzeln, der Stämme und Zweige.
Granati radicis cortex (syn. Cortex granati radicis); Granatwurzelrinde, die Wurzelrinde, vorzugsweise im frischen Zustand.
Pericarpium Granati (syn. Cortex Granati fructuum); Granatapfelschalen.
Flores Granati (syn. Flores Balaustii, Flores Granati); Granatblüten.
Weitere Zubereitungen wie Presssaft der Früchte oder Samenöl
gelten nicht als Phytopharmaka, sondern als Nahrungsergänzungsmittel.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Gerbstoffe:
Fruchtschalen, Stammrinde und Blätter von Punica granatum enthalten Ellagitannine. Die Fruchtschalen enthalten bis zu 28 %
Gerbstoffe mit Punicalin (= Granatin D) und Punicalagin (= Granatin C)
als Hauptkomponenten. Gerbstoffbaustein beider Ellagitannine ist die
Gallagsäure. In den Fruchtschalen kommen ausserdem die ebenfalls
gallagsäurehaltigen Ellagitannine Granatin A und Granatin B vor. In den
Blättern wurden sowohl die Ellagitannine Granatin A, Granatin B,
Corilagin, Strictinin und Punicafolin und weitere Gallotannine
identifiziert.
Alkaloide:
Punica granatum enthält vor allem in der Rinde von Wurzel, Stamm und Zweigen
α-substituierte Piperidinalkaloide (Isopelletierin,
N-Methylisopelletierin und Pseudopelletierin). Das Holz ist
alkaloidarm, die Fruchtschale ist alkaloidfrei.
Phenole:
Die
Fruchtschalen, die Bätter und die Blüten enthalten Ellagsäure. In den
Blättern ausserdem Brevifolin. Im Granatapfelsaft wurden
Protocatechusäure, p-Cumarsäure, Chlorogensäure und Neochlorogensäure
nachgewiesen. Die Blüten enthalten Pelargonidin-3,5-diglucosid, die
Fruchtschalen und der saftreiche Samenmantel enthalten
Cyanidin-3-glucosid und weitere Glucoside.
Terpene, Steroide:
Alle Pflanzenteile enthalten reichlich Triterpene sowie geringe Mengen Sterole.
Sonstige Inhaltsstoffe:
Der Fruchtsaft enthält Borsäure, Oxalsäure, Äpfelsäure,
Ascorbinsäure, zahlreiche freie Aminosäuren sowie bis zu 11 % Glucose
und bis zu 20 % Invertzucker. Die Samen enthalten Mono-, Di- und
Triacylglycerole, freie Fettsäuren, Sterole und Sterolester sowie
Phospholipide und Cerebroside.
ANWENDUNG
Granati cortex - früher als Bandwurmmittel. Infolge schwerer Nebenwirkungen ist die Droge heute obsolet.
Granati radicis cortex - früher als Bandwurmmittel, mitunter auch gegen Spulwürmer.
Pericarpium Granati - als Adstringens, unter anderem bei Durchfall. Die Früchte von Punica granatum werden zur Herstellung erfrischender Getränke genutzt (s. Granatapfelsaft).
Flores Granati - Adstringens
Granatapfelsaft - Über 250 wissenschaftliche Studien
zeigen, dass der Granatapfel eine positive Wirkung bei
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Arthritis haben könnte.
Allerdings sind die meisten Studien nur auf Versuche mit Zellkulturen
oder Tieren beschränkt. Die Übertragbarkeit auf den Menschen bleibt
deshalb bis jetzt oft fraglich und muss in entsprechenden Studien belegt
werden. Bisher wurden sieben klinische Studien (zum Teil randomisierte
Doppelblind-Studien) zur Wirkung des Granatapfelsafts veröffentlicht,
und eine Phase-3-Studie mit 250 Patienten mit Prostatakrebs ist noch
nicht abgeschlossen.
STATUS
Presssaft der Früchte oder Samenöl gelten nicht als Phytopharmaka, sondern als Nahrungsergänzungsmittel.
- Kommission E: -keine Bewertung
- ESCOP: - keine Bewertung
- HMPC: - keine Bewertung
HOMÖOPATHIE
Punica granatum HAB 1, die getrocknete Rinde der oberirdischen Achsen und der Wurzeln.
Anwendungsgebiet: Magen-Darm-Störungen.
SONSTIGES
Die Frucht wird mehrfach im Alten Testament der Bibel erwähnt. Der
Granatapfel soll 613 Kerne haben, genauso viel, wie das Alte Testament
Gesetze enthält.
Der Granatapfel ist ein Symbol für Leben und Fruchtbarkeit,
aber auch für Macht (Reichsapfel), Blut und Tod. In der christlichen
Symbolsprache kann der Granatapfel für die Kirche als Ekklesia stehen,
als Gemeinschaft der Gläubigen. Er symbolisiert auch das Enthaltensein
der Schöpfung in Gottes Hand bzw. Vorsehung.
Letzte Änderung: 23.04.2024 / © W. Arnold